Das Graswachstum liegt derzeit vielerorts deutlich über den üblichen 60 kg TS/ha/Tag. Gegenüber sommertrockenen Jahren ist somit das Grasangebot höher und damit auch die Gefahr von zu vielen Weideresten.

Stängel und blühende Gräser werden nicht sauber abgefressen und verringern daher die zur Verfügung stehende Fläche für den Folgeaufwuchs. Wo nicht abwechslungsweise geschnitten werden kann (Mähweide), muss über Säuberungsschnitte nachgedacht werden.

Gelbe Stängel werden verschmäht

Sogar ein Newsletter aus Irland rät derzeit zu einschneidenden Pflegemassnahmen wie dem Nachsäubern von Koppeln, um die Grasqualität hochzuhalten. Das schwierige, nasse Wetter hat dazu geführt, dass zu viele Koppeln unvollständig abgeweidet werden konnten – dies teilweise mehrmals hintereinander.

An Stellen, wo die Grasstängel unten gelb geworden sind, sollte nun eine Schnittnutzung eingeplant werden. Wenn zu wenig Reservekoppeln vorhanden sind, sollte nach dem nächsten Umtrieb mit dem Mähwerk oder dem Mulchgerät geputzt werden. Wichtig ist für eine intakte Grasnarbe, dass nicht zu viel Biomasse liegen bleibt – das Gras muss innert weniger Tage durchwachsen können.

Das sonst oft im Mai oder Juni praktizierte Vormähen ist momentan nur selten die richtige Wahl. Finden sich zu viele und zu alte Geilstellen auf der Weide, gibt es übermässig viele Reste, die dann abtransportiert werden müssten.

Auch im Mittelland sind noch nicht alle Parzellen geheut

Während momentan selbst in Lagen über 1100 m ü. M. extensive Wiesen mit vorgegebenem Schnitttermin gemäht werden, sind auch in mittleren Lagen noch nicht alle Parzellen geheut. In nicht zu dicht dastehenden Beständen spriesst bereits das Emd, was fürs Abtrocknen und die Befahrbarkeit eher vorteilhaft sein könnte. Steilere, nasse Hänge konnten dieses Jahr noch nie mit Traktoren oder Zweiachsmähern befahren werden.

Im Vorteil ist, wer sich mit leichter Mechanisierung ans Werk machen kann. Einachsmäher und vorne angebaute Schwadgeräte vermeiden nicht nur Futterverschmutzung, sondern verursachen auch weniger Narbenschäden. Eine gewisse Kompensation von entgangenen Futtererträgen ist dieses Jahr an sonst zu trockenen Südhängen zu erwarten, wo das Emdgras in den letzten Wochen Top-Wachstumsbedingungen vorfand.

Belüften ist nicht gleich Trocknen

Die Gerste ist gedroschen. Bei nassen Bodenbedingungen haben die Mähdrescher teils tiefe Fahrspuren hinterlassen. Eine Wiesenansaat mit minimaler Bodenbearbeitung ist in diesen Fällen nicht angezeigt. In allen anderen Fällen und bei Zwischenfutter kann es aber vorteilhaft sein, jetzt so rasch wie möglich zu säen.

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Ohne tiefere Lockerung kann die Bodenfeuchte bewahrt werden und Hitzeperioden sind momentan auch nicht in Sicht. So kann noch mit zwei Nutzungen in diesem Jahr gerechnet werden. Einmal etabliert, übersteht eine Kunstwiese auch trockenere Zeiten, wie sie letzten Herbst eingetroffen sind.

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