Was haben Stiefmütterchen, Bartnelken, Fingerhut oder Vergissmeinnicht gemeinsam? Es sind zweijährige Pflanzen, sogenannte Winterannuelle. Sie brauchen zwei Jahre bis zur vollen Pracht.
Im ersten Jahr, wenn der Samen im Boden keimt, wachsen sie und bilden eine Blattrosette aus. Erst im zweiten Jahr startet die generative Phase und sie beginnen zu blühen. Meist sterben sie ab, sobald sie Samen gebildet haben. Auf Äckern mit Wintergetreide findet sich oft winterannuelle Getreidebegleitflora wie Klatschmohn, Ackerstiefmütterchen, Adonisröschen, Kornrade und Kornblume.
Auch verschiedene Gemüse sind zweijährig, man erntet sie allerdings im ersten Jahr, während sie erst im zweiten Jahr zu blühen beginnen. Dazu gehören Petersilie, Lauch, Rüebli, Pastinaken und Federkohl wie auch Nüsslisalat. Letzterer macht sich übrigens im Staudenbeet als Füllpflanze gut.
Blume mit Auge
Sie gehören zu den Klassikern unter den Zweijährigen und je nach Region nennt man sie anders: Dänkeli, Dänggesli, Dänkblüemli, Jungfrauwengesicht, Pensée, Dreifaltigkeitsblum oder eben Stiefmütterchen. Dabei handelt es sich um die Gartenzüchtung Viola x wittrockiana. Sie blühen in bunten Farben und ihr Zentrum wirkt oft wie ein Auge.
Zum einen gibt es alte und traditionelle Sorten wie vom Schweizer Züchtungsbetrieb Roggli mit malerischen Sortennamen wie «Blüemlisalp», «Eiger», «Jungfrau», «Alpenglühn», «Höhenfeuer» und «Thunersee». Die Gartenbauschule Hünibach und Pro Specie Rara haben sich zum Glück dieser Roggli-Stiefmütterchen angenommen.
Zum anderen gibt es moderne F1-Hybridsorten, die schneller und einheitlicher wachsen. Daneben empfehlen sich die widerstandsfähigen und kleinblütigen Hornveilchen Viola-Cornuta-Hybriden, die über eine lange Zeit blühen. Oder wie wäre es mit den fast schwarzen «Blackjack» oder fliederfarbenen Sorten?
Übrigens sind die Blüten von Stiefmütterchen essbar – wenn die Kultur ohne Pflanzenschutzmittel erfolgt. Sie bereichern Salate oder dekorieren ein Dessert.
Von Bellis bis Goldlack
Vergissmeinnicht ist ein dankbarer Frühlingsblüher mit Versamungspotenzial, ohne lästig zu werden. Es gibt neben den klassisch hellblauen Sorten auch rosafarbene und weisse. Mehrere Farbvarianten, von Weiss über Rosafarben bis Rot, sind auch bei Bellis zu finden, den Gänseblümchen. Zudem gibt es sowohl einfache als auch gefüllte Pomponblüten.
Goldlack ist eine echte Grossmutterpflanze und gehört zu den kulturellen Gartenschätzen mit alten Sorten. Das mittelalterliche Mauerblümchen ist trockenheitsverträglich und sät sich an einem trockenen und sonnigen Standort manchmal auch selbst aus. Somit ist Goldlack bestens gewappnet gegen die Klimaerhitzung.
Goldlack gedieh in Mauerritzen von Burganlagen und wurde von Minnesängern als «Gelbveiglein» besungen. Es gibt Wildarten, Sorten in unterschiedlicher Höhe und Farbnuancen zwischen Hellgelb bis Dunkelrot. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Sorten und er ist typisch für Bauerngärten. Besonders ist der Schöterich Erysimum «Bowles Mauve» mit fliederfarbenem Blütenflor, er ist oft mehrjährig, aber nicht sehr langlebig.
In guter Gesellschaft
Wie aus dem Bilderbuch von Impressionisten gemalt wirken Mischrabatten mit Zwiebelpflanzen und Zweijährigen. Frühlingshaft und frisch wirken Gelb- und Weisstöne. Man pflanzt weisse und gelbe Stiefmütterchen, und zwar sowohl die grossblütigen wie auch die kleinblumigen – vorzugsweise solche ohne schwarze «Augen» – sowie weisse gefüllte und ungefüllte Bellis und Vergissmeinnicht. Dazu passen einzelne zartgelbe Goldlackpflanzen sowie reinweisse, cremegelbe und goldgelbe Tulpen, Osterglocken und Narzissen sowie Hyazinthen oder gelbe Kaiserkronen.