«Schnell, sonst sind alle Regenwürmer wieder weg», meint Stefan Eichholzer scherzhaft. Gerade hat er ein Grasbüschel am Rand der schwarzen Bahn aus Mulchfolie ausgerissen, um den Boden des Feldes für ein Foto zu freizulegen. Die Erde ist krümelig, von feinen Wurzeln durchzogen und Regenwürmer verschiedener Grösse sind darin unterwegs. Fruchtbar sieht das aus, und der Schnittlauch – der hier auf der Parzelle die Hauptrolle spielt – bestätigt den Eindruck mit sattgrünen Halmen.

Mit grosser Sorgfalt

«Schnittlauch ist für uns das A und O», erklärt Stefan Eichholzer zu dem viehlosen Betrieb, auf dem er als stellvertretender Leiter in einem 50-Prozent-Pensum angestellt ist. Als wichtigster Dünger kommt seit 18 Jahren Kompost der Gemeinde Berikon AG zum Einsatz. Die Kompostierungsanlage sei ein Einmannbetrieb, der mit viel Sorgfalt und Engagement geführt werde, lobt Eichholzer. «Der Betreiber, Thomas Stutz, verarbeitet Material aus der Grünabfuhr und der Forstwirtschaft sowie Schnittgut von Gärtnern», sagt der Landwirt. Die Anlage gelte als mittelgross, pro Jahr verarbeitet sie 5000 t Grüngut.

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Konstante Qualität

Obwohl je nach Saison unterschiedliches Material kompostiert wird (z. B. mit einem schwankenden Anteil Rasenschnitt), stellt Stefan Eichholzer keine Qualitätsunterschiede fest. Grössere Stücke seien dank eines neuen Siebs auch nicht mehr zu finden. «Wir verteilen im Frühling 50 bis 60 m3/ha mit dem Miststreuer, der Kompost wird anschliessend mit dem Pflug maximal 18 Zentimeter tief eingearbeitet», schildert der Aargauer. Es folgt ein Durchgang mit der Egge, bevor neuer Schnittlauch gepflanzt wird. Nach Getreide geschieht die Einarbeitung des Komposts oberflächlich per Grubber. «Der Phosphor im Kompost reicht, um die Kultur drei Jahre zu versorgen», so Eichholzer. Nach jedem Schnitt bekommt der Schnittlauch eine mineralische Stickstoffdüngung. Nach drei oder auch vier Jahren – je nach Zustand der unkrautunterdrückenden Mulchfolie – wird die Schnittlauchparzelle umgebrochen.

Nicht nur Stickstoff

MerkblätterWie Sie frischen und gereiften Kompost richtig einsetzenDonnerstag, 7. März 2024 Stefan Eichholzer bzw. sein Chef und Betriebsleiter Felix Baur sind seit dem Bau der Anlage in Berikon Kompostbezüger. «Die Alternativen wären Mist oder Mineraldünger», bemerkt Eichholzer. Hofeigener Mist steht auf dem viehlosen Betrieb aber nicht zur Verfügung. Mineraldünger wäre günstiger in Anschaffung und Ausbringung, weil das Verteilen des Komposts mit grösserem Aufwand verbunden sei. Aber ein m³ Kompost enthalte neben 1,6 kg Phosphor und 0,4 kg pflanzenverfügbarem Stickstoff auch z. B. Magnesium, Spurenelemente und verrottete Biomasse und bringe Struktur sowie biologische Aktivität in den Boden, betont Eichholzer. «Für die Bodenfruchtbarkeit ist das super.» Kurzzeitig sei vielleicht – was die Kultur betrifft – kein Unterschied zu Mineraldünger sichtbar. Über die Jahre hinweg hat der Aargauer aber beobachten können, wie sich die mit Kompost versorgten Böden verbessert haben. «Sie sehen ganz anders aus», sagt er, «sie sind durchlässiger geworden, im Frühling schneller befahrbar und mit grossen und kleinen Würmern belebt. Ausserdem hat sich die Wasserspeicherfähigkeit erhöht.»

Gratis zu beziehen

Den Kompost aus Berikon können Landwirte kostenlos beziehen, auch die Miete des Miststreuers wird übernommen. Schliesslich bezahlen jene, die ihre Grünabfälle oder Schnittgut abliefern. Den Traktor und den Fahrer stellt hingegen der Kompostbezüger. Das Interesse an dem wertvollen Dünger ist gross, berichtet Stefan Eichholzer, weshalb vor allem im Sommer – nach der Getreideernte – nicht immer die gewünschte Menge verfügbar sei. Kein Problem seien hingegen Unkrautsamen. «Thomas Stutz achtet bei jeder Anlieferung darauf, dass z. B. Blacken gar nicht erst in die Anlage kommen», so Eichholzer. Ausserdem würden doch vorhandene Samen die Heissrotte bei 70 Grad in der Miete nicht überstehen. Ganz im Gegensatz zu Plastikstückchen, die von Hand oder mit Sieben aussortiert werden müssen. In seltenen Fällen bleibe auch auf dem Feld noch das eine oder andere einzusammeln.

«Bei diesem Anblick hat noch keiner geflucht.»

Spaziergängern scheint ein Mistzetter voller Kompost sympathisch zu sein.

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Gut fürs Image

Neben der Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit sieht Stefan Eichholzer einen Imagevorteil beim Ausbringen von Kompost: «Der Betrieb liegt mitten im Dorf Berikon, aber im Gegensatz zur Spritze oder einem Güllefass hat beim Anblick eines Miststreuers voller Kompost noch keiner geflucht», erzählt er. Trotz seiner Begeisterung für Kompost, selbst Mieten anlegen würde er nicht. «Nein, nein, dafür fehlt mir die Zeit», winkt der Landwirt ab. Auf seinem eigenen Betrieb in Unterlunkhofen AG hält er Mutter-kühe, produziert Petersilie und Bundrüebli. Die hofeigene Gülle kommt auf Kunstwiesen, die anschliessend für den Gemüsebau umgebrochen werden. Den wenigen Mist aus dem Kälberschlupf setzt Eichholzer im Mais ein. Im Gegensatz zum Betrieb in Berikon wäre sein Hof in Unterlunkhofen auch zu weit von der Kompostieranlage entfernt, um Dünger von dort zubeziehen.

Eben, weil Kompost viele Vorteile hat und ein besonders natürlicher Dünger ist, fände es Stefan Eichholzer gut, wenn man dessen Ausbringung auch auf Ökoflächen erlauben würde. «Um den ausgehungerten Flächen etwas zurückzugeben», wie er sagt.

Betriebsspiegel

LN 11,5 ha
Kulturen Schnittlauch, Knollensellerie, Chinakohl, Winterweizen, Mais und Kunstwiese
Arbeitskräfte Felix Baur (Betriebsleiter), Stefan Eichholzer (stv. Betriebsleiter, 50 Prozent), je nach Saison Angestellte (300 bis 500 Stellenprozente)