Was dem Bauer sein Traktor ist der Bäuerin oder Landfrau ihr Küchengerät. Schliesslich sind Bäuerinnen und Landfrauen nach wie vor in den meisten Haushalten für das leibliche Wohl der Familie zuständig. Und wenn neben den hungrigen Kindern auch noch ein Lehrling mit am Tisch sitzt, ist man froh um einen helfenden Knethaken oder selbstdrehenden Schwingbesen.

Worauf es ankommt

Gerüstet fürs Kochen und BackenVerlässliche Helfer: Drei Redaktorinnen erzählen von ihren Lieblings-KüchengerätenMittwoch, 15. März 2023 Geht es ums Backen und Kochen für die Familie, ist die Auswahl elektrischer Helfer nicht nur in Farbe und Form gross: Die Funktionen reichen je nach Zubehör und Aufsätzen vom Rühren übers Kneten bis zum Mixen, Mahlen oder Schmelzen von Schokolade – und können noch mehr umfassen. So viele Maschinen es gibt, so zahlreich sind auch die Bewertungen dazu. Das unabhängige Vergleichsportal Testbericht.de hat im Januar 2023 27 Tests und über 48 000 Meinungen aus Online-Rezensionen ausgewertet. Die ausführlichen Resultate von Testbericht.de und die Einordnungen des Verbraucherportals Chip.de zeigen, welche Unterschiede es gibt und worauf zu achten ist:

Geschwindigkeit: (Teurere) Top-Modelle erreichen beim Schlagen, Rühren oder Kneten schneller die gewünschte Konsistenz.

Lärm: Der Geräuschpegel liegt je nach Modell beim Rahmschlagen zwischen 90 und 75 Dezibel. Ersterer Wert kann auf Dauer sogar zu Hörschäden führen.

Reinigung: Schüssel und Arbeitsgeräte sollten geschirrspültauglich sein. Auseinandernehmbare Teile erleichtern eine gründliche Reinigung.

Rührsystem: Gute Maschinen erreichen mit Knethaken und Co. alle Bereiche der Schüssel und arbeiten gleichmässig, ohne zu spritzen oder dass der Teig nach oben wandert. Dafür sollten sie sich nicht nur an Ort und Stelle drehen («planetarische 3D-Rührsysteme»).

Hülle: Edelstahlverkleidungen sind zwar schön anzuschauen, Fingerabdrücke darauf aber besser sichtbar als bei einem Plastikgehäuse.

Gewicht: Leichtere Maschinen sind einfacher zu versetzen, können aber mit Unwucht zu kämpfen haben und im Betrieb über die Arbeitsfläche wandern.

Motor: Die Wattzahl ist wenig aussagekräftig. Wenn der Motor direkt bei den Werkzeugen im Arm eingebaut ist, genügt eine tiefere Leistung. 300 W reichen in diesem Fall für stetiges Arbeiten wie Rühren, nicht aber für Spitzenleistungen wie optimales Zerkleinern. Bei zu geringer Leistung besteht die Gefahr, dass der Knethaken vor schwerem Teig kapituliert.

Pausen: Je nach Bauweise wird in der Anleitung zu regelmässigen Betriebspausen geraten, weil sonst der Motor überhitzt. Daher lohnt sich, bereits vor dem Kauf ein Blick auf den Beipackzettel, der meist auf der Herstellerseite zu finden ist. Sonst riskiert man, je nach Rezept die Arbeit dauernd unterbrechen zu müssen.

Wäre einfacher schneller?

Sowohl beim Traktor als auch bei Küchenmaschinen muss man sich im Klaren darüber sein, was man am Ende wirklich braucht. Zwar erhöhen verschiedene Aufsätze und Zubehörteile die Wahrscheinlichkeit, dass die Maschine zum Einsatz kommt. Je nachdem ginge es aber mit einem Messer oder Mixer schneller und einfacher – v. a. was die anschliessende Reinigung angeht. Manchmal ist ein Basismodell erhältlich, das je nach Bedarf später ergänzt werden kann. Wer regelmässig grosse Mengen verarbeitet, z. B. für den Hofladen, ist mit einer Maschine aus dem Gastro- oder Bäckereibedarf besser bedient. Ansonsten lohnt es sich angesichts der teilweise grossen Unterschiede offenbar, vor dem Kauf eines Küchenhelfers in Haushaltsgrösse etwas Internetrecherche zu betreiben.

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Kann man es reparieren?

«Meist sind es Verschleissteile, die mit dem Gebrauch kaputtgehen. Die Belastung ist z. B. beim Kneten von schwerem Teig hoch», stellt Michel Savary fest. Er betreibt in Bern die «Flickerei», in der diverse Gebrauchsgegenstände repariert werden – von der Lampe über Stühle bis zu Pfannen oder eben Küchenmaschinen. Mit der Marke Kitchen Aid hat Savary besonders viel Erfahrung, «pro Woche werden zwei bis drei dieser Maschinen bei uns abgegeben», sagt er. Die «Flickerei» hat sich auf diese Marke spezialisiert. In den allermeisten Fällen sei eine Kitchen Aid reparierbar und das Flicken lohne sich auch.

Kaum zu beurteilen
Einfache Maschinen sind leichter zu reparieren. «Elektronische Teile kann man nur als Ganzes ersetzen und nicht flicken», erklärt Savary. Allerdings sind Küchenhelfer in den letzten Jahren immer komplexer geworden. «Wasserkocher konnten früher nur heizen, jetzt gibt es verschiedene Wärmestufen, Lämpchen zur Dekoration oder Warmhaltefunktionen», gibt der gelernte Schreiner ein Beispiel. Das gilt auch für Küchenmaschinen, die längst über das simple Kneten hinausgehen.

Neben Markenprodukten gibt es eine Fülle anderer, z. T. billigerer Küchenmaschinen. «Darin sind Verschleissstellen wie Zahnräder oft aus Plastik und nützen sich schneller ab», gibt Michel Savary zu bedenken. Im Übrigen bietet nicht jeder Hersteller Ersatzteile an. Geht etwas kaputt, muss die Maschine in diesem Fall entweder ins herstellereigene Servicecenter eingeschickt oder ersetzt werden. Versteckte Schrauben und Klicksysteme, die Abdeckhauben beim Öffnungsversuch splittern lassen, erschweren eine Reparatur weiter, so Savarys Erfahrung. «Wer sich nicht schon länger damit befasst, für den ist die Reparierbarkeit beim Kauf kaum abzuschätzen.»

Man zahlt fürs Design
Der Preis helfe auch kaum zur Orientierung. Allerdings ist es auch eine Frage der Dimensionierung: «Bei Küchenmaschinen in Haushaltsgrösse zahlt man meist auch fürs Design», erklärt Michel Savary. Es ist eben nicht unwichtig, dass das Gerät farblich zur Küchenabdeckung und von der Form her ins Ambiente passt. «Professionelle oder semiprofessionelle Maschinen aus dem Gastro- oder Bäckereibedarf sind robuster, leistungsfähiger und schlichter und haben weniger unterschiedliche Funktionen», fährt der Berner fort. Damit lassen sich grosse Mengen verarbeiten, z. B. für Hofläden.

Eine Reparatur ist im Sinne der Nachhaltigkeit der Entsorgung vorzuziehen. Mittlerweile gibt es in vielen Ortschaften Repair-Cafés, die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen führt ein Online-Verzeichnis. Ehrenamtliche versuchen an solchen Events zu retten, was zu retten ist. Auch Michel Savary beteiligt sich im Raum Bern an Repair-Cafés. Die Dienstleistungen von unabhängigen Reparaturwerkstätten wie der Flickerei oder der Servicecenter von Herstellern sind das ganze Jahr über verfügbar, aber kosten-pflichtig. jsc

Weitere Informationen: www.repair-cafe.ch

Die BauernZeitung fragtWas ist Ihr wichtigstes oder liebstes Küchengerät?Mittwoch, 15. März 2023