In Sackerden für Hobbygärtner(innen) gibt es dank des vor 12 Jahren verabschiedeten Torfausstiegskonzepts des Bundes heute praktisch keinen Torf mehr. Bis 2030 soll auch der Torfanteil in Profi-Substraten so weit reduziert werden, wie dies technisch machbar und wirtschaftlich tragbar ist. Wie aber aus einer Mitteilung der ZHAW, von Ricoter und Jardin Suisse hervorgeht, bringen die Alternativen einige Hürden mit sich.
Pflege und «Begleiterscheinungen»
Torfersatzstoffe wie Rinden- und Grüngutkompost oder Holzfasern stellen demnach hinsichtlich Pflege der Pflanzen eine Herausforderung für die Produzenten dar. Ausserdem gebe es «Begleiterscheinungen» wie etwa den Befall mit Trauermücken und deren Larven, der vor allem mit biologischen Mitteln nur schwer bekämpfbar sei. In der konventionellen Produktion kommen überdies Wirkstoffe zum Einsatz, die ein erhöhtes Risikopotenzial für Umwelt und Anwender haben sollen und die es daher zu ersetzen gilt. Dazu gehören Pyrethroide, für die ÖLN eine Sonderbewilligungspflicht gilt.
Forschung soll helfen
Um das Problem anzugehen, läuft gemäss Mitteilung seit Ende 2023 an der ZHAW ein Forschungsprojekt. Mit umweltfreundlichen Abwehrstoffen und optimierten Substratmischungen wollen die Forschenden ein System zur präventiven Bekämpfung von Trauermücken und deren Larven entwickeln. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) leistet dabei finanzielle Unterstützung.
Absichtserklärung unterzeichnet
Die Torfreduktion beschäftigt zwar auch die Schweizer Gemüseproduzenten, von dieser Trauermücken-Problematik scheinen sie aber nicht betroffen zu sein. Dies erläutert Markus Waber vom Schweizerischen Gemüseproduzentenverband (VSGP) auf Anfrage. «Der VSGP hat mit dem Bafu die Absichtserklärung zur Reduktion des Toreinsatzes unterzeichnet», sagt Waber weiter. Die Führung liege bei diesem Thema beim Bundesamt. Für den Verband steht aber klar, dass in der professionellen Jungpflanzenproduktion kein vollständiger Verzicht auf Torf möglich sein wird. Ausserdem bedeute jede Torfreduktion gewisse Qualitätseinbussen und eine Verteuerung der Produktion. «Die Verfügbarkeit von qualitativ guten Torfersatzprodukten muss zwingend gewährleistet sein.» Offenbar braucht es dazu noch mehr Forschung, um die sich nun die ZHAW kümmert.
Nur wenige Anbieter
Gemüseproduzenten könnten auch deshalb kaum von der Trauermückenproblematik in der Produktion von Jungpflanzen betroffen sein, weil es nur wenige Schweizer Anbieter für den professionellen Anbau gibt. Zahlen dazu seien nicht bekannt, sagt Markus Waber. Der VSGP hält es für fraglich, ob sich ausländische Jungpflanzenhersteller die Schweiz zum Vorbild nehmen und ebenfalls mit weniger Torf arbeiten werden. Im Sinne fairer Marktbedingungen müssten Regulierungen zum Torfgehalt in der Schweiz ebenfalls für importierte Produkte gelten – dies allerdings ohne durch die Gesetzgebung einen Versorgungsengpass mit Jungpflanzen zu riskieren. Bisher gibt es aber lediglich die erwähnte Absichtserklärung, das Engagement zur Torfreduktion in der Schweiz geschieht auf freiwilliger Basis.