Die Lebensmittelampel soll dem Konsumenten auf einen Blick ermöglichen, die Gesundheit eines Produkts aufzuzeigen. Grün heisst gut, also ernährungstechnisch günstig, rot heisst schlecht, also zuviel Fett, Zucker etc. In der Schweiz konnte sich das vielerorts im Ausland bereits angewandte System bisher nicht durchsetzen. Das soll sich nun ändern, wie die "SonntagsZeitung" berichtet.
Konsumenten begrüssen die Ampel
Mit Danone führt einer der weltweit grössten Lebensmittelkonzerne die Kennzeichnung bei uns ein. Der Multi setzt dabei auf die Ampel Nutri-Score, die sich im französischen Heimmarkt des Unternehmens bewährt hat. "Wir werden den Nutri-Score ab Anfang 2019 schrittweise auf allen unseren Milchprodukten in der Schweiz einführen", sagt Karim Chouch, Schweiz-Chef von Danone gegenüber dem Sonntagsblatt.
Nutri-Score wird in Frankreich von Intermarché, Leclerc, Danone, McCain, Fleury Michon und Auchan verwendet. Er ist Frankreichs Antwort auf die Ampel-Diskussion, wie "Foodaktuell" im Januar berichtet hat. Französische Konsumentenschutzorganisationen hatten zuvor verlangt, dass die Lebensmittelindustrie eine Ampelkennzeichnung einführt, wie sie in Grossbritannien und Irland schon seit 2006 in Kraft ist.
Auch in der Schweiz fordern Konsumentenschützer und Ärzteverbände schon lange eine klar ersichtliche Kennzeichnung von Lebensmitteln, heisst es im Artikel des Sonntagsblatts weiter. Ampeln sorgten für mehr Transparenz. Die Stiftung für Konsumentenschutz begrüsse deshalb den Entscheid von Danone.
Nestlé sträubt sich und will Portionen-Ampel
Das von unabhängigen Wissenschaftlern entwickelte System berücksichtigt die verschiedenen Eigenschaften von Lebensmitteln pro 100 Gramm. Der Zucker im Müesli fällt negativ ins Gewicht. Dagegen werden die Nahrungsfasern oder allfällige Früchte positiv angerechnet. Daraus ergibt sich die Note auf der Skala vom grünen A bis zum roten E.
Andere Hersteller wie Nestlé sträuben sich laut dem Artikel gegen das System. Der Schweizer Multi will bald auf eine von gemeinsam mit Coca-Cola, Mars, Mondelez, PepsiCo und Unilever entwickelte Ampel setzen. Diese nennt sich "Evolved Nutrition Label" (ELN). Sie basiert auf Portionengrössen, die von den Unternehmen festgelegt werden.
Das stösst auf Kritik, weil diese laut Fachleuten zu klein bemessen sind. Auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist skeptisch. "Die von der Industrie vorgegebenen Portionen sind teilweise unrealistisch. Beim Müesli sind es beispielsweise 30 Gramm. Die meisten essen wohl mehr", sagt Liliane Bruggmann, Leiterin Fachbereich Ernährung beim BLV gegenüber der SonntagsZeitung.
Danone-Ampel schneidet am besten ab
Migros, Coop und Emmi wollen gar keine Ampel auf ihren Produkten. Es sei nicht sinnvoll, diese in gut oder schlecht einzuteilen, sagen sie laut "SonntagsZeitung" einhellig und verweisen auf ihre jeweiligen Kennzeichnungen von Inhaltsstoffen. Dieser Wildwuchs ist dem Bund ein Dorn im Auge: "Für die Konsumenten ist es wichtig, dass sich die Industrie auf ein einfaches und verständliches System einigen kann", sagt Liliane Bruggmann.
Der Danone-Nutri-Score sei ein Beispiel für eine hilfreiche Kennzeichnung», so die BLV-Expertin. Dies, weil er positive und negative Komponenten von Nahrungsmitteln berücksichtige. Auch die Behörden in Frankreich und Belgien empfehlen diese Ampel.
Der Entscheid von Danone bringt die übrigen Hersteller unter Zugzwang. Laut einer diese Woche veröffentlichten Befragung der Allianz der Schweizer Konsumentenorganisationen schneidet der Nutri-Score unter verschiedenen Ampeln am besten ab. Die Portionenampel von Nestlé kommt dagegen schlecht weg.
Offenbar sind aber nicht alle Konsumentenorganisationen gleicher Meinung. Anfang Jahr jedenfalls hatte Babette Sigg vom Konsumentenforum gegenüber "Foodaktuell" noch erklärt, Ampeln brächten nur eine Scheinsicherheit. Viel wichtiger seien eine gute Prävention in den Schulen und gesunder Menschenverstand.
akr