Die Apfel- und Birnenernte ist in der Schweiz angelaufen. In den nächsten Wochen werden auf rund 3800 Hektaren um die 816 Millionen Tafeläpfel in allen Farben und Grössen geerntet. Der SOV rechnet mit 124'900 Tonnen Tafelobst und 78'700 Tonnen Mostobst.
Eine vielfältige Frucht
Jimmy Mariéthoz, Präsident des SOV, war es ein Anliegen, auf die Vielseitigkeit des Apfels hinzuweisen: "Keine Frucht hat so viele Sorten, Grössen und Farben." Er freue sich daher sehr auf den Start der Schweizer Apfelernte 2019. Der Obstbau befinde sich in einem grossen Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Gesellschaft, der Politik, des Marktes und den wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten der Produktion. Diese Lage hat sich in den letzten fünf Jahren stark zugespitzt. "Die Ansprüche an die Produktion und die Vermarktung, die Forderung nach Natur pur haben zugenommen. Gleichzeitig ist niemand wirklich bereit, den Mehrwert zu zahlen oder den technologischen Fortschritt zu akzeptieren", strich Mariéthoz heraus.
Hohe Ansprüche an Qualität
In der Apfelanlage von Beat Lehner in Felben-Wellhausen zeigte Ralph Gilg, Präsident des Thurgauer Obstverbandes, was Qualität beim Apfel bedeutet. "Der Konsument will Äpfel mit einer idealen Grösse. Er will ausgereifte Früchte mit fester Schale und knackigem, saftigem Fruchtfleisch. Der Apfel muss makellos sein, also keine Frostringe, Hagelschäden, Rost- oder Pilzbefall aufweisen", zählte Gilg auf. Mit der Baumpflege, Düngung, Bewässerung, Witterungsschutz und Pflanzenschutz sorgen die Obstbauern dafür, dass diese hohen Qualitätsstandards erreicht werden. Gilg freut sich auf die Ernte auf seinem Obstbaubetrieb. "Es ist eine wahre Freude, im Moment durch die Anlagen zu gehen."
250 verschiedene Apfelsorten
Nebst der Arbeiten der Obstbauern hat die Sorte grossen Einfluss auf den Pflanzenschutz. Aber die Züchtung neuer, krankheitsresistenter Apfelsorten ist eine aufwendige und langjährige Arbeit, erfuhren die Journalisten aus erster Hand von Beat Lehner. Gemeinsam mit Markus Kobelt von der Firma Lubera züchtet er seit 25 Jahren an neuen Apfelsorten.
In Lehners Anlage in Felben-Wellhausen werden die Sorten auf Anbaueigenschaften und Resistenzen getestet. Hier wachsen 250 Apfel- und 30 Birnensorten. Eine vielversprechende Sorte ist SQ159. Sie ist resistent gegen Schorf und wenig anfällig auf Mehltau und Feuerbrand und soll den klingenden Namen "Magic Star" bekommen. SQ159 oder eben "Magic Star" ist eine sogenannte Club-Sorte. Das sind Sorten, die nur von einer begrenzten Zahl Produzenten angebaut werden können.
Ab nächstem Jahr wird man erste Muster von "Magic Star" im Coop kaufen können. "In drei bis vier Jahren dürften es bereits schöne Mengen sein", ist Lehner zuversichtlich. Die Mehrheit der Sorten, die in Lehners Anlage wachsen, sind eigene Züchtungen und Züchtungen aus Schweizer Sorten. Aber auch ausländische Sorten hat es drin. Lehner erklärt: "Um einen tollen Apfel zu züchten, der resistent gegen Krankheiten ist und gleichzeitig den Geschmacksanforderungen des Konsumenten entspricht, greifen wir auch auf ausländische Sorten zurück."
SOV glaubt an den Schweizer Apfel
Trotz allen Herausforderungen glaubt der SOV an die Zukunft des Schweizer Apfels. "Die Obstproduzenten wollen sich den Herausforderungen aktiv stellen. Wir sind gewillt, finanzieren neue Standards und setzen diese um", betonte Jimmy Mariéthoz. Damit es aber auch in Zukunft Schweizer Äpfel gibt, müssten sich die Konsumenten ihrer Verantwortung durch ihr Kaufverhalten bewusst sein. Auch von Politik und Behörden erwartet Mariéthoz Unterstützung. "Die Preisgestaltung der Zukunft muss auch den Mehrwert der Schweizer Obstproduktion und die zusätzlichen Anforderungen und Risiken auf allen Stufen abdecken."
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