Viele Milchbetriebe sind heute so ausgelegt, dass Tränker möglichst nach drei Wochen den Hof verlassen. Da zuletzt viele bäuerliche Kälbermäster aufgegeben haben, ist dies nicht mehr zu jeder Jahreszeit einfach. Gibt es Alternativen?

Hauptabkalbesaison steht vor der Tür

Mit der Zeit der Alpabfahrten startet in vielen Regionen auch wieder die Hauptabkalbesaison. Ist es ein schönes Zuchtkalb, ist dies oft mit viel Freude verbunden, bei einem Stierkalb oder einer Mastrassenkreuzung ist die Freude oft etwas getrübt, je mehr es gegen den Winter zugeht. Die Gefahr droht, dass sich die Tränker stauen, die Abkalbebuchten gefüllt bleiben und somit nicht nur Platzprobleme entstehen, sondern auch zusätzliche Arbeit anfällt. Finden die Tränker kaum Absatz, muss davon ausgegangen werden, dass viele davon zu sehr tiefen Preisen gewurstet werden.

Geburtsbetriebe sind gefordert

Milchproduzenten, Viehzuchtverbände, die Mastbetriebe und die Fleischbranche sind bestrebt, dass gemeinsam Lösungen gefunden werden, damit es nicht zu grösseren Marktabräumungen kommen muss. Soll der Tränkermarkt weiterhin funktionieren, braucht es auch Anstrengungen seitens der Geburtsbetriebe. Mögliche Lösungen wären:

  • Saisonalität: Überdenken der starken Saisonalität, wo es möglich ist. Im Herbst und Vor-winter kommen viel zu viele, im späteren Frühling und Sommer (zu) wenige Tränker auf den Markt. Für Betriebe, die nicht alpen, sollte dies durchaus möglich sein. Eine Abkalbung gegen Frühling hin hat zudem noch den Vorteil, dass in dieser Zeit auch der Nutzviehverkauf meist deutlich besser ist als im Herbst.
  • Hofmast: Wer seine Kälber nicht dringend vom Betrieb haben muss, sollte prüfen, ob er ein, zwei Kälber in den absatzschwächsten Vorwintermonaten selbst mästet. Dies erscheint zwar im Einzelfall als wenig, aber in der Masse entlasten diese nicht gehandelten Tränker den Markt doch merklich.
  • Fresser statt Tränker: Tränker, die im Spätherbst/Winter zu tiefen Preisen verkauft werden müssen, wären rund ein halbes Jahr später als Fresser sehr gefragt. Wer also Platz hat, seine Kälber mindestens 161 Tage auf dem Betrieb zu behalten und sie an Raufutter zu gewöhnen, der findet dann eine deutlich bessere Nachfrage. Geeignet sind ins-besondere Zweinutzungskälber beider Geschlechter. Für schöne Tiere der Kategorie JB werden auf den öffentlichen Märkten regelmässig deutliche Über-steigerungen bezahlt. Weibliche F1-Tiere finden zudem oft einen Absatz als Remonten in Mutterkuhbetrieben.
  • Gezielte Auswahl der Mastrassen: Mastrasse ist nicht gleich Mastrasse. Frühreife Mastrassen eignen sich nicht für jede Mastform. Eine gezielte Auswahl der Mastrasse bei den Anpaarungen kann helfen, dass im nächsten Jahr der Absatz der Tränker leichter fällt. Es nützt, mit seinem Händler darüber zu sprechen, Tiere welcher Rassen er besser oder weniger gut absetzen kann. Dann kann entsprechend angepaart werden.