Als Ewald Frie 1962 als eines von elf Geschwistern auf die Welt kam, war die bäuerliche Welt noch eine andere, auch im deutschen Münsterland, wo er als Bauernsohn aufgewachsen ist. In seinem Buch «Ein Hof und elf Geschwister» erzählt er von Zuchtbullen für die monatliche Auktion, Kühen und Schweinen auf der Weide, Pferden vor dem Pflug und einem Garten für die Selbstversorgung. Geprägt vom katholischen Glauben, bewirtschaften Eltern, Kinder und Hilfskräfte den Hof zusammen.
«Von der guten Wirtschaft meiner Mutter im Haus war der Erfolg des Hofes genauso abhängig wie von den landwirtschaftlichen Fähigkeiten meines Vaters», schreibt der Autor über diese Zeit.
Doch bereits in den 70er-Jahren ist vieles anders: Einst angesehene Bauern galten plötzlich als ärmlich und rückständig, ihre Kinder rochen nach Stall und schämten sich. Der Staat half bei der Ausbildung und der Hofübergabe.
Ewald Frie ist nicht nur Bauernsohn, sondern auch Historiker, er amtet als Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen. Er schrieb das Buch auf geschichtswissenschaftlicher Basis, aber auch lesefreundlich. Er führte Interviews mit seinen zehn Geschwistern, erzählt ohne Larmoyanz von eigenen und familiären Erfahrungen und verbindet so das Persönliche mit den zeitgeschichtlichen Zusammenhängen.
Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister– Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben
Verlag C. H. Beck, 191 Seiten