Sie sieht aus wie violetter Ingwer, etwas krumm, etwas uneben, wie eine mollige Knolle. Genau wie Ingwer ist sie nicht nur gut fürs Gemüt, sondern auch für den Körper. Vegetariern liefert sie viele Proteine, Sportlern viel Kalium, Diätfanatikern wenig Kalorien, Schleckermäulern einen süsslichen Geschmack und der restlichen Gesellschaft eine leckere Abwechslung.
Topform in allen Varianten
In vielen Sprachen wird die Knolle als Jerusalem Artischocke bezeichnet. Mit Jerusalem hat das wenig zu tun. Vermutlich ist dies eine Ableitung ihres italienischen Namens "girasole articiocco", Sonnenblumen-Artischocke. Denn im Geschmack ähnelt sie der Artischocke, vom Aussehen erinnert die Blüte an Sonnenblumen. Mit englischer Aussprache wurde aus girasole dann Jerusalem.
Sind die Blüten noch so schön, wir interessieren uns für die Wurzel. In welcher Form sie auf den Teller kommt, ist ganz den Vorlieben des Kochs oder der Köchin überlassen. Roh schmeckt sie eher nussig, gekocht leicht süsslich, mit Zitronensaft verfeinert wie Artischocke. Wer sich nicht so recht für das Wintergemüse erwärmen kann, bevorzugt vielleicht die flüssige Variante: Schnaps.
Zurück zu den Wurzeln
Den im deutschsprachigen Raum geläufigen, exotischen Namen hat die Wurzel einem brasilianischen Indianerstamm zu verdanken. Zirka 1610 war ein Vertreter der Topinambá beim Vatikan zu Besuch, als ein Name für eine neue Wunderknolle gesucht wurde, dank welcher Kanadier eine Hungersnot überlebten. Fortan wurde Topinambur in Europa und besonders Frankreich als Delikatesse gefeiert, in Deutschland war die Kartüffel ein Grundnahrungsmittel. Bis die Kartoffel kam.
Jetzt ist wieder die Zeit der Topinambur. Vielleicht (noch) nicht in der Alltagsküche, doch als Delikatesse wird die Topinambur bereits wieder in Ehren gehalten.
Alexandra Carter, lid