Das Erdmandelgras verbreitet sich in der Schweiz rasend schnell und ein Mittel, um dem Neophyt ein für alle Mal Herr zu werden, gibt es bislang nicht. Umso wichtiger ist der Austausch zwischen Forschung und Praxis. Am 30. August 2022 fand ein solches Treffen im Rahmen der Nationalen Koordination Erdmandelgras am LZSG in Salez im St. Galler Rheintal statt.

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Schwarzbrache als Bekämpfungsstrategie anerkannt

ErdmandelgrasMaschinen waschen schützt vor der Verschleppung invasiver NeophytenSonntag, 24. Juli 2022 Vor allem das untere Rheintal hat mit einer starken, zum Teil flächendeckenden Ausbreitung zu kämpfen. Eine Besonderheit ist hier, dass die Landwirte das Gemüse im Auftrag der Anbauunternehmer anbauen, erklärte Simon Strahm, Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons St. Gallen. Es gibt einen grossen Austausch der Spezialmaschinen und damit ein erhöhtes Risiko einer Verschleppung von kontaminierter Erde. Zur Bekämpfungsstrategie des Kantons gehört unter anderem der Maisanbau mit dem Herbizid Dual Gold (S-Metolachlor). 

Dass das Mittel bald nur noch mit einer Sonderbewilligung zugelassen ist, bereitet Fiona Eyer, Fachstelle Pflanzenschutz Kanton Zürich, Sorgen. Laut Eyer besteht die Gefahr, dass Dual Gold wegen der nur noch geringen Verkaufszahlen ganz aus den Regalen verschwinden könnte und dass das einzige effiziente Pflanzenschutzmittel gegen Erdmandelgras so fehlt.

Erfreulich ist, dass ab dem 1. Januar 2023 Schwarzbrache als Bekämpfungsstrategie gegen das Erdmandelgras anerkannt ist. Die Schwarzbrache kann neu als eigene Kultur angemeldet werden. Die Anmeldung erfolgt unter dem Kulturcode 0597 und die Grundbeiträge bleiben erhalten. «Somit ist eine indirekte Unterstützung der Landwirte bei der Bekämpfung des Erdmandelgrases gewährleistet», so Eyer.

Versuche mit Direktsaat stimmen optimistisch

Praxis-ProjektGegen Erdmandelgras ist man nicht machtlos, aber einfach ist es nichtDonnerstag, 16. Dezember 2021 Von den Beratungsstellen und der Forschung kamen verschiedene Inputs. Den grossen Durchbruch konnte niemand verkünden, dafür neue Erkenntnisse aus Versuchen. Bernhard Streit von der Hafl berichtete von Versuchen mit reduzierter Bodenbearbeitung. Bereits erwiesen ist, dass häufige Bodenbearbeitung zu einer Reduzierung von keimbereiten Knöllchen führt. Gleichzeitig kommt es dadurch aber zu einer grösseren Verteilung innerhalb der Parzelle in der Bearbeitungstiefe und -richtung. Wenn also der Bearbeitungshorizont kleiner ist, gibt es auch weniger Durchmischung, so die Hypothese. Tiefer liegende Erdmandeln sollten zudem über die Zeit die Keimfähigkeit verlieren.

Die Mais-Versuche in Herzogenbuchsee mit Direktsaat zeigten, dass der Bekämpfungserfolg bei reduzierter Bodenbearbeitung grösser als beim Pflugverfahren war. Es gab weniger gekeimte Pflanzen und weniger Spätkeimungen. Bodenbedeckung während der Maisentwicklung führte zudem zu einer Unterdrückung des Erdmandelgrases. Streit fasste zusammen: «Die Nicht-Bodenbearbeitung hatte eine unterdrückende Wirkung auf das Erdmandelgras. Langfristige Daten fehlen aber noch.» Streit erachtet die Zwischenresultate als wichtig auf der Suche nach nicht-chemischen Alternativen.

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Judith Wirth von Agroscope berichtete von der Entwicklung einer Dämpfmaschine für stark befallene, kleine Flächen. Die Maschine nimmt die Erde auf einer Tiefe von circa 35 cm auf, wendet diese und erhitzt sie mehrere Minuten lang sehr stark. Dadurch werdendie Mandeln abgetötet. Wirth setzt grosse Hoffnungen in die Maschine, die ab 2023 zum Einsatz kommen soll.

Maschinen regelmässig waschen

Eine Meldepflicht für befallene Flächen gibt es in den Kantonen Jura, Solothurn, Basel-Stadt, Luzern, Aargau, Zug, Zürich, Thurgau und im Fürstentum Liechtenstein. Im Kanton St. Gallen setzt man auf Freiwilligkeit. Gemüseproduzent Simon Lässer aus Diepoldsau, dessen Betrieb die Teilnehmer am Nachmittag besuchten, würde sich eine schweizweite Meldepflicht wünschen.

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Lässer bewirtschaftet 30 ha Land und hat auf allen Parzellen Erdmandelgras-Befall. 2013, ein Jahr nach der Betriebsübernahme, hat er mit der Bekämpfung auf seinen Flächen begonnen. Dazu gehört in erster Linie das Maschinen waschen. Schwarzbrache ist für Lässer nicht die Lösung des Problems.

«Wir brauchen gesetzliche Grundlagen und Möglichkeiten, damit wir Erdmandelgras bekämpfen können – mit Mehraufwand und Mehrkosten, aber ohne Ertragseinbussen und Einschränkungen.»

Simon Lässer, Gemüseproduzent aus Diepoldsau SG

Problemzone Randstreifen

Markus Sieber war der zweite Landwirt, dessen Flächen besichtigt wurden. Er bewirtschaftet in Diepoldsau 63 ha Land und bekämpft seit 30 Jahren das Erdmandelgras auf seinen Flächen. Innerhalb der Parzellen sehe es inzwischen recht gut aus, berichtete Sieber. «Das Problem sind die Randstreifen.» Er empfiehlt, die Egge erst nach ein paar Metern im Feld runterzulassen, um eine Verschleppung ins Feld zu verhindern.

Sieber hat auch Schwarzbrache auf einem Feld ausprobiert. «Das ging so lange gut, bis der Regen kam. Die Böden hier sind sehr schnell nass, dann funktioniert maschinelle Bearbeitung nicht mehr.» Sieber hat die Fläche in die Fruchtfolge zurückgeführt und pflanzt jetzt wieder Mais an, wo er im Moment noch Dual Gold einsetzen kann.

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