Sommertrockenheit ist nicht der einzige Faktor, der sich auf die Erträge von Grünland auswirken kann. Zu verstehen, wie gross die Bedeutung sommerlicher Wasserknappheit ist, soll laut den Autoren einer Analyse von Agroscope und dem Schweizer Bauernverband (SBV) aber dabei helfen, sich besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Denn wie die Schweizer Klimaszenarien vorhersagen und das laufende Jahr einmal mehr zeigt, werden Wetterextreme wie lange Trockenperioden immer häufiger.
Über die Hälfte der Schwankungen erklärt
Untersucht wurden die Daten des SBV zu den Raufuttererträgen in den Jahren 1990 bis 2021 in Zusammenhang mit der relativen Verdunstung. Letztere diente zur Beurteilung der Sommertrockenheit und sei ein international verwendetes Mass für den Wasserbedarf von Kulturen – je trockener es ist, desto durstiger sind die Pflanzen.
In allen drei Grünlandkategorien in der Studie (Kunstwiesen, Wiesen und Weiden sowie Sömmerungsweiden) liessen sich die Schwankungen der Erträge zu 50 bis 60 Prozent durch die Sommertrockenheit erklären.
Die Futtermittelproduktion ist anfällig
Kommt es im Sommer zu anhaltendem Wassermangel, rechnen die Fachleute von Agroscope mit möglichen Ertragsverlusten von 30 bis 40 Prozent. Deutliche Rückgänge in der Produktivität wurden in den untersuchten Zeitperiode mehrmals festgestellt, namentlich in den Jahren 1998, 2003, 2006, 2015 und 2018.
In absolute Zahlen übersetzt bedeuten die Resultate der Studie in ungünstigen Jahren Ausfälle in der Höhe von bis zu 1,2 Millionen Tonnen TS. Dies ausgehend von einer gesamtschweizerischen Raufutter-Produktion von rund 5,5 Millionen Tonnen TS. Zum Vergleich: Im trockenen Jahr 2018 mussten rund 250'000 Tonnen Futter in die Schweiz importiert werden. Die möglichen Einbussen liegen damit weit darüber. «Diese Zahlen unterstreichen die Anfälligkeit der Futtermittelproduktion für extreme klimatische Ereignisse», schreiben die Studienautoren.
Kunstwiesen sind am stärksten betroffen
Beim Vergleich der verschiedenen Grünlandkategorien stellten sich Kunstwiesen als besonders stark von Sommertrockenheit betroffen heraus. Gleiches gelte für Wiesen und Weiden unterhalb von 1000 und 1500 m.ü.M. Man erklärt sich das damit, dass Kunstwiesen als Teil der Fruchtfolgen immer wieder neu angelegt werden und somit im ersten Jahr noch kein voll entwickeltes Wurzelsystem haben. Weiter sei diese Art Grünland praktisch nur in tiefen Lagen des Mittellands anzutreffen, wo Dynamik und Intensität der Dürreperioden in der Vergangenheit am stärksten ausgeprägt waren.
Nicht überall gleich
Wie es in diesem Jahr der Fall ist, waren auch in der Datenreihe dieser Studie Niederschläge bzw. die Trockenheit nicht gleichmässig über die Schweiz verteilt. Z. B. sei 1998 nur die Westschweiz betroffen gewesen, 2003 in erster Linie die Nordwestschweiz und das Gebiet zwischen Neuenburger- und Genfersee und 2015 sowie 2018 ein grosser Teil des zentralen Mittellands und Teile Graubündens.
Alles deutet heute daraufhin, dass Dürren in Zukunft häufiger werden, wird in der Studie festgehalten. «Es ist davon auszugehen, dass die Raufutterproduktion in der Schweiz weiterhin mit den Auswirkungen der Trockenheit zu kämpfen haben wird».