Wer die Plaketten und Glocken an der Front des Stalls zählen möchte, wäre eine Weile beschäftigt. Dass hier eine begeisterte Viehzüchterfamilie wohnt und wirkt, ist nicht zu übersehen. Begeistert ist auch Cindy, als Toni Bergmann zum Stall kommt. Vertraut schmiegt sich die schwarz-weisse Hündin an seine Beine und lässt sich streicheln. «Du bisch e Gueti», lobt der 17-Jährige.
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Der Nachname passt
Er hat heute frei, aber das ist für ihn kein Grund, die Füsse hochzulegen. Die Stallarbeit auf dem elterlichen Betrieb ruft. «Mein Beruf ist auch mein Hobby», sagt der junge Mann. Toni Bergmann ist ein Bergbauernsohn durch und durch – der Nachname passt, könnte man sagen. «Landwirtschaft ist für mich Leidenschaft», ergänzt er. Schon früh war klar, dass für ihn fast nur das Bauern in Frage kommt. Er schnupperte zwar erst noch Landmaschinenmechaniker, aber «das war mir zu langweilig».
Die Liebe zur Landwirtschaft und der Viehzucht verbindet. «An den Viehschauen hat die ganze Familie Freude», erklärt Toni Bergmann. Der ältere Bruder und die ältere Schwester haben beide ebenfalls Landwirt/in gelernt. Die Jüngste lernt Köchin.
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Buntes Rassen-Potpourri
Im gepflegten Anbindestall stehen 23 Milchkühe und ein buntes Rassen-Potpourri. Die Galtkühe und Kälber sind in einem zweiten Stall untergebracht. «Wir haben einen halben Tierpark», scherzt Bergmann. «Einerseits züchten wir Brown Swiss, die neben einer schönen Milchleistung auch noch eine gewisse Fleischleistung haben. Wir wollen keine dünnen Kühe. Dann haben wir eine Handvoll Original Braunvieh.» Dazu kommen acht Swiss Fleckvieh – und «man glaubt es fast nicht, wir haben auch noch drei Stück Grauvieh. Nicht zu vergessen natürlich unsere Milchgeissen».
Steckbrief
Name: Toni Bergmann
Alter: 17 Jahre
Wohnort: Abländschen BE
Lehrjahr: Im 2. Lehrjahr als Landwirt EFZ
Ausbildungsbetrieb: Familie Amey in Aillères (Montbovon FR)
Bergmanns ziehen alle weiblichen Tiere auf und verkaufen jene, die der Käufer will. Toni Bergmanns Lieblingsrasse ist das Original Braunvieh, «aber auch bei Brown Swiss kann ich mit vielen Leuten eine Diskussion führen», sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Wenn er von seinen Kühen redet, leuchtet sein Gesicht und seine Hände erzählen mit.
Viehzucht und Alpwirtschaft
Es ist also kein Wunder, dass seine Lieblingsarbeit das Vorbereiten der Kühe für die Schauen ist. «Die Unkrautpflege ist hingegen gar nicht mein Ding.»
Das erste Lehrjahr verbrachte er auf einem Biobetrieb mit Grauvieh in Feutersoey BE. «Die ökologische Ausrichtung war für mich ein spannender Vergleich zu der Betriebsstrategie, die wir hier oder auf meinem aktuellen Lehrbetrieb haben.»
Sein zweites Lehrjahr absolviert er auf einem Simmentaler-Zuchtbetrieb in Montbovon FR. Auch für das dritte und letzte wird es ihn auf einen Zuchtbetrieb mit Alpwirtschaft ziehen. «Kühe sind einfach meine grösste Leidenschaft», fasst Toni Bergmann zusammen.
Wenn er sich eine Superkraft wünschen könnte, wäre das dazu passend, dass die Kälber keinen Durchfall mehr bekommen und die Kühe von selbst vom gewünschten Muni aufnehmen würden.
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Lieblingsfach Tierhaltung
Sein Lieblingsfach in der Berufsschule im freiburgischen Grangeneuve – die er in einer deutschen Klasse besucht – ist Tierhaltung. Auch die Agrarpolitik beschäftigt den Bergbauernsohn aus Abländschen im Kanton Bern. «Die Grundidee hinter der Massentierhaltungs-Initiative, die uns als nächstes plagen wird, finde ich sogar gut. Es muss nicht sein, dass Betriebe immer grösser werden.» Aber die Art und Weise gehe nicht, besonders ein Verbot der Anbindehaltung wäre schlimm für den Betrieb.
Eigener Hof und Besamer werden
Trotz politischer Herausforderungen blickt Toni Bergmann optimistisch in die Zukunft. Dass er seine Zukunft in der Landwirtschaft sieht, ist selbstverständlich. «Ich möchte mal einen eigenen Betrieb führen. Auch Besamer zu werden, reizt mich.»
Normalerweise hören die Kühe der Bergmanns Ländler im Radio. Nun kommen sie in den Genuss eines Livekonzerts. Zuerst spielte Toni Bergmann Bassgeige, seit zwei Jahren Schwizerörgeli und seit acht Monaten auch noch Handorgel. Geerbt hat er dieses Hobby von seiner Mutter. Er bringt sich alles selbst bei, bekommt manchmal ein paar Tipps eines Bekannten.
Live-Konzert im Kuhstall
Er spielt ein lüpfiges Lied unddie Holzpantoffeln mit dem schwarz-weissen Kuhfell klopfen den Takt dazu. Den Kühen scheint es zu gefallen. Sie liegen friedlich da und käuen wieder. Auch Reika, Toni Bergmanns Lieblingskuh. «Zu Reika habe ich eine besondere Beziehung. Ich habe sie an der Juniorexpo vorführen dürfen und kürzlich durfte sie an die Bruna. Sie ist eine Schöne, eine Gute und eine Liebe», sagt er über die Brown-Swiss-Kuh in der zweiten Laktation.
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Neben der Viehzucht und der Volksmusik zählt er das Jochen der Hörner zu seinen Hobbys. «Ich pflege gerne die Traditionen, das Urchige.» Er freut sich deshalb, bei «Lehrling des Jahres» die Bergbauern zu vertreten. Nun verstaut er das Akkordeon sorgfältig. Es ist Abend geworden, die Kühe wollen gemolken werden. Für Toni Bergmann ist das viel mehr als Arbeit. Es ist pure Freude.
5 Fragen an Toni
Welche Superkraft hättest du gerne? Dass die Kälber keinen Durchfall mehr bekommen und die Kühe von selbst vom gewünschten Muni tragend werden.
Welches sind deine Lieblingstiere? Kühe!
Dein Lieblingsessen? Etwas mit Fleisch, egal was.
Deine liebste Arbeit? Kühe für die Viehschau bereitmachen.
Was machst du weniger gern? Unkrautpflege
[IMG 6]«Lehrling des Jahres 2022»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2022» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Online-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.