"Einen solchen Alpsommer würden wir uns immer wünschen", sagt Erich von Siebenthal, Präsident des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes (SAV). Die meisten Älpler seien nach diesem Wochenende zurück im Tal. Sie freuten sich über einen sehr trockenen und warmen Sommer auf der Alp. Die Temperaturen erinnerten zeitweise an den Hitzesommer 2018. Trotzdem kam der Regen "immer zur rechten Zeit", wie Siebenthal begeistert erzählt.
Zäher Start im Mai
Am Anfang der Saison waren die Älpler aber noch nicht so euphorisch. Viele mussten den Aufzug verschieben, weil das Wetter nicht mitspielte. So war es lange kühl und es lag noch Schnee. Dadurch verloren die Älpler einige kostbare Tage. Sie sind nämlich auf die Leistungsabgeltungen des Bundes angewiesen, welche nur vollumfänglich ausbezahlt werden, wenn mindestens 75 Prozent und höchstens 110 Prozent der 100 vorgegebenen Alptage bestritten werden.
Zudem mussten einige Alpen die Saison verfrüht beenden. Ein kleiner Wermutstropfen nach der sensationellen Saison. Auch Markus Grossen ist kürzlich mit seiner Familie von der Engstligenalp bei Adelboden BE zurückgekommen. Wegen den guten Bedingungen konnten sie ein grosse Menge Käse herstellen, wie er auf telefonische Anfrage sagt. «Die Älpler haben sich wie immer viel Mühe gegeben und viel und sehr guten Käse hergestellt», ergänzt Erich von Siebenthal.
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Mangel an Melkern
Die Melker für den guten Käse waren heuer hingegen rar. Bereits im Juni wurden sehr viele Arbeitskräfte gesucht, wie Barbara Sulzer vom Alpofon sagt. Die Organisation vermittelt Arbeitskräfte bei Arbeitsausfällen. «In den vergangenen 3 bis 4 Jahren gab es immer weniger Arbeitskräfte», so Sulzer. Woran es liege, sei schwer zu beurteilen. Es gebe viele Gründe. Etwa spiele auch die allgemeine Wirtschaftslage eine Rolle. Wenn die Wirtschaft rund läuft, würde die Arbeit im Tal eher für einen Alpsommer unterbrochen. Andernfalls habe die Arbeitsplatzsicherheit Vorrang. Zudem hätten viele Älpler nur kurze Einsätze gemacht. So mussten die Betriebe ihre Mitarbeiter oft "zusammenpuzzeln", was auch zu Ausfällen führte.
Am meisten gesucht waren die Melker. Sennen werden generell weniger gesucht: "Im Konfliktfall wird eher der Zusenn entlassen", erklärt Barbara Sulzer. Die meisten Ausfälle habe es in Teams gegeben. "Es kann vorkommen, dass Anfänger es körperlich nicht schaffen, oder das Team harmoniert nicht."
960 Mal für Rinder abgehoben
Vollen Einsatz zeigte dieses Jahr ausserdem die Rega. Sie organisierte bis Mitte September 960 Einsätze, für verletzte, abgestürzte, verirrte oder tote Kühe und Rinder in den Alpen, wie es auf Anfrage heisst. Letztes Jahr waren es im gleichen Zeitraum 1200 Einsätze. Die Zahlen hängen stark von den Witterungsverhältnissen der Saison ab, so Corina Zellweger von der Rega.
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Rund 1100mal pro Jahr kommt in der Schweiz zu einem Helikoptereinsatz, um verletztes oder totes Rindvieh zu bergen. (Grafik BauZ/Daten Rega)
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