Im Kurzbericht über die Verwaltungsratssitzung vom 6. April teilt die Proviande mit, man stelle an das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die Importanträge für 275 t Nierstücke/High-Quality-Beef, 50 t Verarbeitungsfleisch, 300 t Schlachtkörper von Verarbeitungskühen sowie 60 Tonnen gewürzte und gesalzene Rindsbinden.
Die Muni stauen sich
Im Zeitraum vom 17. April bis zum 14. Mai sollen also 685 Tonnen Rindfleisch importiert werden. Die Augen gerieben haben sich bei dieser Mitteilung insbesondere die einheimischen Munimäster, die aktuell mit einem Überangebot und sinkenden Preisen kämpfen, während nun die Fleischmenge von umgerechnet rund 2300 Muni importiert wird. Die BauernZeitung hat deshalb bei Proviande nachgefragt, weshalb trotz inländischem Überangebot Importe beantragt werden. Der Import könne nicht direkt mit der Schweizer Produktion verglichen werden, teilt Stefan Muster, Leiter Klassifizierung und Märkte bei Proviande, mit: «Es kann bei der aktuellen Preissituation bei Muni und Kuh ein Teil vom Muni- im Kuh-Fleisch-Kanal verarbeitet werden. Der Import kann kein Überangebot erzeugen, da mit dem Import Bedürfnisse gedeckt werden, welche die Inlandproduktion nicht zu 100 % erreichen kann.»
So sind die Importe also eine Ergänzung des inländischen Angebots und keine Konkurrenz: «Leider ist es nämlich ein Fakt, dass Frau und Herr Schweizer sehr gerne Entrecôte, Filet und Huft geniessen. Es ergibt keinen Sinn, ganze Tiere zu schlachten, nur um den Bedarf an diesen Edelstücken decken zu wollen, wenn der Rest nicht optimal verwertet werden kann», führt Muster aus. Und es ist nicht nur der höhere Preis, der verhindert, dass überzählige Muni in den Kuh-Kanal fliessen. Bei einigen Produkten, wie etwa dem Bündnerfleisch, erwartet der Konsument eine dunkelrote Farbe, die nur ältere Kühe, nicht aber Muni mit sich bringen.
Tieferer Konsum
Fakt ist: Die Schweiz kann ihren Bedarf an Rindfleisch nicht selber decken. Im vergangenen Jahr lag der Selbstversorgungsgrad beim Rindfleisch bei 82,4 Prozent. In den beiden ersten Monaten dieses Jahres hat die Schweiz bereits 3521 Tonnen Rindfleisch importiert, 100 t weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und es sind auch diese Importe, welche über die Inlandleistung die Preise des Schweizer Schlachtviehs stützen; das ist bei den Viehhändlern ein offenes Geheimnis. So werden auch die aktuell geplanten Importe nur zur Hälfte versteigert, die andere Hälfte wird aufgrund der Inlandleistungen zugeteilt.
Die hohen Schlachtviehpreise sind zwar gut für die Landwirtschaft, sorgen aber auch dafür, dass kostensensible Kunden weniger Fleisch essen. Das merken ebenfalls die Label. So sind es auch bei den Muni allen voran die Labelbetriebe, die mit Absatzproblemen kämpfen. Auf die Frage, ob der Branche die hohen Schlachtviehpreise ein Dorn im Auge seien und man versuche, diese zu drücken, betont Stefan Muster: «Ob ein Produkt zu teuer oder zu günstig ist, entscheidet der Konsument im Laden. Das Bestreben der Branche ist es, dass die einheimischen Produkte zu ihrem maximalen Wert an die Kunden verkauft werden können.»