Bruno Grüters Betrieb kann man getrost als typischen Luzerner Betrieb bezeichnen. Er produziert Lebensmittel, konkret Schweinefleisch und Milch, und versucht auf seiner Betriebsfläche damit eine angemessene Wertschöpfung zu erzielen. Drittes Standbein sind quasi seine handwerklichen Fähigkeiten. Bei sämtlichen Um- und Neubauten seit der Betriebsübernahme wirkte er an vorderster Front mit und wagte sich auch an «schwierigere» Arbeiten. Das Know-how kam nicht über Nacht; Grüter arbeitete früher bei einer Lüftungsfirma auf Montage und in einem Trocknungsbetrieb, wo er Einblick in technische Abläufe erhielt. Sein Vater wiederum bringt Erfahrung vom Bau mit. Bruno Grüter möchte demnächst die Kranführer-Ausbildung absolvieren, um Berufskollegen beim Bauen zu unterstützen. «Ich würde am liebsten alles selber machen», gibt er schmunzelnd zu. Aber während der üblichen Arbeitszeiten. Schliesslich haben Michaela und Bruno Grüter drei Kinder im Vorschulalter (Levin, Sarah, Mona).
Aufstockung im letzten Moment
Zurück zur Schweinehaltung auf dem schön gelegenen Hof Chuterhüsli im zu Ruswil gehörenden Weiler Sigigen (775 m ü. M, voralpine Hügelzone). 80 Sauen stehen auf dem Betrieb, produziert wird nach QM Schweizer Fleisch. Nach der Betriebsübernahme 2005 hat der 43-jährige Meisterlandwirt die Schweinehaltung von damals 35 Sauen ausgebaut. Im letzten Moment. Diese Aufstockung wäre heute in Luzern so wohl nicht mehr machbar, sagt der Landwirt. Die Gülle wurde damals noch in einer Gemeinschaft separiert und teils weggeführt. Heute kann er die Gülle aus Schweinehaltung und Milchvieh (ca. 23 Stück, ohne eigene Aufzucht) in der Umgebung bei Berufskollegen einsetzen.
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Grüter ist spezialisiert auf die Mastferkelproduktion. Er remontiert fremd, aber nicht im Jungsauenalter wie viele andere, sondern mit 25 bis 35 Kilo schweren Zuchtjagern. Dazu holt er alle zwei Monate 4 bis 5 Tiere ab dem immer gleichen Vermehrungszuchtbetrieb in seiner Gemeinde. Grüters Überlegung dahinter? «Ich habe den Platz für dieses System, die Tiere gewöhnen sich früh an die neue Umgebung, immunisieren sich und ich kann sie als Jungsauen laufend und flexibel in die Gruppen integrieren.» Die Sauen laufen bei ihm in 10er- bis 12er-Gruppen. Alle zehn Tage verlassen 60 bis 70 Ferkel den Betrieb, die meisten in Richtung eines Luzerner Mastbetriebes, der seinerseits nur Grüter als Lieferanten hat und somit keine Mischinfektionen im Stall. Grüters Tiervermarkter ist die Profera, die nach dem bewährten Schweizer Zuchtprogramm arbeitet. Die Zuchtjager sind Primera-F1-Sauen (Schweizer Landrasse × Edelschwein). Der Betriebsleiter setzt auf künstliche Besamung KB und den Endprodukteeber Premo. Im Stall steht zudem ein Eber, für die Rauschekontrolle und zusätzlich einen Natursprung pro Gruppe.
Betriebsspiegel Hof Chuterhüsli
Bruno und Michaela Grüter mit Levin (6), Sarah (4), Mona (2)
Lage: Sigigen, Gemeinde Ruswil LU,775 m ü. M, voralpine Hügelzone.
Fläche: 14 ha, plus 4,5 ha Wald
Kulturen: Mais, Winterweizen, Kunstwiesen, Naturwiesen
Tierbestand: 80 Sauen, 30 Mastplätze, 23 Milchkühe
Arbeitskräfte: Bruno Grüter, sein Vater Roman Grüter, Lehrling
QM passt für den Betrieb
Landwirt Grüter setzte seit Beginn auf QM Schweizer Fleisch, ergänzt mit BTS und RAUS. Zwar wurde ein Labelstall gebaut, Einschränkungen und Verbrauchskosten für ein Label wollte er aber nicht. Gebaut hatte er einen Systemstall der ebenfalls in Ruswil ansässigen Krieger AG. Aber ohne Unterflurlüftung und in Festbauweise. Die Luft gelangt vom Zentralgang über Fenster und offene Türen in die Ställe und wird über Kamine abgezogen.
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Später bekamen auch die Jager einen neuen Stall, und zwar drei Zimmer à sechs Buchten à 24 Ferkel. Der altgediente Stall stand unmittelbar neben dem Wohnhaus, was sich als nicht optimal für die Lebensqualität herausstellte. Galtstall und Deckcenter sind im alten Milchviehstall untergebracht. Dort verweilen die Tiere in Grossgruppen mit Abruffütterung. Nebst dem Betriebsleiter arbeiten ein Lehrling und der pensionierte Vater auf dem Betrieb mit. Der Betriebsleiter ist morgens bei den Kühen und abends bei den Schweinen, der Lehrling umgekehrt. Und Bruno Grüter ist auch nachtaktiv. Rund ums Abferkeln stehe er regelmässig nachts auf. «Diese Arbeit lohnt sich», ist er überzeugt. Er macht dann Geburtshilfe wo nötig und Ferkelversorgung. Damit er nicht zu oft vergebens in den Stall geht, sind über den Abferkelbuchten Kameras installiert.
Gesunde Tiere leisten mehr
Grüter ist SGD-Betrieb. Die Tiergesundheit ist für ihn ein Kernthema und der Schlüssel zu Erfolg im Stall. Antibiotika wird «wenig» eingesetzt wie er sagt und sogleich begründet. Beim Absetzen wird ganz darauf verzichtet. Futtermittelzusätze, Spurenelemente (Selen) und Vitamine (D) kommen bei den Ferkeln zum Einsatz. Prophylaxe ist für Bruno Grüter zentral – wie wohl für die ganze Branche, findet er. Arzneimittel kosteten schliesslich Geld, dazu kommen im Krankheitsfall ein bedeutend höherer Arbeitsaufwand, Leistungseinbussen usw. Man sei interessiert daran, dass es rund laufe. Auch er hat einiges ausprobiert.
28 bis 29 Ferkel setzt er heute pro Sau und Jahr ab. Aus seiner Sicht nahe am Optimum. Und dies mit «normalem Aufwand», wie er meint. Eine letzte Baisse im Schweinestall erlebte er vor rund zwei Jahren, als die Anzahl tot geborener Ferkel anstieg. Nebst der beschriebenen Ferkelversorgung passte er auch das Futter der hochträchtigen Sauen an. Dieses ist heute reicher an Energie und Spurenelementen. Die Sauen bekommen eine Nassfütterung, bei den Jagern ist es eine trockene Multiphasenfütterung mit drei verschiedenen Futter. Befüllt werden die Silos mit einer Lastwagen-Fuhr. Das Verschneiden der verschiedenen Futter lohne sich für ihn, so die Erkenntnis. Die Sauen bekommen zudem Raufutter zur Sättigung. «So kommt es selten zu Raufereien in den Grossgruppen», sagt der passionierte «Söieler».
[IMG 6] Die Schweine-/Rindergülle wird in einem 600 m³ Jauchesilo gelagert. Dieses muss Grüter in nächster Zeit abdecken, so will es sein Wohnkanton. Eine entsprechende schriftliche Aufforderung hat er von wenigen Wochen erhalten. Grüter überlegt sich, Solarpanels auf die Abdeckung zu montieren. Solche hat er bereits auf dem Jagerstall (30 kVA). Ansonsten bringt eine grössere Holzschnitzelheizung Wärme für Haus und Hof und auch noch zwei weitere Häuser in der Umgebung. Holz kommt auch in den Buchten zum Einsatz, und zwar als Späne. Nebst der Saugwirkung sei auch das Kauen/Fressen daran kein Nachteil, so seine Erfahrung. Vor allem für die Ferkel, als Mittelchen gegen Durchfall. Diese machen es sich auf noch herkömmlichen, mit Hackschnitzel bodenbeheizten Ferkelnestern, gemütlich. Für Bruno Grüter passt dies so. Die Bodenheizung funktioniere und eine Wärmelampe in der ersten Woche nach der Geburt locke die Ferkel in die Kiste.