Im Frühjahr 2022 lancierte der Thurgauer Obstverband gemeinsam mit Pro Natura und Ökohum das Projekt «Blumenwiesen in Obstgärten». 30 Obstbaubetriebe im Kanton beteiligten sich an der Aktion und säten am Rande ihrer Obstanlagen eine einjährige Saatmischung mit einheimischen Blumen an. Am 6. September zogen die Verantwortlichen in Kümmertshausen eine erste Zwischenbilanz – und diese fällt positiv aus.
Nicht nur etwas fürs Auge
«Die Idee hinter dem Projekt ist, dass Insekten auch nach der Blüte der Apfelbäume Nahrung finden», führte Stefan Anderes, Vorstandsmitglied Thurgauer Obstverband, aus. Die Betriebe, die mitmachten, hatten Streifen in der Grösse zwischen 10 und 100 m2 angesät. Das sei auch das Ziel, so Anderes. Es gehe darum, dort etwas zu machen, wo es möglich sei, ohne die Bewirtschaftung einzuschränken. Das Saatgut wurde den Betrieben gratis abgegeben.
Kathrin Wittgen von Pro Natura Thurgau sprach von einer gelungenen Aktion. Sie hielt vor den Medienvertretern fest: «Die Blühstreifen sind eine willkommene Nahrungsquelle für Insekten und bieten Kleinlebewesen einen Rückzugsort.» Auch jetzt, wo die Mischung abgeblüht sei, habe sie noch einen grossen Wert für Insekten, Vögel, Kleinsäuger oder auch Hasen.
«Solche Blühstreifen sind ein Allrounder für die Natur.»
Katrin Wittgen, Pro Natura Thurgau
Direkter Nutzen erwiesen, aber nicht bezifferbar
Dem pflichtete Reto Leumann, in dessen Obstanlage der Anlass stattfand, bei. «Auch wenn die meisten Pflanzen nun verblüht sind, halten sich hier noch Insekten und Kleinlebewesen auf.» Er machte aber klar, dass der Aufwand zum Anlegen des Blühstreifens für den Bauern nicht zu unterschätzen sei. Als negative Begleiterscheinung erwähnte er, dass sie mehr mausen mussten in der Obstanlage.
«Der direkte Nutzen ist schwierig zu beziffern, aber wir profitieren sicher von der Blumenwiese, in der sich viele Nützlinge aufhalten.»
Reto Leumann, Obstbauer
Die Beteiligten zogen eine positive Bilanz. «Wir möchten das Projekt im nächsten Frühjahr fortführen», kündigte Stefan Anderes an. Er hofft, dass noch mehr Bauern solche Blumenwiesen-Streifen um ihre Obstanlagen anlegen. Allenfalls sogar mit lokal hergestelltem Saatgut.