Laut schallt Samira Furrers Stimme von einem Hügel oberhalb des Solothurner Dorfs Biezwil. Mit fliegendem Rock und einem Blumenkranz im Haar dreht sie sich auf der Wiese und singt, begleitet von ihrem Lehrmeister Stefan Hueter und Meisterlandwirt Bernhard Wyss, aus vollem Hals ein Volkslied. Daran, dass die Musik die Leidenschaft der 16-Jährigen ist, besteht kein Zweifel. Doch nicht weniger begeistert ist sie von der Landwirtschaft.

Einen sozialen Beruf als Ziel vor Augen 

«Ich sehe die Landwirtschaft auch aus der Perspektive einer Konsumentin», erklärt Samira Furrer. Sie ist als Einzelkind in einer Blockwohnung in Holziken AG aufgewachsen und wollte einen sozialen Beruf erlernen – «Dann ging mir auf, dass Landwirt/in der sozialste Beruf überhaupt ist». Ihr erstes Lehrjahr absolviert sie nun auf dem Biohof der Grossfamilie Hueter in Biezwil. Es gefalle ihr, dass speziell in der biologischen Produktion jede Arbeit mit einem Hintergedanken verbunden ist: Man gehe z. B. nicht einfach nur Blacken stechen, sondern überlege auch, was das Auftreten der Pflanze bedeutet. Zusammenhänge zu begreifen und Wissen zu sammeln ist ihr ein grosses Anliegen und so schreibt sie alles auf, was ihr Senior-Chef Urs Hueter über die Bedürfnisse verschiedener Gemüsesorten erzählt.

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Steckbrief
Name: Samira Furrer
Alter: 16 Jahre
Wohnort: Holziken AG
Lehrjahr: 1. Lehrjahr
Ausbildungsbetrieb: Familie Hueter in Bietzwil SO

Feine Antennen im Stall 

«Lehrling des Jahres 2022»Montag, 14. März 2022 Genau angeleitet kümmert sich Samira Furrer um Spinat, Zwiebeln und Salat im Folientunnel. Das ist trotz der hohen Temperaturen und der stickigen Luft ihr Lieblingsplatz auf dem Betrieb. «Im Gegensatz zum Ackerbau kann ich mich hier um jede Pflanze kümmern, ihr beim Wachsen vom Samen bis zur Ernte zusehen», erläutert Furrer. Aber nicht nur zu Gemüse hat die Aargauerin einen guten Draht. Sie bezeichnet sich als sehr sensibel: «Ich habe bisher noch jeden Viertel vorausgeahnt und bemerke sofort, wenn eine Kuh stierig im Stall steht». Ihre starke Empathie ist der Grund warum sie sich mit ihren Lieblingstieren, Koalas identifizieren kann – das seien wahre «Gmüetscheibe», denen kaum jemand böse sein könne.

Alle Kühe und Kälber kennt die Lernende beim Namen. Und das nicht nur, weil ihr Lehrmeister es so verlangt, denn sie bezeichnet jedes Tier als Geschenk. Da erstaunt es nicht, dass die Pflege der Vierbeiner ihre liebste Arbeit ist. Steht ein Tierarztbesuch auf dem Programm, ist Samira Furrer als Erste auf Platz. Stellt sie bei einem der Tiere ein Leiden fest, zieht sie sich ins Tenn zurück, um in der homöopathischen Stallapotheke eine Behandlungsmöglichkeit nachzuschlagen. «Manchmal braucht es aber einfach Antibiotika», hält sie pragmatisch fest.

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Ihre Lasagne ist berühmt

Angesichts ihrer Bühnenerfahrung als Teil einer Band, als Solokünstlerin und sogar an der Seite von Melanie Oesch im Schweizer Fernsehen erstaunt hingegen ihr Wunsch nach Unsichtbarkeit als Superkraft. «Dann könnte ich in den VIP-Bereich von Veranstaltungen schleichen und vielleicht einige Geheimnisse der Künstler erfahren», begründet die energiegeladene junge Frau. Interessieren würde sie z. B. wie Melanie Oesch ihren Zungenschlag hinbekommt.

So wohl wie auf der Bühne, beim Gemüse oder in Kontakt mit Tieren fühlt sich Samira Furrer in der Küche. Um mehr über das Führen eines landwirtschaftlichen Haushalts zu erfahren, möchte sie nach Lehrabschluss die Bäuerinnenschule besuchen. Auch ein Studium an der HAFL und eine Tätigkeit als Lehrerin würden Furrer gefallen. Für ihre Kochkünste muss die angehende Landwirtin keine Schulbank drücken: Ihre Lasagne (mit geraffeltem Gemüse, vorgekochten Teigwarenblätter sowie viel Zwiebeln und Knoblauch) ist bereits berühmt und versammelt locker 10 Leute am Esstisch der Hueters.

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5 Fragen an Samira
Welche Superkraft hättest du gerne? Mich unsichtbar machen
Welches sind deine Lieblingstiere? Koalas
Dein Lieblingsessen? Meine selbstgekochte Lasagne
Deine liebste Arbeit? Tierpflege
Was machst du weniger gern? Bschütti-Schläuche einrollen. Weil ich klein bin und es immer irgendwo raussaftet

Gegen Vorurteile gegenüber Bio

In der 5-köpfigen Band der «Ländlergiele Hubustei», in der vier Landwirte und ein Informatiker spielen und der Altersunterschied zu der jungen Sängerin mindestens 20 Jahre beträgt, fällt Samira Furrer fraglos auf. Das macht ihr allerdings nichts aus, auch wenn sie mehr Wert auf Organisatorisches legt als die fünf Herren. Die Aargauerin wehrt sich aber vehement gegen das Vorurteil, auf Bio-Betrieben ernte man nur die Hälfte und erst noch kleine Kaliber. «Das stimmt schlicht nicht», betont sie und präsentiert zum Beweis zwei stattliche Rüebli aus dem Lager.

Nach ein paar Liedern auf der sonnigen Wiese scheint sogar Samira Furrer langsam müde zu werden. Trotzdem stapft sie ein paar Minuten später wieder in Arbeitskleidern in den Stall und schrubbt den Milchtank sauber. Als Nächstes steht das abendliche Melken auf dem Programm. Musik und Landwirtschaft, Tiere und Gemüse, Blockwohnung und Bauernhof – bei ihr gehört das zusammen und sie hat genug Energie für alles.

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[IMG 6]«Lehrling des Jahres 2022»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2022» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Online-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.