Wo vor einigen Jahrzehnten 500 bis 600 Schafe von den umliegenden Alpen nach Riffenmatt getrieben und unter ihren Besitzern aufgeteilt wurden, tummeln sich dieses Jahr lediglich 130 Schafe im kleinen «Chrome». «Ich bezeichne den auffälligen Rückgang an Schafen den Wolfknick», sagt Marktchef Bruno Bracher am frühen Morgen des 1. Septembers 2022 und blickt über die sehr überschaubare Schar an Schafen hinter ihm.
Bracher ist seit 20 Jahren verantwortlich für die Organisation der Marktfahrenden. Wie viele Schafe an die Schafscheid kommen, sei zwar nicht sein Aufgabenbereich, aber ohne Schafe gäbe es schlussendlich auch keine Schafscheid, gibt er zu bedenken.
Die Schafscheid ist nichts Selbstverständliches mehr
«Dieser Markt ist schon lange kein Selbstläufer mehr – es müssen sich alle Beteiligten engagieren, damit diese lange Tradition der Schafscheid in Riffenmatt weiterlebt», so Bracher. Dazu bräuchte es unter anderem die Gemeinde, die Schafzuchtgenossenschaften, die Landwirte und Landwirtinnen und nicht zuletzt: das Volk. Denn mittlerweile sei nur noch die Schafzuchtgenossenschaft Guggisberg am Schafscheid beteiligt, die umliegenden Verbände hätten sich davon zurückgezogen.
Auch die Zahl der Besucherinnen und Besucher habe über die Jahre hinweg abgenommen, allerdings nicht im selben Ausmass, wie die Zahl der Schafe, schätzt Bruno Bracher. So hätten in den 80-er und 90-er Jahren rund 10'000 Besucher und Besucherinnen den Markt besucht, letztes Jahr waren es ungefähr 6'000 Personen. Marktstände gebe es aktuell 180 – zu Spitzenzeiten hätte Bruno Bracher 200 Stände auf Platz gebracht.
Für viele Hirt(innen) zu früh
«Es ist halt auch so, dass der erste Donnerstag im September für viele Hirte und Hirtinnen zu früh ist, um zu Tale zu kehren», sieht der langjährige Marktchef ein. Aber ein anderes Datum käme dennoch nicht in Frage. «Seit 1653 ist das Datum fix – da wird sich nichts daran ändern», sagt Bracher abschliessend zum Gespräch mit einem Lächeln.