Der Beschluss der Branchenorganisation Milch (BOM) klingt im ersten Moment gut, hält Big-M in einer Mitteilung fest. Das Gremium hat eine Erhöhung des A-Milch-Richtpreises um 3 Rappen per 1. Januar 2023 beschlossen. Angesichts der ebenfalls gestiegenen Abzüge hält sich die Freude aber in Grenzen und die Basisorganisation für einen fairen Milchpreis doppelt nach: Ausgehend vom Index des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) wäre laut ihr mehr drin gelegen.
Der Index zeigt 83 Rappen
«Sowohl für den Richtpreis ab Oktober als auch für jenen ab Januar lag der Index bei 83 Rappen», erläutert Big-M. Das wären 2 Rappen mehr als die von der BOM beschlossenen 81 Rappen.
Da beim Ausbleiben einer Einigung innerhalb der BOM automatisch der Indexpreis gelten würde, bringt die Basisorganisation ihr Unverständnis zum Ausdruck: «Warum in aller Welt haben die 10 Produzentenvertreter einer zu geringen Erhöhung zugestimmt?» Gegenüber der BauernZeitung machte BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler unter anderem Probleme beim Käse-Export und den Richtpreis-Entscheid im Frühling geltend.
Grosses Schweigen überall
Im Weiteren wundert man sich darüber, dass es weder eine Stellungnahme noch einen Kommentar zum Verhalten der Produzentenvertreter gebe. «Wird uns eine unangenehme Wahrheit verschwiegen?», mutmasst Big-M. Schon seit Jahren seien die Produzentenvertreter in der Kritik. Das grosse Schweigen in der aktuellen Situation nach dem BOM-Beschluss schaffe da auch kein neues Vertrauen.
Nicht das Mögliche herausgeholt
Fakt und bittere Wahrheit sei, dass die Produzentenvertreter aus der knappen Marktlage nicht einmal das herausgeholt hätten, was gemäss Richtlinien der BOM im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Nach Angaben von Big-M läge schon seit Oktober 2022 der A-Richtpreis bei 83 Rappen, hätte man auf der Einhaltung der Richtlinien bestanden.
Der Auszahlungspreis werde sinken
Die Basisorganisation vergleicht die Lage in der Schweiz mit dem Nachbarland Deutschland. Während hierzulande in den vergangenen zwei Jahren der A-Milchpreis um 10 Rappen gestiegen sei, betrage der Anstieg in Deutschland im selben Zeitraum mehr als 50 Prozent. Hinzu komme, dass auf der Milchgeldabrechnung immer noch 30 Prozent der Menge als B-Milch mit einem tieferen Preis abgerechnet werde. «Mit den um 2 Rappen erhöhten Abzügen wird der Auszahlungspreis für alle Milchbauern ab dem 1. Januar 2023 sogar sinken.» In einer krisengeschüttelten Zeit und angesichts immer mehr Landwirt(innen), die aus der Milchproduktion austeigen, wertet Big-M das als schlechtes Signal.