Viele Leute legen mehr Wert darauf, dass ein Produkt aus ihrer Region kommt und weniger wie es produziert wurde. Dies zumindest lassen einige Studien glauben. Mittlerweile ist es aber auch bekannt, dass das was ein Mensch sagt und was er am Ende tut, oftmals zwei paar Schuhe sind. Um das Thema Regionalität drehte sich die Fachtagung «Regional, erfolgreich, authentisch?», welche letzten Dienstag an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich stattfand.
Sie bringen Differenzierung
Doch was bedeutet überhaupt regional? Diese Frage versuchten die verschiedenen Referenten zu beantworten. Und wie die Regionalität ihren Produkten zum Erfolg verholfen hat. Folgende Ansätze zeigten sich: Es gibt drei Arten von Regionalität:
- «Von hier»
- Authentische Spezialität
- Regionale Inhaltsstoffe
Auch die Molkerei Hirz ist auf den Zug der Regionalität aufgesprungen. «Regionalität, dort tanzt der Bär», sagte Christian Keller, von der Lactalis Nestlé Frischprodukte AG (Marke Hirz). Hirz versucht, mit «Walliser Aprikosen», «Thurgauer Erdbeeren», «Zuger Chriesi» und weiteren Geschmacksrichtungen, seine Joghurts als Regionalprodukte zu vermarkten. Hirz setzt also auf die Linie regionale Inhaltsstoffe.
Warum auch Zürcher das Bier aus dem Appenzell lieben, erklärte Aurèle Meyer Geschäftsleiter der Brauerei Locher.
Appenzeller-Bier wird in der Brauerei Locher in Appenzell selber hergestellt mit Quellwasser aus dem Alpstein. Das ist die Grundidee. Meyer erklärte, Tradition und Zusammenhalt hätten in Appenzell einen sehr hohen Stellenwert. Dank der vielen langjährigen Mitarbeiter und deren grossem Engagement für die Firma, sei die Firma sich selber immer treu geblieben. Trotzdem versucht die Brauerei Locher mit verschiedenen Projekten, die Beliebtheit der Regionalprodukte am Markt noch etwas mehr auszuspielen z. B. mit «Gran Alpin», gebraut mit Bündner Braugerste, «Petite fraiche» mit Gerste aus Château du Crest GE oder mit «Bschorle» einem Mischgetränk mit Malz und Apfel- und Birnen-Saft aus der Region Oberegg. Insgesamt ist das Erfolgsrezept der «Appenzeler-Bier»-Produkte mehr dem authentischen Auftritt als der Herkunft der Produkte zuzuordnen.
Kein kurzer Trend
Und auch die Emmi hat den Braten gerochen. So investiert sie immer mehr in regionale Molkereien. «Regionalität ist kein kurzer Trend, sondern eine langfristige Entwicklung», sagte Lars Mächler von der Emmi in seinem Referat. Mächler sieht aber auch die Herausforderungen: «Lokale Molkereien haben es schwerer» Volumennachteile könnten nur über einen höheren Preis ausgeglichen werden. Und er bedenkt «Wenn eine regionale Molkerei nicht auch nationale Produkte listen kann, wird es schwierig.»
Als Beispiel für eine Investition führte Mächler die Lateria Engiandinaisa an. Mit ihren Mitteln können sie die Molkerei in der Produktentwicklung, dem Vertrieb und dem Marketing unterstützen. Und dies tun sie auch – mit Erfolg. Seitdem das Joghurt und das Fondue im neuen Kleid mit der Marke «Engiadina Pura» auf dem Markt sind, ist der Absatz stark gewachsen. Beim Joghurt um 40% und beim Fondue gar 65%.
Und wie bringt man ein Regionalprodukt an den Mann, die Frau? Man muss Geschichten erzählen. «Früher machten wir die hungrigen satt, heute müssen wir die satten wieder hungrig machen», sagt Christian Keller.
Das Vertrauen gewinnen
Die Produkte müssen authentisch wirken, also echt. Denn die Leute vertrauen darauf, dass hinter Regionalprodukten eine höhere Qualität steckt. Ja, Sie haben richtig gelesen, es wird höchste Qualität von den Regionalprodukten erwartet. Ansonsten kauft niemand ein zweites Mal dieses Joghurt. «Ein schlechtes Produkt wird von niemandem gegessen uns ist schnell wieder weg vom Markt», erklärt Jasmine Said Bucher, Geschäftsführerin von Alpinavera und Gründungspräsidentin des
Vereins Schweizer Regionalprodukte.