Jolanda Wyttenbach ist «ä Chüejerä». Ihre grosse Leidenschaft gehört den Kühen. Daheim in Heimenschwand (BE) haben ihre Eltern Brigitte und Hansjörg Wyttenbach 34 Kühe der Rasse Swiss Fleckvieh. Auf dem Lehrbetrieb von Michael Teuscher in Lütschental (BE) sind es 28 Kühe. «Ich habe unsere Kühe richtig gern», sagt die 17-jährige Lernende im zweiten Lehrjahr. Jede Kuh ist für sie ein Individuum mit eigener Abstammung, einem Namen und habe ihren Charakter und ihre Eigenheiten. «Sie sind für mich wie Mitarbeiter», so Jolanda Wyttenbach und fährt fort: «Sie geben uns Milch und Fleisch, sorgen für Wertschöpfung und Einkommen. Auch erhalten wir mit Kühen unsere Kulturlandschaft.»
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Freude und Leidenschaft weitergeben
Kein Zweifel: Jolanda Wyttenbach ist eine authentische Botschafterin für die Schweizer Landwirtschaft. «Das allerwichtigste ist es, jeden Tag der Gesellschaft unsere Berufung, Freude und Leidenschaft für die Landwirtschaft weiterzugeben und so das Verständnis für unsere Arbeit und den Berufsstand zu fördern.»
Vorbereiten für den Ring
Ihr Lehrmeister Michael Teuscher ist ein weit herum bekannter Züchter, wie auch schon Jolandas erster Lehrmeister Roland Feuz aus Unterseen (BE). «So rutschte ich in Züchterszene hinein, lernte wie man die Kühe für die perfekte Vorführung im Ring vorbereitet», erzählt Jolanda Wyttenbach. Sie beabsichtigt denn auch der Jungzüchtervereinigung beizutreten.
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«Ich bin mit meinen zwei älteren Schwestern Vroni und Julia in Heimenschwand aufgewachsen», erzählt Jolanda Wyttenbach. «Wir haben immer mitgearbeitet – nicht, weil wir mussten, sondern weil es uns Freude machte», erzählt sie.
Seit je her verbrachte die Familie Wyttenbach jeden Sommer auf der Bättenalp oberhalb vom Brienzersee. Sie kümmerten sich um die Kühe und fabrizierten Alpkäse. Dieses Gen ist gesetzt, denn sobald es im Frühjahr anfängt zu grünen, zieht es Jolanda Wyttenbach in die Höhe.
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Wer aber meint, dass die Lernende nichts als Kühe, Alpwirtschaft und Käsen im Sinn hat, irrt sich. «Es gibt eigentlich keine Arbeit in der Landwirtschaft, die ich nicht gerne mache», sagt sie.
Früh morgens beim Blackenspritzen geniesst sie die Natur im friedlichen Lütschental, den Ausblick auf das Wetterhorn und das Plätschern der Lütschine.
Klauenschneiden, Misten, Tiere verarzten, heuen – alles macht für sie Sinn, ist wichtig und nützlich und wird mit der gleichen Energie erledigt wie Kühe vorführen.
Steckbrief
Name: Jolanda Wyttenbach
Alter: 17 Jahre
Wohnort: Heimenschwand (BE)
Lehrjahr: Im 2. Lehrjahr als Landwirtin EFZ
Ausbildungsbetrieb: Michael Teuscher in Lütschental BE
Auch die Maschinen haben es Jolanda Wyttenbach angetan. Temporeich bedient sie den Heukran. Holt mit dem Metrac Siloballen, fährt rückwärts zurück zum Stall, ins Tenn hinein und platziert die die Siloballe im Futtermischer. Am nächsten Tag, Mittwoch, ist Unterricht am Inforama Schwand. Jolanda Wyttenbach schwingt sich auf ihre Yamaha und betritt rechtzeitig das Schulzimmer. «Ich gehe gerne in die Schule und will nicht einfach durchkommen, sondern gut bestehen», sagt sie. Dort werde das behandelt, was sie wirklich interessiere. Es bleibe nicht nur beim Theoretischen, sondern die Lerninhalte liessen sich ideal mit den Arbeiten in Stall und Feld verbinden.
«Könnte Bäume ausreissen»
«Manchmal, wenn ich den ganzen Tag in der Schule war, bin ich am Abend einfach nicht so ausgeglichen. Ich könnte schier noch Bäume ausreissen», sagt sie. Power für mehr hat Jolanda Wyttenbach auf jeden Fall.
So hat sich auch schon Pläne, was sie nach ihrem Lehrabschluss als Landwirtin EFZ machen will. «Dann möchte ich gerne zur KB gehen und als Zweitberuf Besamerin EFZ lernen», erzählt sie.
Aber natürlich gehöre es in jungen Jahren dazu «sich die Hörner abstossen», die Welt kennenzulernen beziehungsweise erstmals auf möglichst vielen Schweizer Alpbetrieben mitzuarbeiten und zu käsen.
«Klar möchte ich später einmal eine Familie gründen, sodass wir gemeinsam einen Betrieb führen können», sagt sie.
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5 Fragen an Jolanda
Diese Superkraft hätte ich gerne: Superkraft, um das Wetter zu ändern und die Sprache der Tiere zu verstehen und zu sprechen.
Meine Lieblingstiere: Swiss Fleckvieh.
Lieblingsessen: Regional und saisonal muss es sein, dann schmeckts.
Liebste Arbeit: Alles, was mit der Landwirtschaft zu tun hat.
Das mache ich weniger gern: Dazu fällt mir ehrlich gesagt grad nichts ein.
Es wird Abend im Lütschental, die Arbeit ist getan. Jolanda Wyttenbach greift zum Kontrabass oder zum Akkordeon und bringt zur Freude der Betriebsleiterfamilie Luisa und Michael Teuscher – und den Kühen – ein Volksmusik-Ständchen.
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[IMG 10]«Lehrling des Jahres 2024»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2024» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Leser-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.
[IMG 11]Unsere Sponsoren
Bei «Lehrling des Jahres 2024» dürfen wir auf die Unterstützung von verschiedenen Partnern zählen. Die Förderung von Lernenden ist für sie eine Herzensangelegenheit. Die Hauptsponsoren 2024 sind agrisano, Ceres Media und Kärcher. Patronatspartner ist agriprof und Urech Lyss ist als Sachsponsor dabei. Mehr zu unseren Partnern