Der hochgerechnete Buttermangel beträgt für 2020 nicht weniger als 3200 Tonnen. Davon sind bereits rund 1900 Tonnen importiert worden, 1000 Tonnen aufgrund eines Gesuchs von Ende Mai und 900 Tonnen mit Hilfe von bestehenden Konzessionen. Es bleibt also ein Manko von 1300 Tonnen Butter.
BLW dürfte zustimmen
Nun hat die Branchenorganisation Milch (BOM) beschlossen, beim Bund eine weitere Tranche zu beantragen, wie sie am Freitagmittag mitgeteilt hat; diesmal im Umfang von 1800 Tonnen. Die Differenz von 500 Tonnen zwischen Antrag und Bedarf wird in einem ebenfalls mitversandten Faktenblatt wie folgt begründet: «Für eine sichere Inlandversorgung braucht es ein etwas grösseres Lager als nur das Minimum», so die BOM. Würden nur 1300 Tonnen importiert, so bestehe die Gefahr, dass in der Weihnachtszeit das Lager bereits wieder leer sei.
Aufgrund der Einreichung des Gesuchs durch die BOM darf man mit einer baldigen Zustimmung durch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) rechnen. Dieses legt jeweils hohes Gewicht darauf, dass ein breiter Konsens in der Branche vorhanden ist.
SMP forderten Erhöhung der Fettpreise ausserhalb Butter
Wie verschiedene Sitzungsteilnehmer in der zuständigen Arbeitsgruppe der BOM erklären, sei um das Gesuch hart gefeilscht worden. Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) hatten sich am Mittwoch nach der letzten Sitzung noch ablehnend gezeigt, das Gesuch zu unterstützen.
Voraussetzung dafür sei ein weiteres Preissignal zugunsten der Produzenten: «Der aktuelle Mangel an Rahm/Milchfett ist für die Produzenten die logische Begründung, die Milchfettpreise auch ausserhalb der Butter anzuheben», hiess es in der Medienmitteilung vom Mittwoch unter anderem. Im Zuge der Diskussion um das erste Importgesuch von Ende April war es den Produzentenvertretern gelungen, den Preis für verbutterte Milch um 0,6 bis 1 Rappen zu steigern.
«Niemand hat den Tisch mit leeren Händen verlassen»
Ob nun weitere Zugeständnisse gemacht wurden, ist unbekannt. Die Sitzungsteilnehmer hätten diesbezüglich Stillschweigen vereinbart, sagt Stefan Kohler, Geschäftsführer der BOM. Man könne aber davon ausgehen, dass niemand den Verhandlungstisch mit leeren Händen verlassen habe. Allerdings ist ebenso wenig davon auszugehen, dass sich die Milchproduzenten mit ihrer Maximalforderung durchsetzen konnten.
Dies bestätigte sich im Lauf des Nachmittags durch eine Medienmitteilung der SMP. Man habe den 1800 Tonnen unter der Bedingung zugestimmt, dass:
- die Erlöse aus den Importabschöpfungen bei der Butter für die «Milch» eingesetzt werden und zu den Milchproduzenten fliessen.
- der Umbau der Exportstützung bei den Fonds der BOM so vorangetrieben wird, dass mehr Milchfett im Inland zur Verfügung steht und weniger mit Fondsmitteln exportiert wird. Diese Entscheide lägen mit Wirkung per 1. Januar 2021 vor.
Massnahmenpaket zur Milcheiweiss-Stützung in Vorbereitung
Die erste Forderung dürfte schwierig zu realisieren sein, da die Importrente beim Bund landet (s. Kasten) und er kaum neue Beitragsformen schaffen wird, um dieses Geld zusätzlich zu den Produzenten transferieren.
Was den zweiten Punkt angeht, laufen seit längerem Gespräche in einer Arbeitsgruppe der BOM. Ziel ist ein Massnahmenpaket mit dem unter anderem das Milchprotein als schwächelnder Verwertungspartner der Butter preislich gestütz werden soll.Der Vorstand der BOM will sich im August mit den entsprechenden Anträgen der AG befassen. Anschliessend müsste diesen auch eine ao. DV zustimmen, wenn die Beschlüsse per Januar 2021 umgesetzt sein sollen, die nächste ordentliche DV der BOM ist erst im Frühjahr 2021 auf dem Programm.
Bund streicht mit der ersten Tranche 5 Mio Fr. ein
Das im April beantragte zusätzliche Importkontingent von 1000 Tonnen ist vollumfänglich an die Branchenorganisation Butter (BOB) gegangen. Das Resultat der Versteigerung vom 27. Mai ist unterdessen publiziert. Die BOB erhielt den Zuschlag dank dem höchsten Gebot. Sie bezahlt pro Kilo Fr. 5.18 an Zoll an den Bund, der damit auf einen Schlag gut 5 Mio Fr. einstreicht. Dies habe die BOB zum Schutz der ganzen Branche getan, so Vorstandsmitglied Markus Willimann. Wäre das Kontingent zu günstig versteigert worden, so hätte dies riesigen Preisdruck auf den Schweizer Milchpreis ausgelöst.