«In den vergangenen Jahren hatten wir immer zu wenig Schweizer Biozucker. Das hat sich verbessert», vermerkte Sebastian Sieber von der Zucker AG. Die Anbaubereitschaft ist gestiegen. Für 2024 sind bereits 300 ha angemeldet. Die meisten Flächen liegen in der Westschweiz. «Gebt etwas mehr Vollgas hier in der Ostschweiz», sagte Milo Stoecklin, Bioberater der Zucker AG.
Trotz des riesigen Arbeitsaufwands lohnt es sich. «Der Deckungsbeitrag beträgt laut Agridea-Deckungsbeitragskatalog Fr. 9661.–/ha», sagte Matthias Lüscher von der Fachstelle Zuckerrüben. Der Richtpreis steigt 2024 um Fr. 3.–/ha auf Fr. 170.–, der Einzelkulturbeitrag um Fr. 200.– auf Fr. 2300.–/ha. Weitere Preiserhöhungen sind nicht in Sicht. «Der Spielraum ist eng. Die Verkaufspreise sind am Limit», sagte Sebastian Sieber.
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Säen, pflanzen, Paperpot
In der Westschweiz werden die Rüben vielfach gepflanzt statt gesät. Auch laufen Versuche mit «Paperpot-Verfahren»; in Japan weitverbreitet. Der Rübensetzling steckt in einer Papierumhüllung, die sich in der Erde zersetzt. Leider könne man die in Japan verwendete Papierhülle aufgrund von nicht-bio-kompatiblen Substanzen nicht verwenden. «Wir testen Papierumhüllungen und bleiben dran. Mit Paperpot kann der Transportaufwand massiv gesenkt werden», sagte Milo Stoecklin.
Fachsimpeln über Robotereinsatz
Aufgrund der guten Preise haben die Bioproduzenten Spielraum, um solche Verfahren und Robotik einzusetzen. Darüber fachsimpelten am Workshop Daniel und Marcel Vetterli (Vater und Sohn) aus Rheinklingen TG, Lukas de Rougemont aus Gampelen BE und Martin Jost aus Marthalen ZH.[IMG 3]
Vetterlis haben einen Farmdroid seit 2020 in Betrieb, de Rougemont schaffte seinen 2022 an und Jost 2023. Allerdings wurden die Nerven von Lukas de Rougemont, Betriebsleiter Stiftung Tannenhof, bei der Saat seiner 11 ha Zuckerrüben stark strapaziert. Aufgrund des fehlenden Sonnenlichts im Frühjahr 2023 dauerte das Säen mit dem solarbetriebenen Farmdroid ewig lange, zumal der Roboter sowieso etwa zehnmal länger als eine herkömmliche Sämaschine braucht, um eine Hektare zu säen.
Flaches und feines Saatbeet
Bei der Saatbettbearbeitung geht de Rougemont mit Pflügen, Eggen, Rückverfestigen keine Kompromisse ein. Der Roboter kommt mit Hindernissen wie Schollen, Steinen oder Mulch zurecht. Letzteres hatte Martin Jost ausprobiert und lässt nun die Hände davon. «Die Präzision des Farmdroids ist phänomenal. Das Gerät wiegt nur 700 kg und hinterlässt kaum Fahrspuren», sagte de Rougemont.
Überbetrieblicher Einsatz sei wegen des Transports von einer Parzelle zur anderen, von einem Betrieb zum anderen, unrealistisch. Er säte auf 18 cm Endabstand, Jost auf 16 cm und Vetterlis auf 12 cm – allerdings vereinzelten Vetterlis.
Der Arbeitsaufwand fürs Handjäten lässt sich durch den Roboter um deutlich mehr als die Hälfte reduzieren. «Und wirtschaftlich hat es sich gelohnt», so das Fazit von de Rougemont.
Mit Getreide in Streifen
Auf Vetterlis Betrieb läuft ein Versuch im Streifenanbau. Dabei werden Getreide, Zuckerrüben und Ackerbohnen auf 9 m Breite in Reinsaat angebaut. Ausgewertet hat den Versuch Stephanie Biderbost, die im Auftrag vom FiBL und vom Arenenberg die Versuche betreut. «Durch die Barrierewirkung der verschiedenen Reihenkulturen konnte der Befallsdruck von Schädlingen wie Erdflöhen und Blattläusen reduziert werden und auch die Anzahl Marienkäfer war höher», bilanzierte Biderbost das positive Ergebnis.