Jährlich führen die Forschungsanstalt Agroscope und die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL gemeinsam die Liebefelder Milchtagung durch. Die Institutionen präsentieren dabei ihre aktuellen Forschungsprojekte rund um die Milchproduktion und -verarbeitung.

Erste Zwischenergebnisse

Neben Forschungsprojekten rund um die Milchverarbeitung stellte Matthias Meier, Dozent für nachhaltige Lebensmittelwirtschaft an der HAFL, Zwischenergebnisse des vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL geleiteten Forschungsprojekts über die Erhöhung der Nutzungsdauer von Schweizer Milchkühen vor. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der HAFL und der Agridea durchgeführt.

In der bis 2025 laufenden Studie soll untersucht werden, wie die Nutzungsdauer die Nachhaltigkeit der Milchproduktion beeinflusst, wovon sie abhängt und wie sie erhöht werden kann. Aus den Erkenntnissen sollen sowohl Empfehlungen für Milchviehbetriebe als auch für die Politik abgeleitet werden.

Analyse der Herdebuchdaten

Um Auskunft über die durchschnittliche Nutzungsdauer der wichtigsten Schweizer Milchviehrassen zu erhalten, wurden in der Studie unter anderem Herdebuchdaten von insgesamt 2,6 Millionen Kühen auf der Ebene der einzelnen Laktationen von 1999 bis 2019 analysiert.[IMG 2]

Die Analyse zeigte, dass sich die durchschnittliche Nutzungsdauer der in der Schweiz bekannten Milchviehrassen zwischen drei und unter vier Jahren bewegt (Grafik). Während die Schlagzeilen in den Medien von einer rückläufigen Nutzungsdauer in Europa berichten würden, beobachtete die vorliegende Analyse bei einzelnen Rassen, wie beispielsweise Holstein, eine Zunahme der Nutzungsdauer in der Schweiz. Dennoch sei die Nutzungsdauer auch hierzulande noch zu tief. Da die Kuh ihr Leistungsmaximum bei ungefähr fünf Laktationen erreicht, empfehle es sich aus ressourcen-ökonomischer Sicht, die Kühe bis zu diesem Zeitpunkt im Betrieb zu behalten, meint Matthias Meier.

Moderater Milchanstieg

Die Analyse der Herdebuchdaten habe ebenfalls gezeigt, dass der Milchanstieg bei langlebigen Kühen im Mittel moderater erfolgt als bei kurzlebigen Kühen. Die Daten kurzlebiger Kühe zeigten, dass deren Milchleistung während den ersten beiden Laktationen stark ansteige und die Tiere bereits danach aus dem Bestand ausscheiden.

Erklären lasse sich dies laut Meier damit, dass sich ein solch rascher Anstieg der Milchleistung negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirkt. Die Analyse zeigte wiederum, dass langlebige Kühe eine bessere Eutergesundheit und eine kürzere Zwischenkalbezeit aufweisen. Beides seien wiederum Indizien für eine in der Regel bessere Gesundheit der Kühe. In einem weiteren Schritt untersucht nun die HAFL mithilfe statistischer Modelle die Auswirkungen einer längeren Nutzungsdauer auf den Fleisch- und Milchoutput. Während aufseiten der Fleischproduktion bereits ein passendes Modell gefunden wurde, sei man beim Milchoutput noch auf der Suche nach dem passenden Modell.

Vorteile einer erhöhten Nutzungsdauer:
Die Nutzungsdauer von Kühen definiert sich über die Anzahl Abkalbungen einer Kuh. Eine längere Nutzungsdauer bringt dabei mehrere positive Aspekte mit sich: 

- Verteilung der wirtschaftlichen und ökologischen Kosten über eine längere Nutzungsdauer

- Reduzierung der Anzahl remontierter Tiere und damit verbundener Kosten

- Ersetzung unerwünschter Milchrassekälber durch Kälber mit grösserem Fleischgenetikanteil