Nach erfolgreich durchgeführtem Strickhofball mit Rekordbesuch und zwei strengen Lehrjahren, haben wir uns eine gehörige Abschlussreise verdient. Wir, das sind 36 jung oder junggebliebene Lernende kurz vor ihrem Lehrabschluss zum Landwirt oder zur Landwirtin.
Unsere Reise führte uns durch den weiten Jura hinunter bis zu blühenden Aprikosenplantagen im Rhonetal, wo wir die welsche Landwirtschaft erleben, Ideen sammeln und andere Mentalitäten kennenlernen konnten. Kurz gesagt: Wir erweiterten unseren Horizont.
Den Marktschwankungen trotzen
Die Betriebe haben uns Einblick in verschiedenste Produktionsstrategien gewährt. Besonders in Erinnerung geblieben ist uns der Betrieb von David Hänni in Lignières NE. Er bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie einen vielseitigen Biobetrieb mit Milch- und Mutterkühen, Ochsenmast, verschiedenem Gemüse und Ackerfrüchten auf gesamthaft 125 ha.
Den Grossteil ihrer Produkte vermarkten sie direkt im Hofladen, den sie laufend ausbauen. Er ist das Herzstück ihres Betriebes. Dort können sie die Preise verlangen, die ihre Lebensmittel verdienen und sind den Marktschwankungen nicht ausgesetzt. Nebenan hat der Bruder von David Hänni eine Werkstatt, wo sie praktisch alle Reparaturen selbst machen können.
Gerade in Zeiten der Globalisierung – wir sehen es bei den steigenden Treibstoffpreisen – muss man schauen, dass mit verschiedenen Standbeinen das Risiko verteilt wird. «Wenn alles klappt, steht in einigen Jahren ein neuer Legehennenstall auf dem Hof», erzählte der motivierte Junglandwirt. «So können wir die Produktpalette erweitern und einen wertvollen Dünger für unsere Kulturen dazugewinnen.» Und mit dem neuen Getreidelager könne er nicht nur den Futterbedarf selbst abdecken, sondern auch Mehl, Brot und weitere Produkte im Hofladen anbieten.
Drei Familien, ein Betrieb
Ein anderer Betrieb, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist die Betriebsgemeinschaft der Familien Broquet-Leuenberger in Movelier JU. Die drei Familien haben sich schon vor einigen Jahren zusammenschlossen. Zwei der Familien hatten jeweils einen Hof, den sie in die Gemeinschaft mitnahmen. Die dritte Familie brachte das nötige Geld.
Durch die funktionierende Zusammenarbeit ist etwas Einzigartiges entstanden. Mittlerweile beherbergen sie neben Milchkühen, Milchziegen und ein paar Eseln auch noch Wollschweine, Wachteln und Poulets. In der eigenen kleinen Molkerei wird die Milch und in der Backstube das Mehl weiterverarbeitet. Im Hofladen verkaufen sie 70 eigene Produkte. Durch eine Anfrage eine Hochzeitsfeier auf ihrem Hof durchführen zu dürfen, haben sie ihre alte Scheune ausgeräumt und eingerichtet. Als die Feier vorbei war und Fotos im Netz kursierten, konnten sie sich vor Anfragen fast nicht mehr retten.
Inspiration für den Betrieb zu Hause
So ist über die Jahre ein Hof entstanden, der sich sehen lassen kann. Zum Abschied hat einer der Betriebsleiter erzählt, dass nur die Kinder der Familie, die keinen Hof in die Gemeinschaft brachte, sich vorstellen können, den Hof zu übernehmen. Das hat in unserer Klasse denjenigen ohne Hof Mut gemacht, vielleicht doch den Wunsch von einem eigenen Bauernhof realisieren zu können. Die verschiedenen Betriebsbesuche haben uns auf alle Fälle inspiriert und motiviert, eigene Ideen in die Tat umzusetzen.