Am Mittwoch hiess der Nationalrat eine entsprechende Motion seiner Umweltkommission (Urek-N) mit 136 zu 36 Stimmen und bei 17 Enthaltungen gut. Der Ständerat hatte am Dienstag eine identische Motion seiner Urek-S gutgeheissen.
Die Motionen waren unter dem Titel «geregelte Koexistenz zwischen Menschen, Grossraubtieren und Nutztieren» eingereicht worden. Mit den Vorstössen werden Anpassungen verlangt, damit Wölfe, die Nutztiere gerissen haben, rascher geschossen werden dürfen. Der Bundesrat soll im Rahmen des geltenden Rechts Massnahmen zum Schutz von Nutztieren treffen. Wölfe sollen Menschen unter keinen Umständen gefährden.
Eine Lösung bis im Sommer
Namens der Mehrheit erinnerte Christine Bulliard (CVP/FR) an die beiden Wölfe, die Anfang März in Obersaxen GR im Skigebiet gesichtet worden waren. In dem Gebiet ist laut den Behörden ein Wolfsrudel ansässig. Das Nein zum Jagdgesetz gelte es zu respektieren, sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga in der zeitweise emotionalen Debatte. Es sei aber keine Lösung, nichts zu machen – gerade in den Berggebieten. Bis im Sommer soll eine Lösung im Rahmen des bestehenden Gesetzes zu Stande kommen.
Das Jagdgesetz wurde im vergangenen September an der Urne abgelehnt. Bei einem Ja hätten Wölfe präventiv geschossen werden dürfen, also auch dann, wenn sie noch gar keinen Schaden angerichtet haben. Die Gegnerinnen und Gegner sprachen von «Abschüssen auf Vorrat».
Mit den neuen Regeln zum Umgang mit dem Wolf wollten Bundesrat und eine Mehrheit im Parlament das Jagdgesetz von 1986 der Aktualität anpassen. Damals gab es keine Wölfe mehr in der Schweiz.
100 Wölfe und 9 Rudel
Die Urek-S geht davon aus, dass mittlerweile rund 100 Wölfe in der Schweiz leben. Wölfe tauchten zunehmend im Siedlungsgebiet auf. In den neunziger Jahren wanderten die ersten Wölfe aus Italien und Frankreich selbständig in die Schweiz ein, wie das Bundesamt für Umwelt auf seiner Webseite schreibt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass landesweit mindestens neun Wolfsrudel unterwegs sind. Wölfe sind in der Schweiz geschützt.
Der Bundesrat war mit dem Auftrag einverstanden. Elemente aus dem abgelehnten Jagdgesetz könnten aber nicht aufgenommen werden, betonte Umweltministerin Simonetta Sommaruga. «Es wäre wünschenswert, dass wir etwas finden, das rasch wirken kann.»