Nach einer zweijährigen Aufbauphase war es am Dienstagmorgen endlich so weit. Auf dem Betrieb von Barbara und Daniel Rutz in Mosnang SG präsentierten die Projektverantwortlichen die Eckpunkte des Programms «Aldi Bio Weide Rind» (ABWR). Familie Rutz ist vor einem Jahr aus der Biomilchproduktion ausgestiegen, hat den Auslauf um einen überdachten Tiefstreubereich erweitert und mästet seit Dezember 2018 32 Tiere fürs ABWR-Programm.
Absatzkanal für männliche Milchrassenkälber
Die Ausführungen von Thomas Eberle, Buying Director bei Aldi Suisse, und Eric Meili, Berater am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), zeigten, dass das Aldi Bio Weide Rind nicht einfach ein weiteres Weidemastlabel ist. Es geht in einigen Punkten weiter als die bereits bestehenden Programme.
Das sind die Kernpunkte des Aldi Bio Weide Rind:
- Mast von Milchrassenkälbern: Mit dem ABWR wird für die rund 20'000 männlichen Biokälber von Milchrassen, die jährlich in die konventionelle Mast gehen, ein Absatzkanal geschaffen.
- 150 Tage abtränken: Frühestens nach 150 Tagen verlassen die Kälber den Geburtsbetrieb. Das eigene Immunsystem ist zu diesem Zeitpunkt stabil. Der Antibiotikaeinsatz kann so auf ein Minimum reduziert werden.
- Stabiler Preis: Der Preis ist über das ganze Jahr gleich und unabhängig vom Bankviehpreis der QM-Munis. Schwere Tiere fallen nicht aus dem Programm. Ab 320 kg gibt es zwar Abzüge, die werden aber durch das Mehrgewicht kompensiert. Der momentan festgelegte Preis liegt bei 10.70 Fr. pro kg Schlachtgewicht.
Nach etwa zwei Jahren Mastzeit erreichen die Tiere ihre Schlachtreife. Eric Meili hielt fest: «Milchrassen brauchen länger, bis sie Fleisch ansetzen. Man muss Geduld haben und dem Tier diese Zeit geben.» Die Tiere würden halt in der Taxation ein T oder ein T- machen, «aber dafür ist die Qualität des Fleisches hervorragend». Kraftfutter und Mais sind im Rahmen des GMF-Programms erlaubt. Auf dem Betrieb Rutz kommen die Tiere nur mit Weidegras, Heu und Silage aus. Verbringen die Tiere den Sommer auf der Alp, so wird dies ebenfalls angerechnet.
In 46 Filialen erhältlich
Bisher beteiligen sich 70 bis 80 Betriebe am Projekt. «Wir brauchen aber deutlich mehr», stellte Thomas Eberle in Aussicht. Im Moment werden pro Woche zehn Tiere geschlachtet. Die Produkte sind seit letzter Woche in 46 ausgewählten Aldi-Suisse-Filialen erhältlich. Auch bei der Verpackung hat man sich Gedanken zur Nachhaltigkeit gemacht. Dank einer speziellen Flatskin-Verpackung bei einigen Produkten soll der Plastikverbrauch um 70 Prozent reduziert werden.
Für Eberle wie auch für Meili ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Eberle: «Das Aldi Bio Weide Rind ist ein vielfältiges und schweizweit einzigartiges Weidemastprojekt. Aldi Siusse übernimmt Verantwortung und sorgt dafür, dass auch männliche Milchrassenkälber auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen dürfen.» Auch Biobauer Daniel Rutz ist vom Programm überzeugt: «Es ist sinnvoll und richtig, dass die Milchrassenkälber im Biokanal bleiben.»
Hier erfahren Sie noch mehr über das Aldi Bio Weide Rind.