Mit sanftem Druck führt Eliane Blum die Bürste durchs Fell des Tieres vor ihr. Die 16-Jährige fühlt sich sichtlich wohl zwischen den gefleckten Leibern und auch die Kühe scheinen ihre Berührungen zu geniessen. «Wenn es mir nicht gut geht oder ich abschalten will, gehe ich in den Stall», erzählt sie und streichelt der Kuh die Flanke. Blum ist auf dem Bauernhof zuhause und sieht auch ihre Zukunft in der Landwirtschaft.
Lieber auf dem Land
Kühe, Gusti, Kälber, Hunde und Geissen zählt Eliane Blum zu ihren Lieblingstieren – in dieser Reihenfolge und alle diese Tiere leben auf dem Hof ihrer Eltern. Dort, im bernischen Trub, geben manche Radiosender nur noch Rauschen von sich und Handys haben keinen Empfang, aber die angehende Landwirtin zieht die hügelige Landschaft der Stadt vor. Zwar würde sie gerne fliegen oder sich teleportieren können, aber nicht, um von dem abgelegenen Betrieb wegzukommen. Vielmehr liesse sich damit ein guter Überblick gewinnen oder Zeitsparen, meint die Bernerin.
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Einst Landschaftsgärtnerin im Blick
Landwirtin war nach der Schule nicht das erste Ziel, das Eliane Blum verfolgte: «Ich wollte Landschaftsgärtnerin werden, konnte aber keine offene Lehrstelle finden», erinnert sie sich. Dann habe zuerst ihr Cousin und später auch ihr Vater gefragt, ob sie nicht «z’Bure» lernen wolle. Nach dem Schnuppern war klar, dass diese Lehre das Richtige wäre. «Ich wollte nichts anderes mehr und heute frage ich mich, wie ich einmal habe Landschaftsgärtnerin werden wollen», bemerkt die Lernende.
Die Arbeit auf einem Landwirtschaftsbetrieb war ihr vom elterlichen Hof vertraut, wo sie nach der Schule mithalf. Daran hat sich auch in ihrer Lehrzeit nichts geändert, «ich helfe zuhause immer mit, sei es draussen, im Stall oder im Haushalt», versichert Eliane Blum. Definitiv am liebsten ist die junge Frau aber bei den Tieren.
Steckbrief
Name: Eliane Blum
Alter: 16 Jahre
Wohnort: Trub BE
Lehrjahr: 1. Lehrjahr zur Landwirtin EFZ
Ausbildungsbetrieb: Familie Rindisbacher in Signau BE
Die Schule ist anstrengender
Nicht nur den Umgang mit Kühen schätzt Eliane Blum, besonders gerne pflegt sie die Tiere. Damit gebe sie ihnen etwas zurück von der Ruhe, die sie im Stall geniesst. Zu ihren bevorzugten Arbeiten gehört das Melken, «da darf man von der Arbeit der Kühe profitieren», so ihre Begründung. Auch findet sie die Entstehung der Milch im Euter interessant und wie dieses Organ funktioniert. Hier kommt wiederum ihr Anliegen zum Tragen, es den Tieren gut gehen zu lassen: «ich möchte wissen, warum eine Kuh einen Viertel bekommt und was man in einem solchen Fall tun kann.» Ihr Wissensdurst bringt es mit sich, dass die junge Frau gerne die Schulbank drückt. Das sei aber anstrengender als körperliche Arbeit. Jeden Tag investiert Eliane Blum eine Stunde in das Schreiben von Berichten, übt sich in Botanik oder liest und hat entsprechenden schulischen Erfolg. «Man hat das Wissen dann auch für die Hofprüfung im zweiten Lehrjahr, darum schreibe ich viel auf», erklärt sie ihre Motivation.
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Seilerei als Highlight beim Wildheuen
Ackerbau betreiben Blums nicht, dafür sind ihre Flächen viel zu steil. Auf einer Parzelle geht die Familie sogar jedes Jahr wildheuen – «ein Highlight», findet die Lernende. «Da ist man eine Woche lang einfach dran und am Abend merkt man, was man gemacht hat.» Dabei sei jedes Jahr anders und die Seilerei – sprich der Transport des Heus via Seilbahn – jeweils die grösste Schwierigkeit. Mal weil der Motor streikt, mal wegen eines Funktionsfehlers der Anlage. Ungetrübt bleibt dabei die Aussicht über Trub und die Ruhe der Natur. Für beides dürfte sich Eliane Blum noch wenig begeistert haben, als sie als Kind das Heuen vom Laufgitter aus beobachtet hat.
Noch andere Tierarten kennenlernen
So sehr die junge Frau ihre ländliche Heimat liebt, es dreht sich bei ihr nicht alles nur um Tradition. Eliane Blum hat eine Vorliebe für die doch ziemlich städtischen Gerichte Pommes Frites und Hamburger. Ausserdem beschränkt sich ihr Interesse für Tiere nicht nur auf die Bewohner eines Bauernhofs: «Ich würde gerne eine Zweitausbildung machen, z. B. zur Tierpflegerin», erklärt sie. Dabei habe sie auch schon an den Zoo gedacht, wo es andere Tierarten kennenzulernen und zu pflegen gibt. Blums nächstes Ziel ist aber der Abschluss als Landwirtin.
Sorgfältig legt Eliane Blum die Kuhbürste zurück an ihren Platz, versorgt die Heugabel und geht nicht an Hofhündin Senta vorbei, ohne sie kurz zu kraulen. «Nach der Ausbildung möchte ich gerne in der Landwirtschaft arbeiten und auf einem Bauernhof mithelfen.» Das sagt sie auf der Holzbank mit Blick auf die umliegenden Hügel und in ihrer zurückhaltend-selbstbewussten Art.
5 Fragen an Eliane
Welche Superkraft hättest du gerne? Fliegen oder mich teleportieren können
Welches sind deine Lieblingstiere? Rindvieh, Hunde und Geissen
Dein Lieblingsessen? Pommes Frites und Hamburger
Deine liebste Arbeit? Melken
Was machst du weniger gern? Ich mache eigentlich jede Arbeit gerne
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[IMG 6]«Lehrling des Jahres 2022»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2022» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Online-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.