Martin Bertschi, die Temperaturen steigen plötzlich in die Höhe. Wie wird sich das auf Raps und Winterweizen auswirken?
Martin Bertschi: Der Raps reagiert als erstes auf den Temperaturanstieg. Bei weit entwickelten Beständen sind in den letzten Wochen viele Blätter abgefroren und müssen nun aus dem Vegetationskegel wieder austreiben. Sobald es die Befahrbarkeit der Böden zulässt, sollte hier zeitig mit einer kräftigen ersten Gabe angedüngt werden. Auch die Stängelrüssler sind letzte Woche bereits aus dem Winterquartier in die Rapsfelder eingeflogen. Vielerorts wird zu Märzbeginn mit Einstichen zu rechnen sein. Ein früher Vegetationsstart und viel Licht am Vegetationskegel spricht für eine gute Seitentriebentwicklung.
Beim Weizen setzt zuerst das Wurzelwachstum, dann die weitere Bestockung ein. Ein früher Vegetationsbeginn führt zu mehr Bestockungstrieben, denn zum Schossen kommt es erst, wenn die Tage länger werden.
Was sollte bei der Andüngung beachtet werden und wie hoch sollte sie ausfallen?
Früh gesäte und stark bestockte, dichte Bestände oder bei Herbstdüngung sollte lieber etwas später und moderat angedüngt werden. Spätsaaten, dünne oder ausgewinterte Bestände sollten baldmöglichst und gut angedüngt werden. Besonders auf leichteren Böden und wenig Hofdüngereinsatz wird nach den starken Winterniederschlägen nicht mehr viel Schwefel im Boden sein. Ein schwefelhaltiger Dünger ist da vorzusehen.
Für die Kulturen bedeutet dies:
WW (z.B. Ammonsalpeter oder Mg-Ammonsalpeter)
- wenig Düngung – zirka 25 kg N / ha
- viel Düngung – zirka 50 kg N / ha
Raps (z.B. Bor-Ammonsalpeter oder Ammonsulfat)
- wenig Düngung – zirka 50 kg N / ha
- viel Düngung – zirka 80 kg N / ha
(kommt immer auch auf Herbstdüngung und geplante Güllegaben an)
Auch das Unkraut erwacht aus seinem Winterschlaf. Wann ist der optimale Zeitpunkt, um mit dem Striegeln zu beginnen?
Je kleiner das Unkraut, desto besser die Striegelwirkung. Allerdings ist für eine gute Verschüttungswirkung insbesondere auf schweren Böden eine ausreichende Abtrocknung entscheidend. In den meisten Fällen sollte gestriegelt werden, sobald die Oberfläche trocken ist. Die Wirkung ist auch immer ein Zusammenspiel zwischen dem Einsatzzeitpunkt und der Aggressivität der Striegeleinstellung. Je besser die Getreidepflanzen angewachsen sind, desto intensiver kann gestriegelt werden (tiefer, schneller, hin und her oder auch quer zur Reihe). Zeitpunkt und Intensität müssen also immer standortspezifisch nach Boden, Kultur und Unkrautdruck abgeschätzt werden. Weizen, Dinkel und Hafer haben eine gute Striegelverträglichkeit, Gerste und vor allem Roggen weniger.
Darf man bei diesen Temperaturen bereits güllen?
Grundbedingung für die Gülleausbringung sind, dass der Boden weder wassergesättigt, gefroren noch schneebedeckt ist und die Wettervorhersage keine unmittelbaren Intensivniederschläge vorhersagt. Ausserdem sollte eine Nährstoffaufnahme möglich sein, was ab Tagesmitteltemperaturen von über 5°C während einer ganzen Woche gegeben ist.
Auskunft zum Hofdüngereinsatz im Winter geben kantonale Merkblätter mit Checklisten, um die aktuelle Situation während der Vegetationsruhe gezielt abschätzen zu können.
Welche weiteren Massnahmen stehen an?
In einigen Regionen haben sich starke Mäusepopulationen aufgebaut und entsprechende Schäden in den Wiesen verursacht. Die aktuelle Schönwetterphase kann dazu genutzt werden, Mäusehaufen mit Wiesenegge oder Striegel zu beseitigen, um später weniger Erde im Futter zu haben. Allenfalls haben sich die Mäusebestände durch die vergangene Kälte oder Regenmenge in der Zwischenzeit auch schon etwas reduziert, so dass die Massnahme auch nachhaltig wirkt. Werden dann neue Haufen aufgestossen, nützt nur ein frühes Beweiden oder eine aktive Bekämpfung weiter. Der Striegel oder Eggeneinsatz kann unter Umständen auch mit einer Übersaat kombiniert werden.