Wie untersucht man unterirdische Gangsysteme mit weniger als einem Zentimeter Durchmesser? Forschende von Agroscope, der ETH Zürich und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften haben die Antwort darauf im Spital gefunden: Sie nutzten Stücke von Plastikrohren, um Bodenproben zu stechen und diese dann mit Hilfe der Röntgen-Computertomografie zu untersuchen. Die Resultate sind wortwörtlich sehenswert.
Von einfach bis verzweigt
Dank dieser ungewöhnlichen Methode konnte das Forscherteam die Bodennester verschiedener Wildbienenarten sichtbar machen. Sie unterscheiden sich in ihrer Grösse und Verzweigtheit, führen mal mehr oder weniger gerade nach unten und bilden andernorts ein Geflecht, das an Wurzeln erinnert. Vor allem sozial organisiert lebende Arten errichteten unterirdisch wahre Labyrinthe mit bis zu 200 Verzweigungen und Gängen mit bis 6 mm Durchmesser. Einige Nester reichten mehr als 40 cm tief in den Boden.
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Teilweise beständige Bauten
Während solitär lebende Wildbienen ihre Nester nicht wiederverwenden und im Lauf einiger Wochen wieder zerfallen lassen, bauen ihre sozial lebenden Verwandten ihre Werke für Länger: Manche blieben während der ganzen 16-monatigen Untersuchungszeit intakt.
Ingenieure im Untergrund
«Die Studie unterstreicht die wichtige Rolle der bodennistenden Wildbienen als Ingenieure des Ökosystems Boden», schreibt Agroscope in einer Mitteilung. Mit ihren Nestern verbessern diese Insekten die Bodengesundheit, indem sie den Untergrund auflockern, durchlüften und die Wasseraufnahmefähigkeit erhöhen.
Näher am Feldrand, unabhängig vom Pflug
Die Forschenden haben auch untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Dichte der Bienennester in Schweizer Ackerböden haben. 12 der beprobten Standorte mit Winterweizen im Südwesten der Schweiz waren konventionell gepflügt worden, an 13 weiteren arbeitete man pfluglos. Die Wahl des Verfahrens beeinflusste die Nestdichte aber nicht. Sie variierte von 0 bis zu 400 Nestern pro Hektare, im Mittel traten 101 Nest pro Hektare auf.
Allerdings befanden sich signifikant weniger Nester im Boden, je weiter weg vom Feldrand die Probe genommen worden war. Biodiversitätsförderflächen (BFF) in der Nähe erhöhten die Wahrscheinlichkeit, dass Wildbienen im Feld nisten, genauso wie Stellen mit unbedecktem Boden.
Kleine Felder von Vorteil
Da es sich bei den im Boden nistenden Wildbienen um wichtige Bestäuber handelt, lohnt sich – unabhängig von den positiven Wirkungen ihrer Nester – deren Förderung. Dafür ist es laut den Studien-Autoren sinnvoll, kleine Felder beizubehalten. Weitere Reihenabstände fördern baren Boden, was sich ebenfalls positiv auf die Wildbienen auswirken könne. Dies vor allem in Gegebenen mit blütenreichen BFF in der Nähe.