Anfang März fielen die internationalen Weizenpreise in Amerika und Europa weiter. So tief, wie dies seit 18 Monaten nicht mehr der Fall war. Zurzeit liegen die Preise bei noch knapp 260 Euro pro Tonne. Dafür gibt es zwei ausschlaggebende Gründe. Zum einen wurde eine Verlängerung des Getreide-Abkommens zwischen Russland und der Ukraine ausgehandelt, so dass Getreide aus der Ukraine weiterhin sicher über den Korridor der Schwarzmeerhäfen in alle Welt exportiert werden kann. Dafür hatten sich hochrangige russische Abgeordnete mit UN-Beauftragten in Genf getroffen. Die Verlängerung ist nur für 60 Tage vorgesehen, statt der ursprünglich geplanten 120 Tage, aber die Preise auf den Weltmärkten sind in der Folge nicht gestiegen.
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Grosse Mengen sind zu günstigen Bedingungen auf dem Weltmarkt erhältlich
Zum anderen ist Getreide, das in der Umgebung des Schwarzen Meeres angebaut wird (hauptsächlich in Rumänien und auf russischer Seite, was ein Verhandlungspunkt in Genf war), derzeit in grossen Mengen und zu sehr günstigen Bedingungen auf dem Weltmarkt erhältlich. Dabei bleibt die verfügbare globale Menge an Weizen stabil oder ist sogar leicht steigend, was sich wiederum in einem tieferen Preis fest schlägt. Das wirkt sich äusserst positiv auf die globale Ernährungssituation aus. Ohne ein Abkommen wären viele Entwicklungsländer in eine Situation geraten, in der Weizenimporte unmöglich gewesen wären.
Verheerende Dürre in Argentinien
Ein weiterer Grund für den Rückgang der Weizenpreise sind die erwarteten guten Erträge in Australien, Indien und Kasachstan, die bald mit den europäischen und nordamerikanischen Preisen konkurrieren könnten. Auf der anderen Seite des Globus werden die erwarteten Erntemengen drastisch nach unten korrigiert, in Argentinien herrscht eine verheerende Dürre, wie dies seit 60 Jahren nicht mehr der Fall war. Dies betrifft neben dem Weizen auch andere Kulturen wie Soja und Mais. Es wird mit den tiefsten Erntemengen seit Anfang dieses Jahrhunderts gerechnet. Argentinien ist der weltweit grösste Exporteur von Sojaöl bzw. -schrot und der drittgrösste Exporteur von Mais.
Die Chancen für ein gutes Erntejahr 2023 bestehen
Es ist noch zu früh, um Prognosen für das Getreidejahr 2023 in Europa zu machen. Doch sind die Chancen für ein gutes Erntejahr durchaus noch intakt. Die Trockenheit im Februar, die in mehreren Regionen herrschte, scheint sich bislang nicht wesentlich auf die Produktion von Wintergetreide ausgewirkt zu haben. Doch könnte sich die Situation schnell ändern, wenn diese Trockenheit anhält. Einige Regionen in Frankreich, Italien und Spanien erlebten bereits im März sehr hohe Temperaturen kombiniert mit anhaltender Trockenheit. Dabei liegen die Grundwasserstände bzw. auch die Wasserpegel in Stauseen tief, was auf die langen Trockenperioden im letzten Jahr zurückzuführen ist.