Marco Schaller, der auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Dotzigen aufgewachsen ist, beschreibt seine Motivation, den Beruf des Landwirts zu erlernen, als eine Kombination aus familiärer Tradition und persönlicher Leidenschaft. «Ich bin auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen und werde dereinst auch einmal den elterlichen Betrieb übernehmen», erklärt er.
Der junge Mann sieht in der Übernahme des Familienbetriebs nicht nur eine berufliche Chance, sondern auch eine persönliche Berufung: «Mir hat die Arbeit und der Beruf immer gefallen – und wenn man die Chance hat, einen Betrieb zu übernehmen, sollte man die auch packen», meint er.
Der elterliche Betrieb zeichnet sich durch eine spezielle Ausrichtung auf Ackerbau und Spezialkulturen aus – unter anderem mit einer fast sechs Hektaren grossen Baumnussplantage: «Wir sind spezialisiert auf Baumnüsse und bauen daneben ausserdem Kürbisse und noch etwas Haselnüsse und Beeren an», beschreibt Marco Schaller.
Wahl der Lehrbetriebe bestimmt die Breite
Die Ausbildung von Landwirtinnen und Landwirten in der Schweiz sieht vor, dass die Auszubildenden in jedem Lehrjahr ihren Lehrbetrieb wechseln, um vielfältige Einblicke und Erfahrungen zu sammeln. Der Ausbildungsweg von Marco Schaller, der sich aktuell in seinem zweiten Lehrjahr befindet, führt ihn darum durch verschiedene Lehrbetriebe, die ihm Einblicke in unterschiedliche Betriebszweige ermöglichen.
Von Milchwirtschaft bis zur biologischen Landwirtschaft, von Ackerbau bis zur Spezialkultur – Marco Schaller betont denn auch die Bedeutung dieser Vielfalt für seine Ausbildung: «Einen Lehrbetrieb zu finden, wie der meiner Eltern ist schwierig, aber ich habe schon geschaut, dass ich vielseitige Einblicke mit verschiedenen Betriebszweigen erhalte», sagt er.
«In allen meinen Lehrbetrieben gibt es Tierhaltung», erklärt Marco Schaller. Sein aktueller Lehrbetrieb bei Andreas Kunz in Ersigen zeichnet sich durch eine Kombination von Milchwirtschaft und Pferdehaltung aus. Besonders hervorzuheben ist auch die umfangreiche Gemüsepflanzung, die auch den Einsatz von Tunneln umfasst und deren Produkte direkt vermarktet werden.
Für das kommende Lehrjahr steht wieder ein Betriebswechsel an: «Auch auf dem nächsten Lehrbetrieb gibt es dann Tierhaltung und da werde ich ausserdem einen Einblick in die biologische Landwirtschaft erhalten, da der Betrieb biologisch geführt wird», berichtet der angehende Landwirt. Neben der Tierhaltung wird er dort ebenfalls mit Spezialkulturen wie Gemüse und Erdbeeren arbeiten.
Der Lehrbetrieb
Die Betriebszweige des Ulmenhofs von Andreas und Ursula Kunz in Ersigen sind vielfältig und beinhalten Ackerbau, Obstbau, Gemüsebau, Rindviehhaltung mit 12 Milchkühen und ein paar Mastkälbern, Pferdehaltung mit 17 Pensions- und eigene Pferden und Ponies sowie Freilandhühnerhaltung mit 200 Legehennen.
Auf 2,5 Hektaren werden Kartoffeln angebaut und rund 11,5 Hektaren dienen in Form von Dauerwiesen, Weiden und Kunstwiesen dem Futterbau. Daneben gibt es 120 Hochstammbäume und auf 35 Aren Frisch- und Lagergemüse für den Hofladen, wo ausser dem auch Eier, Fleisch, Obst, und Milchprodukte direktvermarktet werden.
Der Arbeitstag beginnt frühmorgens
Ein typischer Tag im Leben eines Landwirts beginnt früh, oft noch vor Sonnenaufgang. Marco Schallers Tagesablaufs reicht vom Stall bis zum Feld und umfasst eine Vielzahl von Aufgaben. «Wir fangen am Morgen um 5:30 Uhr im Stall an – misten, füttern und melken», beschreibt Marco Schaller die erste Etappe seines Tages.[IMG 2]
Nachdem die Kühe versorgt sind, widmet sich der angehende Landwirt weiteren Aufgaben. «Wenn ich im Kuhstall soweit fertig bin, helfe ich dem anderen Lehrling im Pferdestall aus und bringe Pferde in den Auslauf oder mache den Stall sauber», fügt er hinzu. Und dann steht auch Feldarbeit an: «Im Ackerbau gibt es auch immer wieder etwas zu tun», erklärt Marco Schaller. So lag der Fokus zuletzt auf der Bekämpfung von Unkräutern und dem Anpflanzen von Kartoffeln.
Herausforderungen und Vielseitigkeit im landwirtschaftlichen Alltag
«Am liebsten bin ich schon auf dem Feld und zuhause vor allem in der Nussplantage oder auf dem Kürbisfeld», gesteht der junge Mann und ergänzt: «Ich mag es abwechslungsreich – ich bin eher der Ackerbautyp und mag deshalb die Feldarbeit besonders.»
Doch der Beruf des Landwirts bringt auch Herausforderungen mit sich. «Auf dem Betrieb gibt es sicher immer wieder mal Herausforderungen – wenn es beispielsweise irgendwo nicht ganz so läuft wie es sollte», erklärt er. Und Marco Schaller spricht auch über die Umstellung bei jedem Lehrbetriebswechsel und die Notwendigkeit, sich neuen Gegebenheiten anzupassen. «Es braucht Geduld und Flexibilität», betont er, «man muss sich immer wieder umstellen und bereit sein, Neues zu lernen.»
Auch bei der schulischen Ausbildung kommt Marco Schaller gut zurecht. Diese fokussiert sich noch recht stark auch auf die Tierhaltung und auch wenn Marco Schaller den elterlichen Betrieb zukünftig dann weiter ohne Tiere führen möchte, anerkennt er den Wert dieses Bereichs für sein Verständnis des Gesamtbetriebs und betont die Vielseitigkeit der landwirtschaftlichen Tätigkeiten. «Landwirtschaft ist vielseitig und so lernt man auch in der Ausbildung viele Bereiche kennen – manche mehr und manche weniger», erklärt er.
Mit Offenheit und Disziplin ans Ziel
Auf die Frage nach den Perspektiven in diesem Berufsfeld zeigt sich Marco Schaller optimistisch. Neben verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten betont er die Bedeutung von Offenheit für Neues und Disziplin. «Es ist ein sehr interessanter Beruf, der eine gute Grundbildung gewährleistet», meint er. «Die Landwirtschaft ist eine Lebensschule – von daher würde es niemandem schaden, das Bauern zu lernen», ist der junge Mann überzeugt. So möge der Beruf des Landwirts zwar traditionell sein, gleichzeitig sei er aber auch von Innovation und Weiterentwicklung geprägt.
Neben den persönlichen Erfahrungen von Marco Schaller zeigt sich auch in der landwirtschaftlichen Praxis eine Dynamik von Tradition und Innovation. Moderne Technologien wie GPS-gesteuerte Traktoren, Drohnen zur Überwachung der Felder und automatisierte Melksysteme optimieren die Arbeitsabläufe und tragen dazu bei, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren.
Auch im Bereich der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes spielen Landwirte eine entscheidende Rolle. Die Bewirtschaftung von ökologischen Ausgleichsflächen, der Einsatz von umweltfreundlichen Anbaumethoden und die Förderung der Artenvielfalt sind wichtige Aspekte ihrer Arbeit. «Man muss offen sein für Neues», betont Marco Schaller. «Gerade wenn man jung ist, sollte man sich trauen, etwas auszuprobieren und etwas zu wagen – das bringt den ganzen Berufsstand weiter», erklärt er.