Das Tier war am frühen Mittwochmorgen auf der Strasse zwischen Disentis und Sedrun unter die Räder gekommen und getötet worden. Der Autofahrer habe den Vorfall sofort dem Wildhüter gemeldet, teilt das Bündner Amt für Jagd und Fischerei mit. Das junge Männchen stammt laut Amtsangaben wahrscheinlich aus dem diesjährigen Wurf des Stagias Rudels. Das Streifgebiet dieses Rudels erstrecke sich vom Oberalppass über Sedrun bis nach Disentis und durch das ganze Val Medel. Der getötete Wolf wird medizinisch untersucht.

Unfälle werden wahrscheinlicher

Gemäss den Bündner Behörden ist derzeit vermehrt damit zu rechnen, dass sich Wölfe auf der Futtersuche in Tälern und Siedlungsnähe aufhalten weil in höheren Lagen bereits Schnee liegt. Solche Beobachtungen sollten jeweils dem zuständigen Wildhüter gemeldet werden. Wegen dieses Verhaltens starben in Graubünden letztes Jahr sechs Wölfe bei Verkehrsunfällen.

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Die Karte des Amts Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden zeigt wahrscheinliche und bestätigte Sichtungen oder Spuren von Wölfen (rot) sowie Risse an Nutz- und Wildtieren (schwarz). (Karte Kanton GR)

Wölfe sind vielerorts in der Schweiz unterwegs

Herum streifende Wölfe wurden in den letzten Tagen auch in anderen Gebieten der Schweiz gesichtet. Beobachtungen wurden gemacht im Gantrisch-Gebiet im Berner Oberland, am Pilatus in der Innerschweiz, in Appenzell Ausserrhoden sowie im St. Galler Rheintal.

 

«Kein Grund zur Panik»

Die herumstreifenden Wölfe zeigten kein auffälliges Verhalten, schreibt die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) in einer Mitteilung. Sie stellten auch keine Gefahr für Menschen dar. 

Jungwölfe sind unterwegs

Es handle sich wahrscheinlich in erster Linie um Jungwölfe, die im Alter von etwa 18 Monaten das Rudel verlassen müssen. Sie sind mit den Gefahren ihrer Umwelt – z. B. Strassen – noch nicht vertraut, weshalb des häufiger zu Unfällen kommen könne. Das sei bei jungen Rehen nicht anders. 

Aktiv vertreiben, um sie scheu zu machen

Damit Jungwölfe eine gesunde Scheu vor dem Menschen lernen, sollten sie laut der Gruppe Wolf Schweiz aktiv aus Siedlungen vertrieben werden. So könnten die Tiere schlechte Erfahrungen mit Menschen machen. « Wölfe im Siedlungsgebiet und an Nutztierherden zu vertreiben, stellt keine Straftat dar, sofern sie dabei nicht verletzt werden, und ist nicht gefährlich», heisst es weiter. 

Keine «Problemwölfe»

Die GWS verweist in punkto Herdenschutz darauf, dass die in den letzten Wochen gerissenen Nutztiere fast alle ungeschützt gewesen seien. Man könne daher nicht von Problemwölfen sprechen. Ausserdem biete das geltende Jagdgesetz die Möglichkeit, nach Erreichen eines Schwellenwerts für die Anzahl Risse, problematische Wölfe abzuschiessen. 

Die Regulierung des Wolfbestands durch Abschüsse führe nicht nachweislich dazu, dass weniger Wölfe Siedlungen in ihr Streifgebiet aufnehmen, stellt die GWS klar.