Wo es in den den letzten fünf Wochen mehr als 150 mm Niederschlag gab, prägt die Nässe derzeit den Futterbau. Gerade staunasse Böden trocknen aufgrund der kühlen Witterung und wenig Sonne nur sehr langsam ab, und weitere Niederschläge sind bereits angekündigt. An gewissen Orten wird der Weidegang so fast verunmöglicht, man sieht generell weniger Tiere auf der Weide als für diese Jahreszeit üblich.
Trotzdem: weniger kalte Temperaturen und längere Tage führen dazu, dass sich gerade die Gräser rasch weiterentwickeln. Die messenden Weidebetriebe stellten in der vergangenen Woche ein steigendes Graswachstum fest. Frühreife Gräser wie der Wiesenfuchsschwanz oder das Gemeine Rispengras beginnen in milden Lagen schon ihre Rispen zu schieben.
Der Gleichgewichtstag naht
Wer in diesen Tagen das Gefühl bekommt, er habe zu wenig Weidegras für seine Tiere, ist auf dem richtigen Weg. Wer das Grasangebot in den kommenden Mai-Wochen im Griff hat, kann ein gutes Weidejahr erwarten. Denn: wenn Weidefutter über das Dreiblattstadium hinauswächst oder sich gar Stängel bilden, sinken der Verzehr und die Weidereste nehmen rasch zu.
Weil ab dem Gleichgewichtstag mehr Futter nachwächst als gefressen wird, muss die Futteraufwuchshöhe gut im Auge behalten werden. Die Weidefläche ist rechtzeitig auf unter 20 Aren pro Kuh (bei Vollweide) zu reduzieren, d.h. auf einem Hektar wächst genug Futter für 5 bis 7 Kühe nach. Eine Umstellung auf Tag- und Nachtweide kann zusätzlich helfen, dem wachsenden Futterberg zu begegnen und die Milchproduktion zu optimieren.
Das Gemeine Rispengras beginnt mit dem Rispenschieben
Dort wo vorhanden, sticht das hellgrün leuchtende Gemeine Rispengras von Weitem ins Auge. Es beginnt, ebenso wie andere minderwertige Gräser wie das Wollige Honiggras und die Weiche Trespe sehr früh mit dem Rispenschieben. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem man seine Wiesen besonders einfach beurteilen kann.
Futterqualität anhand eines Merkblattes bewerten
Die botanische Zusammensetzung, das Entwicklungsstadium zum Zeitpunkt der Nutzung und die Konservierungsbedingungen bestimmen massgeblich den Nährwert. Das AGFF-Merkblatt 3 liefert alle nötigen Informationen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier. Wer Top-Futter mit Gehalten von 6 MJ NEL anstrebt, führt den ersten Schnitt auf den intensiven Wiesen im Stadium 3 (Beginn Rispenschieben der Leitgräser) aus.
[IMG 2] Wie hoch ist das Gras in meiner Region heute? In der neuen Serie Graslandwachstum ermittelt ein Messnetzwerk der AGFF in Form eines Pilotprojekts das Graswachstum an verschiedenen Standorten.
Jeweils alle zwei Wochen wird der neuste Graswachstumsbericht in der BauernZeitung publiziert. Interessierte können sich zusätzlich in der Whatsapp-Gruppe «Graswachstumsberichte» einschreiben.