Alles begann im Dezember 2016 mit acht Wachteln. Heute hat Familie Brülhart 270 Stück der Tierchen. Aber auch wenn die Wachteln klein sind, bedeutet das nicht, dass sie wenig Arbeit geben. «Es gibt leider viele Leute, die sich nicht bewusst sind, dass man für Tiere Verantwortung übernehmen muss», erzählt Anita Brülhart.
Besonders im letzten Jahr gab es wegen Corona einen regelrechten «Wachtel-Boom». Plötzlich hätten die Leute Zeit gehabt, beispielsweise einen Stall zu bauen und wollten sich Wachteln kaufen. Dabei ging schnell einmal vergessen, dass eine Wachtel nicht einfach die kleine Version einer Legehenne ist.
Wachtel nicht gleich Huhn
«Wachteln sind domestizierte Wildtiere», betont Anita Brülhart. Ihre Japanischen Legewachteln leben ursprünglich im Steppengebiet und unter Büschen. Deshalb brauchen sie beispielsweise Verstecke, in denen sie Unterschlupf finden können. Sobald es im Versteck dunkel ist und draussen hell, sieht die Wachtel von drinnen nach draussen und geht deshalb in das Versteck. Sieht sie nicht nach aussen, wird das Versteck von den Wachteln nicht oder nur selten genutzt.
In Anbetracht ihrer natürlichen Lebensumgebung ist auch wichtig, dass die Wachteln nicht lange direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie aggressiv werden. Des Weiteren brauchen Wachteln eine gedeckte Umgebung mit Schutz vor extremen Temperaturen, Nässe und Wind, ein Sandbad und Grit. Zwischendurch mögen sie auch Tannenäste oder kurz geschnittenes Gras und Vogelmiere. Wichtig ist zudem, dass die Milben im Stall bekämpft werden.
Bezüglich Stallgrösse ist davon abzuraten, den Wachteln extrem viel mehr Platz zu bieten als nötig, weil sie sonst Gruppen und Reviere bilden können. Meistens hilft es dann, die Gehegegrösse etwas zu verkleinern, damit sich die Wachteln wieder friedlich zusammenfinden können.
Dass Wachtelhaltung nicht gleich Hühnerhaltung ist, zeigt sich auch beim Futter: Alleinfutter für Wachteln hat im Schnitt einen Rohproteingehalt von 19 Prozent, während Alleinfutter für Legehennen meistens einen Gehalt von 17 bis 18 Prozent Rohprotein aufweist. Der Grund dafür ist, dass eine Wachtel – in Relation zum Körpergewicht – im Vergleich zu einer Legehenne ein grösseres Ei legt. «Deshalb raten wir auch dringend davon ab, Wachteln zusammen mit Hühnern zu halten», erklärt Anita Brülhart.
Gesamtheitliche Verwertung
Die kleinen gefiederten Tiere können ein Alter von drei bis fünf Jahren erreichen. Analog zu Legehennen nimmt aber auch bei Wachteln ab einem gewissen Alter die Legeleistung ab. Bei Wachteln dauert die Periode mit guter Leistung etwa ein Jahr. Deshalb lässt die Familie Brülhart die Tiere im Alter von zirka eineinhalb Jahren schlachten und zu Terrine verarbeiten.
Brülharts ist es wichtig, dass von ihren Tieren so viel wie möglich eine sinnvolle Verwertung findet. Überflüssige Hähne gehen deshalb in den Tierpark Dählhölzli in Bern. Zu grosse, zu kleine oder verschmutzte Eier werden zu Teigwaren verarbeitet, ebenso wie Eier mit brüchiger Schale. Pro Jahr legt eine Wachtel zwischen 280 und 320 Eier. Anders als Legehennen legen Wachteln meistens gegen Abend und in einem Legezyklus von rund 20 Stunden.
Kein Kükenverkauf
Neben der Eierproduktion züchtet Anita Brülhart auch selbst Wachteln. Dafür brütet sie in einem Heka-Motorbrüter regelmässig Eier aus. Es gibt aber auch häufig Naturbruten. Bei Japanischen Legewachteln gibt es mehrere Farbschläge – Brülharts haben sich auf die Schläge Wildfarbige, Isabell, Falb-Fee und Perl-Fee beschränkt.
Die Familie verkauft aus Prinzip keine Bruteier und Küken. Wachteln sind bei ihr erst ab der sechsten Alterswoche erhältlich. Dies aus dem einfachen Grund, dass dann das Geschlecht der Tiere eindeutig bestimmt werden kann und die jungen Wachteln die Futterumstellung bereits durchgemacht haben. Zudem sind sie mit sechs Wochen legereif und brauchen keine geheizte Umgebung mehr. «Dann kann ich sie mit gutem Gewissen verkaufen», sagt Anita Brülhart. Sie hält nicht viel davon, anderen Leuten jüngere Tiere zu verkaufen. Oftmals kann es dann nämlich vorkommen, dass das Geschlecht nicht korrekt bestimmt werden konnte – und die Kunden sich dadurch betrogen fühlen.
Dienst am Kunden
Seit einiger Zeit bietet die gelernte Verkäuferin auch Wachtelzubehör an, beispielsweise Futter, Futtertröge, Tränken und kleine Tröge für Grit. Dies bezieht sie beim Wachtelshop. Die Kunden sind häufig froh, wenn sie mit den Wachteln auch gerade passendes Zubehör kaufen können und eine umfassende Beratung erhalten.
Familie Brülhart hat sich mit der Wachtelhaltung mittlerweile ein Geschäft aufgebaut, das sich sehen lässt. Die Produktepalette umfasst mittlerweile Eier, Meringues, Teigwaren, Likör, eingelegte Eier und Terrinen. Zudem werden auch Geschenkkörbe zusammengestellt. Die Produkte liefert Anita an einige Restaurants und Hotels und diverse Läden in der Region, beispielsweise in diverse Landi-Filialen. Bei einigen Institutionen gingen sie sich und ihre Produkte selber vorstellen.«Andere wiederum kamen selbst auf uns zu und erkundigten sich nach einer Zusammenarbeit», wie Anita erfreut ausführt.
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Wachteln werden nach wie vor meistens als Hobbytiere gehalten. Es gibt in der Schweiz nur einige wenige Betriebe, bei denen Wachtelhaltung ein eigenständiger Betriebszweig ist. Familie Brülhart hat einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb und hält neben den Wachteln noch Kaninchen und Heidschnucken. 250 Wachteln entsprechen einer Grossvieheinheit. Die Wachteln nehmen mittlerweile so viel Zeit in Anspruch, dass die Woche von Anita damit gut ausgefüllt ist.
Mit Freude Wachtelzüchter
Der Mist kann auf dem Land der Familie ausgebracht und in die Kompostieranlage gebracht werden. Die Wachteln machen der Familie sichtlich Freude. Mit Hingabe kümmern sich Anita, ihr Mann und die beiden Kinder um die Tiere. Deshalb ist es ihnen auch wichtig, dass die Wachteln ihre Bedürfnisse ausleben können und potenzielle Käufer gut darüber informiert werden.
Weitere Informationen: www.wachteleierfarm.ch
Wichtiges zur Wachtelhaltung
Die «magische Grenze» bei der Wachtelhaltung liegt bei einem Bestand von 50 Tieren. Ab dieser Bestandesgrösse muss der Kurs für «fachspezifische berufsunabhängige Ausbildung für die Haltung von Wildtieren (FBA)» belegt werden. Dieser dauert in der Regel insgesamt sechs Tage und beinhaltet auch eine Exkursion nach Deutschland. Der Kurs kann beim Strickhof absolviert werden. Der FBA-Kurs ist ebenfalls Voraussetzung für die kantonale Bewilligung für gewerbsmässige Wildtierhaltung, welche ebenfalls ab 50 Wachteln notwendig ist.
Basiskurs Wachtelhaltung
Dieser Kurs vermittelt Grundlagen der Wachtelhaltung. Inhalte sind Rechtsgrundlagen und Bedürfnisse bezüglich Ernährung und Haltung von Wachteln.