Die Sonne ist schon fast untergegangen über dem Freiburger Dorf Alterswil. Auf dem Bauernhof am Rande eines Wohnquartiers hat Florian Bielmann seinen persönlichen Höhepunkt des Tages hinter sich: das Melken. Der 17-Jährige absolviert sein zweites Lehrjahr auf dem 60-Hektaren-Betrieb von Philipp und Sabine Fasel mit 45 Milchkühen, etwas Ackerbau und Rinderaufzucht. «Es ist schön, wenn die Tiere zu einem kommen, so entwickelt sich eine nahe Beziehung zu ihnen», beschreibt er seine Lieblingsbeschäftigung. «Das ist die Belohnung der Kühe an uns dafür, dass man gut zu ihnen geschaut hat».
Eigener Betrieb suchen
Es sind auch die Tiere und die Natur, die Florian Bielmann motivierten, die Lehre als Landwirt in Angriff zu nehmen. Er will wissen, wie Pflanzen und Tiere funktionieren und was sie alles brauchen, um zu gedeihen. «Der Beruf hat mich schon immer fasziniert – ich arbeite gerne mit den Tieren zusammen und bin auch gerne draussen in der Natur», sagt er. Am allerliebsten sind ihm die Rindviecher: Kühe, Kälber, «Gusteni» – einfach alles, was dazu gehört.
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Der Lehrbetrieb befindet sich nur einen Katzensprung entfernt von seinem Wohnort Rechthalten – wo er schon früh seine Leidenschaft für die Landwirtschaft entdeckt hat. Er beobachtete die benachbarten Landwirte bei der Arbeit, schaute, ob die Kühe auf der Weide sind oder wann die Heuernte begann. Als kleiner Bub hat er in der Küche mit seinen Spielsachen den eigenen kleinen Betrieb geführt. Doch irgendwann wurde ihm das zu langweilig. «Es hat sich nichts bewegt und es gab keinen Lärm», erzählt er. So kam es dazu, dass er auf dem Betrieb seines Onkels mithalf, so oft er konnte. Dass er nicht auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen ist, macht ihm mittlerweile nichts mehr aus. Als Kind wäre er aber gerne nach der Schule jeweils in den Stall gegangen, sagt er.
Steckbrief
Name: Florian Bielmann
Alter: 17 Jahre
Wohnort: Rechthalten FR
Lehrjahr: Im 2. Lehrjahr als Landwirt EFZ
Ausbildungsbetrieb: Familie Fasel in Alterswil FR
Florian Bielmanns Lieblingsessen sind Pommes frites mit einem Stück Fleisch. Bei der nächsten Frage, nämlich welche Arbeiten er nicht so gerne erledigt, überlegt er aber etwas länger. «Schwer zu sagen, es ist alles eine Frage des Masses,» findet er. Wenn er jeden Tag Putzen müsste, fände er das wahrscheinlich schon nicht so grossartig, sagt der gelassene junge Mann. Doch das ist in seinem Arbeitsalltag als angehender Landwirt zum Glück kaum der Fall. Die Vielfältigkeit schätzt Florian Bielmann auch bei seinen Lieblingsfächern Tierhaltung und Pflanzenbau in der Berufsschule, die er in Grangeneuve besucht.
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Keinen Betrieb in der Familie zu haben, erachtet Florian Bielmann in der Schule weder als Vorteil noch als Nachteil. Vorurteile der Mitschüler gäbe es keine, so der junge Mann. Aber er fügt hinzu: «Für die Zukunft wäre es natürlich besser, wenn ich zu Hause einen Betrieb hätte, dann könnte ich den übernehmen – jetzt muss ich zuerst etwas finden», sagt er. «Schön wäre es schon, wenn ich einen Betrieb übernehmen und führen könnte».
Alp oder Skigebiet
Doch Florian Bielmann schaut zuversichtlich in die Zukunft. Einige «Heimetli» gäbe es schon in der Umgebung, die nächstens frei würden. Zur Zeit ist ein eigener Betrieb noch Zukunftsmusik. Sein nächstes Ziel ist, die Lehre abzuschliessen. Danach möchte er, der in der Freizeit gerne auf den Skiern steht, im Beruf weiterarbeiten und vielleicht mal in ein Skigebiet arbeiten gehen. «Auch das Alpleben fasziniert mich, das wäre auch eine Option», sagt er.
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Eine Vorstellung von einem idealen Betrieb hat er schon: Dieser hätte sicher Milchkühe, etwa 40 bis 50 Stück, dann Grünland und etwas Ackerbau, vielleicht Mais, Gerste und Weizen. Auf keinen Fall sollte es ein überdimensionaler Betrieb sein. Also eigentlich fast wie sein Lehrbetrieb. Hier kümmert er sich so selbstverständlich um die Tiere, als wären es seine eigenen – wüsste man es nicht, würde man meinen, er sei hier zu Hause.
Freude am Beruf ist wichtig
«In Zukunft wird es für die Landwirte sicher nicht einfacher, weil es immer mehr Anforderungen gibt», sagt Florian Bielmann. «Aber wenn man Motivation und Freude am Beruf hat, denke ich, wird das machbar sein», bringt es der junge Landwirt auf den Punkt, streicht sanft der Hofkatze übers Köpfchen und steigt dann schwungvoll auf den Traktor. Als Superkraft wünscht sich Florian Bielmann, mit Tieren reden zu können. Doch scheint es, als verstünde er sich auch ohne übernatürliche Kräfte schon sehr gut mit seinen Vierbeinern.
5 Fragen an Florian
Welche Superkraft hättest du gerne? Mit Tieren reden können
Welches sind deine Lieblingstiere? Rindvieh
Dein Lieblingsessen? Pommes Frites mit einem Stück Fleisch
Deine liebste Arbeit? Melken
Was machst du weniger gern? Putzen
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[IMG 6]«Lehrling des Jahres 2022»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2022» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Online-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.