«Nach den Wahlergebnissen vom Oktober 2019 sollten für uns eigentlich goldene Zeiten herrschen», sagte Hansueli Müller an der Mitgliederversammlung von Bio Gemüse Schweiz (BGS) vom Mittwoch in Holziken. Dem sei aber nicht so, sagte der Präsident des Verbands. Ähnlich wie bei der Milch gebe es auch auf dem Biogemüsemarkt Absatzschwierigkeiten.
Migros-Ausschreibungen sorgen für Ärger
«Sobald es etwas kostet, erschrecken viele grüne Wähler ob ihrem Mut», bilanzierte Müller. 2018 habe es dank den 25-Jahr-Jubiläumsaktivitäten von Coop Naturaplan und der trockenen Witterung dazu geführt, dass es nie Überschüsse gab. 2019 habe das aber anders ausgesehen.
In diesem ohnehin engen Markts sorgt das Verhalten von Migros, namentlich Migros Aare für zusätzliche Verstimmung. Die Regionalgenossenschaft hat angefangen, Ausschreibungen für fixe Jahrespreise zu machen. Hansueli Müller betonte, dass dies kein illegales Vorgehen sei, «aber diese Ausschreibungen lösen eine endlose Spirale gegen unten aus», sagte er mit Blick auf die Preise.
Laut dem BGS-Präsidenten sind es nicht nur Neueinsteiger «mit gefüllter Kriegskasse», die hier für Sorgenfalten sorgen: «Ich bin überrascht, wie weit hier gestandene Produzenten die Hosen runtergelassen haben», sagte Müller, ohne Namen zu nennen.
Transparenz erschwert - Preise sind geheim
Das Problem ist erkannt, wie die ausführliche Diskussion im Anschluss an die Intervention des Präsidenten zeigte. Dieser fragte die Mitglieder, was sie wollten in Bezug auf den weiteren Umgang mit den Ausschreibungen.
Zum Schluss des Traktandums erhielt er ein einstimmiges Verdikt: Der Vorstand soll sich sowohl via den Dachverband, dem Verband Schweizerischer Gemüseproduzenten (VSGP) wie auch via Bio Suisse und die Produzenten, welche mit den Preisen unten rein gehen stark machen für mehr Transparenz und fairen Handel. Offen ist noch, ob das Treffen des BGS-Vorstands mit Migros-Vertretern von Ende Januar Ergebnisse zeitigen wird.
Transparenz ist bisher erschwert. Laut den Verträgen, welche die Produzenten mit Migros abschliessen, sind die darin festgelegten Preise geheim, so die übereinstimmenden Aussagen mehrerer Sitzungsteilnehmer. Ob es gelingen wird, daran etwas zu ändern, wurde allerdings angezweifelt.
VSGP lehnt Ausschreibungen ebenfalls ab
Unterstützung gibt es dabei vom Dachverband. VSGP-Direktor Matija Nuic sagte, der leitende Ausschuss des Verbands habe letzten Herbst beschlossen, dass man Ausschreibungen der erwähnten Art nicht unterstützt. Dieselbe Problematik gebe es im Übrigen auch im konventionellen Gemüsebau, wobei das System Ausschreibungen hier offenbar schon stärker verankert ist.
Ilona Stoffel, Product-Managerin Gemüse von Bio Suisse ihrerseits sagte, es gebe Fairtrade-Regeln, die für alle Produzenten mit Knospe gelten. Allerdings sei es schwierig, zu handeln, weil man wegen der marktbeherrschenden Position von Bio Suisse bzw. der Knospe auf dem Biogemüsemarkt schnell mit der Wettbewerbskommission ins Gehege zu kommen droht.
Biogemüsler wollen separates Marketing fortführen
Im Anschluss diskutierten die Mitglieder die Frage des Biogemüse-Marketings unterstützt mit Absatzförderungsmitteln des Bundes. Bis anhin bezahlten einige wenige grosse Player den Branchenanteil, neu müssen sich auch kleinere Produzenten stärker beteiligen. Die Versammlung stimmte mit grossem Mehr für ein fortgesetztes Marketing von Biogemüse mit Abzug via Bio Suisse und einer Kostenbeteiligung der Produzenten zwischen 6 und 12 Fr./ha.
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