Wenn um eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, Selbstversorgungsgrad und Importabhängigkeit diskutiert wird, ist Food Waste so ziemlich das Schlimmste, was am Ende mit der Nahrung passieren kann. 330 Kilo Essbares pro Kopf und Jahr landen hierzulande im Abfall und mit ihm alle investierten Ressourcen. Food Waste ist somit ein ethisches, ökologisches und ökonomisches Problem, das der Bundesrat nun mit einem nationalen Aktionsplan in den Griff bekommen will.
Feste Ziele, freiwillige Massnahmen
Im Gegensatz zu den zahlreichen bestehenden Massnahmen und Initiativen, soll der Aktionsplan breite Wirkung entfalten. Er richte sich an alle Unternehmen und Organisationen der Lebensmittelbranch sowie an Bund, Kantone und Gemeinden. Auch der besseren Information von Konsument(innen) sowie der Überwachung der Food-Waste-Mengen auf verschiedenen Stufen wird eine grosse Bedeutung beigemessen.
Das Kernstück des Plans ist eine erste Phase bis 2025, in der eine branchenübergreifende Vereinbarung abgeschlossen wird, die auch die Landwirtschaft betrifft. Mit freiwilligen Massnahmen sollen die gesetzten Reduktionsziele eigenverantwortlich erreicht werden.
Mehr 2.-Klass-Ware in den Detailhandel
Als eine Massnahme schlägt der Bundesrat vor, an den geltenden Handelsusanzen zu schrauben. Im Visier sind auch Vertragsklauseln über Lieferfristen und -mengen sowie Haltbarkeitsdaten. Es sei anzustreben, mehr Produkte 2. Klasse oder Grösse in den Detailhandel zu bringen. In der Corona-Pandemie habe das mit kleinerem und grösserem Gemüse und Obst gut funktioniert. Weiter möchte der Bundesrat digitale Hilfsmittel nutzen, um Angebot und Nachfrage besser abzustimmen. Smart- und Precision-Farming hätten Potential, Food Waste zu reduzieren.
Mehr Direkt- und regionale Vermarktung
Überschüsse und Nebenprodukte sollen wann immer möglich entweder direkt für den menschlichen Konsum genutzt oder zu neuen Lebensmitteln weiterverarbeitet werden. Ökologisch besonders wichtig ist dies laut Bundesrat bei Molke, Mühlen- und Schlachtnebenprodukten sowie Gemüse, Brot und Öl. Als mögliche Lösungsansätze nennt der Aktionsplan neben Fabrikläden für Überschüsse und Fehlchargen auch die vermehrte Direktvermarktung und regionale Vermarktungsstrukturen in der Landwirtschaft. Weiter sollen Landwirtschaft und Gastronomie stärker vernetzt, Aktionen im Detailhandel eher kurzfristig auf Überproduktionen oder nicht normgemässe Früchte und Gemüse ausgerichtet und was übrig bleibt zu Suppen, Konfitüren, Säften oder Ähnlichem verarbeitet werden.
Mehr spenden und bei Verpackung sowie Deklaration ansetzen
Weiter entfernt von der Stufe Landwirtschaft sieht der Bundesrat bessere Rahmenbedingungen für das Spenden von Lebensmitteln und optimierte Verpackungen vor. Letzteres zielt etwa auf Haushaltsbedürfnisse angepasste Grössen ab oder den Verzicht auf Mengenrabatte wie «2 für 1» auf verderbliche Produkte.
Zur Reduktion von Food Waste betragen soll auch eine bessere Deklaration hinsichtlich des oft missverstandenen Mindesthaltbarkeitsdatums. Hinzukommen Informationen via Bildung und zu Themen wie Einkaufsplanung, Lagerung von Lebensmitteln und Resteverwertung.
Standortbestimmung 2025
Für das Jahr 2025 plant der Bundesrat eine Standortbestimmung. Sollte sich zu diesem Zeitpunkt herausstellen, dass die Reduktionsziele (allgemeine Halbierung von Food Waste bis 2030) voraussichtlich nicht erreicht werden können, sind weitere Massnahmen möglich. Als Beispiel werden etwas branchenspezifische maximale Verlustraten genannt.