Eine Schar kleiner Kinder geht mit der Lehrerin über den Hofplatz. Daneben steuert eine Mutter mit ihrem Kinderwagen direkt ins Tenn hinein. Das ist nichts Aussergewöhnliches für Nino Meroni, der auf dem stadtnahen Zürcher Betrieb Bio Waidhof seine Zweitausbildung als Landwirt EFZ macht. «Das Schöne ist, dass die Leute fragen und sich interessieren», findet der 18-Jährige, der vorher bereits eine Lehre als Landschaftsgärtner abschloss.
Nino Meroni ist neben dem Gemüsebetrieb seiner Grosseltern aufgewachsen. Dort war er früher jede freie Minute anzutreffen. «Vor allem das Fahren mit den Maschinen hat mir gefallen, das macht mir auch heute immer noch so Freude,» schwärmt er. Vor fünf Jahren wurde der Betrieb reduziert, aber die Lamas und Alpakas blieben als Hobby seines Grossvaters.
Lamas und Alpakas behalten
Als Freizeitbeschäftigung und als Ausgleich zur Arbeit auf dem Betrieb trainiert Nino Meroni fast jeden Tag Unihockey. Doch eigentlich sei das, was er am wenigsten gerne macht, in den Feierabend zu gehen. Darum arbeitet er auch nebenbei noch als Lohnarbeiter in der Firma eines befreundeten Landwirts, wo er später eventuell einen Anteil übernehmen kann.
Doch nicht nur das, er hat auch das Angebot bekommen, den dazugehörigen Landwirtschaftsbetrieb weiterzuführen. Sein persönliches und berufliches Ziel. «Manche sagen, es sei verrückt, so jung einen Betrieb zu übernehmen, aber die Chance bekomme ich nicht mehr, darum nutze ich sie,» sagt der junge Mann. Es ist ein reiner Ackerbaubetrieb, in den er auch die Neuweltkameliden von zuhause integrieren möchte. «So hätte ich den Ausgleich, den ich mir wünsche.» Nach der Lehre steht jedoch zuerst einmal das Militär auf dem Programm und eventuell eine Zeit, um zusammen mit seiner Freundin auf Reisen zu gehen.
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«Ohne intakte Böden funktioniert nichts mehr»
Nino Meroni fühlt sich wohl auf dem Bio Waidhof und macht hier gleich beide Lehrjahre der Zweitausbildung. Die Erfahrung als Landschaftsgärtner hilft ihm in der Lehre. So hat er zum Beispiel die Obstbäume auf dem Lehrbetrieb geschnitten. «Ich bin froh, dass ich vorher noch eine Lehre gemacht habe, es ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass ich den Betrieb später mit dem Gärtnern verbinde,» sagt er.
Steckbrief
Name: Nino Meroni
Alter: 18 Jahre
Wohnort: Niederhasli ZH
Lehrjahr:Im 2. Lehrjahr als Landwirt EFZ (Zweitausbildung)
Ausbildungsbetrieb:Bio Waidhof in Zürich
Durch seinen Lehrmeister ist er auch auf die Regenerative Landwirtschaft gestossen. Wenn es um die Zukunft der Bäuerinnen und Bauern geht, denkt der angehende Landwirt an die Böden. Ihm ist es wichtig, der Erde Sorge zu tragen. «Ohne dass die Böden intakt sind, funktioniert nichts mehr.» Ausserdem sei es wichtig, dass die Leute sehen, wie etwas produziert wurde, «dann haben sie auch mehr Freude, es zu konsumieren».
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Trotz dem engen Bezug zur Landwirtschaft war nicht immer klar, dass Nino Meroni Landwirt lernen will. Gemüsegärtner sei zwar einmal eine Option gewesen, doch nachdem der Hof der Grosseltern abgebaut wurde, wurde dies weniger aktuell. Doch während seiner ersten Lehre kam das Angebot für die Betriebsübernahme. «Mir fehlten auch die Tiere, darum wollte ich zurück zur Landwirtschaft.» Seine Lieblingstiere sind Hunde, Katzen, Neuweltkameliden, Schweine und Kühe. Als Superkraft wünscht er sich, mit ihnen reden zu können: «Es wäre einfacher, nur schon für die Tiere,» findet der junge Mann.
Praxisbezug motiviert
Nino Meroni besucht die Berufsschule am Strickhof in Lindau ZH. Er mag den Praxisbezug – besonders die Feldtage und Werkstattübungen schätzt er. «Früher mochte ich die Schule nicht so, aber heute, wo ich zehn Tage am Stück arbeite, ist es schön, ab und zu einen Tag Schule zu haben» sagt er und lacht. Sein Lieblingsfach ist Pflanzenbau, auch Tierhaltung findet er interessant. Beim Fach Mechanisierung wünscht er sich, dass es ausgiebiger behandelt würde. «Ich finde, Mechanisierung ist in der Landwirtschaft extrem wichtig».
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Am liebsten hält sich Nino Meroni beim Futtertenn der Kühe auf – ein guter Ort, um sie zu beobachten, wie er sagt. Ausserdem hat es dort immer Leute, die Fragen stellen. «Hier kann man sie am besten beantworten.» Oftmals könne er sogar einen Sonnenaufgang bei der Arbeit bestaunen. Nicht zuletzt ist es auch das, was ihn motiviert – am Feierabend aus dem Stall rauszukommen und die Leute danken ihm. Das sei bei einem stadtnahen Betrieb oft der Fall. Seine liebste Arbeit ist, am Morgen den Stall bei den Kühen zu machen oder sie am Abend zu melken. «Da ist man etwas für sich, wenn man den ganzen Tag schon Leute um sich hat.» Doch am allerliebsten fährt Nino Meroni am Abend in Ruhe auf dem Feld mit dem Traktor in den Sonnenuntergang.
5 Fragen an Nino
Welche Superkraft hättest du gerne? Mit den Tieren reden können
Welches sind deine Lieblingstiere?Hunde, Katzen, Neuweltkameliden, Schweine und Kühe
Dein Lieblingsessen?Cordon-Bleu
Deine liebste Arbeit?Am Abend auf dem Feld in den Sonnenuntergang fahren
Was machst du weniger gern?In den Feierabend gehen
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[IMG 6]«Lehrling des Jahres 2022»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2022» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Online-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.