Nach heftigen Unwetter mit Hagel, Starkregen und Sturm vom 28. Juni sowie vom 24. bis zum 26. Juli sieht es auf den Maisparzellen wie auf einem Schlachtfeld aus. Die Blätter präsentieren sich durchlöchert oder zerrissen. Die Pflanzen sind abgeknickt und die Fahne zerstört. Die Kolben sind unterentwickelt. Weil die Befruchtung fehlt, bleiben sie leer.
«Von meiner Ernte sind je nach Parzelle etwa 70 bis 90 Prozent beschädigt», berichtet Beat Biedermann aus Kappelen BE. Teilweise knicken seine Pflanzen jetzt noch um, weil die Blattmasse schwerer wird, aber der Stängel im Juni durch den Hagel beschädigt wurde. Auch beobachtet der Silomaisproduzent vermehrt Beulenbrand in seinen Beständen, der sich durch den Hagelschlag Zutritt in die Pflanze verschafft hat.
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In Beat Biedermanns Maisbestand sind zum Teil die Fahnen vom Hagel abgeschlagen worden. Diese werden die Kolben nicht mehr befruchten können.
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Durch die Hagelverletzungen hat sich Beulenbrand Zugang in die Pflanze verschafft und breitet sich nun aus. (Bilder Beat Biedermann)
Stärkegehalt wird tiefer ausfallen
Regionen, die vom Unwetter verschont blieben, berichten teilweise von sehr guten Erträgen in diesem Jahr, sagt Thomas Brand, Fachspezialist für Futterbau und Silierung bei der H. W. Schaumann AG. Doch wo das Unwetter über die Felder zog, sind Totalausfälle oder vom Hagel stark beschädigte Maisparzellen zu beklagen. Ein Produzent, der nicht genannt werden möchte, spricht gar von Kahlschlag. «Der Mais war bereits einen guten Meter hoch als ein Grosshagelzug ihn am 28. Juni komplett vernichtete.»
Produzenten wie Beat Biedermann, die einen Teil ihrer Ernte verloren haben, können den Mais durchaus noch silieren, sagt Brand. «Durch die fehlende Blattmasse ist aber die Assimilation stark reduziert. Die Stängelhöhe wird nicht erreicht und kein anständiger Kolben gebildet. Ist die Fahne noch beschädigt, werden die Kolben nicht mehr befruchtet und kein Korn gebildet. Neben den deutlich tieferen Erträgen muss deshalb auch mit einem tieferen Stärkegehalt gerechnet werden», zählt der Fachspezialist die Konsequenzen des Unwetters auf.
Sollte eine vorzeitige Ernte erwogen werden?
«Generell ist für eine gute Silierbarkeit ein TS-Gehalt von 33 bis 35 Prozent anzustreben. Ist die Gesamtpflanze zu nass, gibt es Probleme mit Sickersaft und verzögerter pH-Wertabsenkung. Ist der TS-Gehalt zu hoch, ist die Verdichtung schlecht, es dringt mehr Sauerstoff ins Siliergut, was zur Nacherwärmung führt», sagt Thomas Brand. Es gäbe aber auch Ausnahmen, wo eine vorzeitige Ernte durchaus Sinn mache.
Abgeknickte Pflanzen: Bei abgeknickten Pflanzen und zerstörten Fahnen lohne es sich nicht mehr, bis zum eigentlichen Erntezeitpunkt zu warten. «Wir empfehlen, das Grüngut zügig zu silieren, solange die Pflanzen noch genügend Zucker enthalten und noch nicht verpilzt sind», sagt Brand. Als Problem stellt sich allerdings der noch tiefe TS-Gehalt dar, der, wie erwähnt, zu Sickersaftverlust und verzögerter pH-Wertabsenkung führt. «Für das Silieren sind die Pflanzen noch zu nass. Für mehr Trockensubstanz können Trockenschnitzel beigemischt werden», empfiehlt der Fachmann. Auch wichtig ist die Unterstützung der Anfangsgärung mit Milchsäurebakterien oder Siliersalzen, um den pH-Wert abzusenken und die Bildung von Buttersäure zu verhindern.
Erhöhter Pilzbefall: Eine vorzeitige Ernte kann auch durch einen erhöhten Pilzbefall in Betracht gezogen werden. Denn häufig steigt die Gefahr von Infektionen z. B. mit Fusarien und Beulenbrand durch Hagelverletzungen. Auch die Bildung von Mykotoxinen ist möglich. «Hier ist aber abzuwägen, wie stark die Pflanzen befallen sind. Nimmt der Pilzbefall zu, sollte nicht mehr allzu lang mit der Ernte gewartet werden», sagt Brand. Hält sich der Druck allerdings im Rahmen, ist die Maispflanze durchaus noch in der Lage sich bis zur Ernte gut zu regenerieren und Blattmasse zu bilden, ohne dass der Pilz überhand nimmt, setzt er fort. Anfälliger wird die Kultur jedoch wieder bei trockenen und heissen Tagen. Ein Kontrolldurchgang ist deshalb wärmstens zu empfehlen.
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«Bei hagelgeschädigtem Mais ist der Einsatz von Siliermitteln notwendig.»
Thomas Brand, Fachspezialist für Futterbau und Silierung, H. W. Schaumann AG.
Der Einsatz von Siliermitteln ist notwendig
Hagelgeschädigter Mais sollte 6 bis 8 mm kurz gehäckselt werden. «Das ist wichtig, um noch eine ausreichende Verdichtung zu ermöglichen», sagt Thomas Brand. Denn eine gasdichte Lagerung mit guter Verdichtung und sorgfältiger Abdeckung sind Grundvoraussetzungen für eine gute Silierung. «Bei hagelgeschädigtem Mais, wo der Pilzbefall stärker ausgeprägt ist, wird der Einsatz von Siliermitteln zur Unterstützung der Hauptgärung und zum Schutz vor Nacherwärmungen unumgänglich», setzt der Fachmann fort.
Milchsäurebakterien zum Schutz vor Nacherwärmung: Produkte auf der Basis von homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterien sorgen für eine rasche Gärung zu Beginn der Silierung und der nötigen Essigsäurekonzentration zum Schutz vor Nacherwärmungen bei der Entnahme. Eine ausreichende Konzentration an Essigsäure wird in der Regel nach sechs bis acht Wochen Lagerdauer erreicht. «Auf dieser Tatsache beruhen auch die üblichen Empfehlungen, den Silostock nicht vor sechs bis acht Wochen bzw. dem Erreichen der stabilen Gärphase zu öffnen», so Brand. Mit entsprechenden Silierzusätzen kann die minimale Lagerdauer jedoch auf rund 14 Tage verkürzt werden.
Chemische Zusätze gegen Schimmelpilze: Chemische Zusätze auf der Basis von Propionsäure oder Mischungen von verschiedenen Siliersalzen schützen das Futter vor Schimmelpilzen und Nacherwärmungen in den Grenzbereichen; z. B. den obersten Schichten in Hochsilos oder in Fahrsilos, wo insbesondere in den Randzonen Luft und damit Sauerstoff eindringen kann. Die Aufwandmenge ist den Herstellerangaben zu entnehmen.
Beat Biedermann wird aufgrund der erhöhten Schimmelpilzgefahr das erste Mal überhaupt Siliermittel einsetzen müssen. Er hofft, dass zumindest der Restbestand seiner Maisparzelle gutes Futter hergeben wird. Futter zukaufen müsse er dennoch in diesem Jahr, davon ist er überzeugt.