Am Donnerstagmorgen ist viel los auf dem Zieglerhof im solothurnischen Brunnenthal in der Region Bucheggberg. Bis zu 20 verschiedene Produzenten aus der Region bringen ihre Produkte zu André Ziegler, der diese mit seinem Team sortiert und die Taschen gemäss den eingegangenen Bestellungen zusammenstellt. «Bis kurz nach dem Mittag treffen alle Produkte bei uns ein und wir stellen die Taschen zusammen. Sobald sie fertig sind, bringe ich sie zur Zustellstelle der Post», sagt André Ziegler, Gründer von Buur on Tour. «Und am Freitagmorgen liefert die Post die Hofprodukte aus.»
Auf dem Zieglerhof wachsen «fast alle Sorten Obst», sagt André Ziegler und meint damit Äpfel, Birnen, Baumnüsse, Zwetschgen und Pflaumen aber auch Aprikosen, Pfirsiche und Mirabellen. Nebst Tafelobst verkauft Familie Ziegler Obstbrände. Bis ins Jahr 2014 ab Hof und am Wochenmarkt in der Vorstadt Solothurn. «Dann kam die Post auf uns zu und bot uns an, als Pilotbetrieb die Auslieferung von Hof-Produkten zu testen», erzählt André Ziegler. Um ihr Sortiment zu ergänzen, suchte die Familie in der Region nach Landwirten, die anderes produzierten und auch Interesse am Auslieferdienst hatten.
Faire Preise für die Produzenten
Der Service der Post überzeugte und André Ziegler gründete mit dem benachbarten Chinzi-Hof «Buur on Tour». Ein Logistikkonzept von Landwirten für Landwirte, das Kunden ein attraktives regionales Sortiment bieten soll. Ohne Abo-Pflicht können Kunden jede Woche online eine Tasche mit Milchprodukten, Obst und Gemüse, Gebäck, Honig, Eingemachtem und vielen lokalen Spezialitäten füllen, die dann mit der Post nach Hause geliefert wird.
«Wir bieten saisonale Produkte, das heisst, dass zum Beispiel der Blumenkohl im Frühling begrenzt ist», sagt André Ziegler. Zudem sollen die Bauernfamilien einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten. «Der Bauer erhält 100% vom Produktpreis, den er selbst festlegen kann», so Ziegler. Pro Tasche wird eine Gebühr von 4.- verrechnet, welche die administrative Arbeit des Regionsleiters entgeltet. Andere Investitionen wie die Arbeit einer Grafikerin werden von den Regionalleitern vorgeschlagen und finanziell von allen Regio-Mitgliedern getragen.
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20-Kilometer-Radius für Regionalität
Nach und nach suchten mehr Landwirtinnen und Landwirte nach einem geeigneten Verkaufskanal und stiessen auf Buur on Tour. Mittlerweile gibt es 6 Regionen und rund 100 Zulieferer. «Es ist kein Franchise-System. Wenn eine neue Region dazukommt, wird Buur on Tour gesamthaft gestärkt und investitionskräftiger, davon profitieren alle», ist der für die Region Solothurn zuständige André Ziegler überzeugt.
Er macht keine Werbung bei Landwirten, aber er kann sich gut vorstellen, dass das Konzept in der ganzen Schweiz funktionieren würde. «Aber wir haben uns bewusst für die Regionalstellen entschieden, insbesondere, um die Regionalität zu wahren. Wir glauben, dass ein Radius von etwa 20 Kilometern den Begriff der Regionalität für die Kunden widerspiegelt.», sagt Ziegler.
Es gibt auch andere Vorteile, die Ziegler in diesem System bestätigen. «Alle Regionsleiter treffen sich einmal jährlich, um Ideen auszutauschen. Dabei können sich die Regionen gegenseitig inspirieren. Regionsleiter können neue Ideen dann mit ihren Zulieferern besprechen, beispielsweise der Einsatz eines Velokurierdiensts.»
Buur on Tour – darum geht‘s
Buur on Tour ist eine Produzentenorganisation, die auf einer Onlineplattform Produkte verschiedener Höfe und unterschiedlicher Labels in einer Region anbietet. Jede Woche kann sich die Kundschaft eine Tasche zusammenstellen, die anschliessend mit der Tagespost zugestellt wird. Das Angebot gibt es bereits in den Regionen Solothurn, Bern, Seeland, Olten, Brugg und Freiamt.
Produzent, nicht Dienstleister
Für Ziegler selber ist wichtig, dass er genügend Zeit für die Produktion hat: «Ich will nicht Dienstleister werden, sondern möglichst effizient meine Produkte verkaufen.» Dazu hat er das System hinter dem Online-Shop immer weiterentwickelt. «Gestartet sind wir mit einer Excel-Tabelle, jetzt haben wir ein automatisiertes System», sagt Ziegler. Der Kunde kann die Rüebli nicht pro Stück kaufen, sondern zwischen einer kleinen, mittleren oder grossen Menge unterscheiden. Beim Kohl kann er Weisskohl, Rotkohl oder Wirz wählen. Diese Auswahlmöglichkeiten werden im System als Varianten aufgenommen und automatisch als Bestellungen an die Produzenten versandt. «Produzent A bringt entsprechend vielleicht 4x Variante 1, 2x Variante 5 und 1x Variante 6. Dadurch sind wir sehr schnell beim Abpacken, wir haben schliesslich keine Produkte an Lager», erklärt er seine Strategie.
Keine Abo-Pflicht
Das erlaube ihm, als Produktionsleiter und Produzent nur rund 6-10 Stunden pro Woche für Buur on Tour einsetzen zu müssen. Mit der Auslieferung der Post ist Ziegler sehr zufrieden. «Es kostet zwar etwas mehr, als wenn ich es selbst machen würde. Aber wenn man selbst ausliefert, muss man die Zeit dafür haben. Weil wir kein Abo sind und unsere Anzahl Kunden von einer zur anderen Woche extrem variieren kann, wäre es schwierig, diese Zeit einzuplanen», sagt Ziegler. Und weil er nicht nur ausliefern wolle, habe er sich für dieses Outsourcing entschieden, schmunzelt der junge Familienvater.