Die Bahnhofhalle des Zürcher Hauptbahnhofs bietet Platz für einen der grössten Indoor-Weihnachtsmärkte Europas. Die Nachfrage ist gross, Durchgangskundschaft aber auch Besucherinnen udn Besucher, die gezielt an den Markt kommen, schieben sich in Spitzenzeiten durch die schmalen Gassen zwischen den Ständen. Wie an jedem Weihnachtsmarkt wird auch in Zürich viel Kulinarisches angeboten. Im Lokal direkt gegenüber des Markts gibt es Glühwein mit Amaretto, die Tasse für 13 Franken 50. Auch der holländische Käse hat einen stolzen Preis. 110 Franken für das Kilogramm, wie «20 Minuten» im Dezember auf dem Online-Portal berichtete.
Konsument fühlt sich betrogen
Aufgekommen war die Diskussion um den «überteuerten Käse» auf der Online-Plattform Reddit. «Es war nicht einmal Schweizer Käse – es war holländischer», schreibt dort ein Nutzer. «I feel scammed», berichtet er weiter. Er fühle sich betrogen, heisst es bei «20 Minuten». Damit sei er nicht der einzige. Auch weitere Nutzer hätten sich auf dieser Plattform über den Preis aufgehalten.
Auch MitarbeiterInnen der BauernZeitung waren in Zürich. Auch ihnen fielen die hohen Preise für einzelne Produkte auf. Spanisches Aufbackgebäck mit Käse gefüllt oder eben holländischer Gouda in allen möglichen Farben und Geschmacksrichtungen. Schweizer Produkte wurden im Vergleich nur wenige angeboten.
Interview mit Vertretern der Milchbranche gibt Antworten
Im grossen Weihnachts-Interview mit Boris Beuret, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP) und Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch (BOM), hat die BauernZeitung unter anderem über das Angebot am Zürcher Weihnachtsmarkt gesprochen.
BauernZeitung: Am Weihnachtsmarkt in Zürich kann man zig Sorten an ausländischem Käse kaufen. Schweizer Käse gibt es kaum. Was läuft hier falsch?
Boris Beuret: Der Grund, dass solcher Käse verkauft wird, ist die Marge. Hier kann man Geld verdienen. Parallel dazu müssen wir sagen, dass wir uns in der Schweiz noch zu wenig dazu bewegt haben, Alternativen anzubieten. Natürlich gibt es bereits gute Beispiele, wie Züger Frischkäse Filona als Ersatz von Philadelphia – aber zu wenige.
Stefan Kohler: Nehmen wir den Mozzarella-Markt: Warum ist der Mozzarella aus Italien im hiesigen Detailhandel teurer als der Schweizer Mozzarella? Der Rohstoff ist billiger, die Verarbeitung ist billiger, die Skaleneffekte sind viel grösser. Italien hat ohnehin zu wenig Milch für all den Mozzarella, den man exportiert. Die Rohstoffe und teilweise auch Rohkäse werden aus ganz Europa zusammengeführt. Warum wird der Käse aber teurer verkauft? Es gibt keine andere Erklärung, als dass das Produkt durch eine gut klingende Marke aufgepeppt wird und die Konsumentin und der Konsument bereit sind, für den italienischen Mozzarella mehr zu bezahlen. Der Detailhandel ist nicht dumm und nutzt das aus. Das ist bei vielen anderen importierten Käsetypen so. Man will eigentlich bei solchem Käse nicht wissen, woher die Milch genau kommt, aus der er produziert wird. Unter Haltungsbedingungen produziert, die weit unter unserem Niveau in der Schweiz liegen. Am Schluss ist dieser Mozzarella aber teurer im Laden. Da können wir uns die Frage stellen, was wir falsch machen.