Pro Jahr gehen dem Schweizer Detailhandel nach Angaben der Swiss-Retail-Federation 8 Millionen Franken durch die Lappen, die Schweizer(innen) als Einkaufstouristen im Ausland ausgeben. Der Verband der Detailhandelsunternehmen hat Debit- und Kredittransaktionen analysiert und stellt fest, dass im ersten Halbjahr 2023 wieder deutlich mehr ennet der Grenze eingekauft worden ist.

Klar über dem Vorjahr

AboKunden im Einkaufszentrum «Lago» in Konstanz (Deutschland), aufgenommen am 15. Juni 2020. An diesem Tag wurden die Grenzen nach dem Lockdown wieder geöffnet. (Bild Keystone/Gian Ehrenzeller)EinkaufstourismusAnalyse zum Einkaufstourismus: Kühlt die Shoppingliebe über die Grenze langsam ab?Montag, 9. November 2020 Im Vergleich zu 2022 habe der Einkaufstourismus um 10,2 Prozent zugenommen, teilt die Swiss-Retail-Federation mit. Am stärksten betroffen von diesem Wachstum des Einkaufsvolumens im Ausland seien die Grenzkantone wie die beiden Basel, Genf, Jura, Neuenburg, St. Gallen und das Tessin. In diesen Kantonen sei es für den Detailhandel von «existenzieller Bedeutung», gegenüber dem grenznahen Ausland wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch durch geltende Gesetze werde der Einkaufstourismus mit falschen Anreizen zusätzlich begünstigt.

Initiativen werden nicht umgesetzt

So habe es zwar bereits mehrere kantonale Initiativen gegeben, die zwar vom Parlament angenommen, aber noch immer nicht umgesetzt worden seien. «Nach wie vor wird der In- und Auslandkonsum steuerlich unterschiedlich behandelt», kritisiert die Swiss-Retail-Federation: Für Einfuhren bis zur Wertfreigrenze von 300 Franken kann man sich die ausländische Mehrwertsteuer rückerstatten lassen und muss gleichzeitig keine schweizerische bezahlen. Es handelt sich nach Meinung des Detailhandels daher um einen doppelten Steuervorteil für Auslandseinkäufe.

Wertfreigrenze senken

Damit die Schweizer Kundschaft nicht steuerlich schlechter gestellt wird, brauche es Anpassungen. Konkret nennt die Swiss-Retail-Federation eine Senkung der Wertfreigrenze auf 50 Franken als «pragmatische Lösung». Dieser Wert entspreche der Bagatellgrenze in Deutschland: Ab 50 Euro können Schweizer Einkaufstouristen die deutsche Mehrwertsteuer zurückfordern.

«Die Wertfreigrenze ist ein massgeblicher Treiber des Einkaufstourismus», ist sich der Verband sicher. Eine Studie der Uni St. Gallen habe gezeigt, dass mit einer Senkung dieser Grenze auf 50 Franken die Kundschaft rund 33 Prozent weniger Einkäufe im Ausland tätigen würde.

Insgesamt sei gerade in den Grenzkantonen dafür zu sorgen, dass der inländische Detailhandel nicht durch bundesrechtliche, kommunale oder kantonale Regulierungen bzw. Standortfaktoren wettbewerblich benachteiligt werde.