«Ich werde sicher an der Milchwirtschaft festhalten», sagt der 25-jährige Simon Tschannen aus Mörigen optimistisch. Er, der zusammen mit seinen Eltern Hans-Peter und Therese Tschannen einen Betrieb in der Generationengemeinschaft führt, ist ein Macher, wenn es darum geht, Tierwohl und Leistung unter einen Hut zu bringen. «Die Milchproduktion muss rentabel sein», so der Jungbauer. Das heisst aber nicht, dass er keine alten Kühe melkt. Im Gegenteil: «Je länger ich die Kühe halten kann, desto geringer sind die Aufzuchtkosten», hält er fest.

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Ein neuer Stall

Ein neuer Laufstall, 48 Kühe, ein Stalldurchschnitt von 9000 kg, gemolken in einem 2x5-Fischgräten-Melkstand, und ein aktueller Milchpreis von zirka 75 Rappen (inkl. Zuschläge und Abzüge) – das sind kurz zusammengefasst die Eckdaten des 25 ha grossen Betriebes im Berner Seeland. «2014 haben wir uns entschlossen, einen neuen Freiluft-Laufstall zu bauen», erzählt Hans-Peter Tschannen die baulichen Massnahmen.

Viel Licht, frische Luft, grosszügige Boxen und viel Freiraum – so bietet der neue Laufstall höchsten Kuhkomfort. «Wir konnten seit dem Stallneubau die Leistung sicher um 1000 kg Milch pro Kuh steigern», hält Simon Tschannen fest. Obwohl der Betrieb im Dorfkern liegt, gab es beim Bau keine einzige Einsprache. «Wir Bauern dürfen hier in Mörigen noch auf ein Wohlwollen der Bevölkerung zählen», sagt die Bäuerin Therese Tschannen dankend, die zusätzlich noch auswärts in einem 40%-Pensum auf ihrem erlernten Beruf arbeitet.

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Viele hornlose Stiere

Das Zuchtziel auf dem Betrieb ist klar: unproblematische Kühe, mit einer hoher Milchleistung und guten Fitnesseigenschaften. «Bei der Anpaarung setzen wir möglichst nur genetisch hornlose Stiere ein», so der Junglandwirt. Wenn diese noch gute Inhaltsstoffe und positive funktionelle Merkmale, wie eine gute Fruchtbarkeit, tiefe Zellzahlen und eine gute Klauengesundheit vererben, umso besser. «Stiere mit negativer Milchleistung brauchen wir nicht», hält er fest.

Überhaupt kommt bei ihnen nur Holstein- oder Red-Holstein-Genetik in Frage: Denn bei ihnen sei die Futtergrundlage so gut, dass diese Rassen am besten auf ihren Betrieb passen würden. Bei der Fütterung spielen vor allem Mais- und Grassilage die Hauptrolle, dazu kommt etwas Kraftfutter am Automaten. Während der Vegetation sind die Kühe zusätzlich draussen auf der Weide. «Auf Dürrfutter verzichten wir fast gänzlich», erklärt der Landwirt seine Strategie.

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Ein Mehrerlös der Kälber

Nur die zehn besten Kühe werden jeweils mit gesextem Samen von Milchrassenstieren besamt, der Rest der Herde wird mit Limousin-Stieren gedeckt. «Hier kommen wir zur Rentabilität des Betriebes», hält Simon Tschannen fest. Der dipl. Agrotechniker ist der Überzeugung, dass er mit dieser Strategie sein Betriebseinkommen massiv steigern kann.

«Rechnen wir mal vor. Für ein Maststier-Tränkekalb bekomme ich 500 bis 700 Franken mehr, als wenn es von einem Milchrassenstier abstammt. Das macht bei 40 Abkalbungen mit Limousin-Stieren schnell zwischen 20'000 und 25'000 Franken Mehrerlös im Jahr», so der Landwirt. Obwohl das Exterieur bei ihnen nicht an erster Stelle liegt, möchten sie eines nicht missen: die Beständeschauen. «Wir sind Mitglied im Viehzuchtverein Gottstatt und hier zählen nicht nur die Kühe, sondern wir pflegen auch eine grossartige Kameradschaft untereinander», sagt die Familie einstimmig.

Miteinander reden

Simon Tschannen und seine Freundin Jessica Walther sehen positiv in die Zukunft und sie möchten den Betrieb per 1.1.2025 übernehmen. Schon jetzt werden dafür erste Vorkehrungen getroffen. «Die ganze Familie, mit allen Angehörigen, sass schon einmal zusammen, um das weitere Vorgehen besprechen zu können», erzählt Therese Tschannen die Planung am Stubentisch. Für die Eltern sei es ein Glücksfall, dass der Betrieb so weitergeführt werde.

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Wird nicht viel ändern

«Bei der Übernahme wird sich nicht viel ändern», ist Simon Tschannen überzeugt. Schon jetzt könne er alle wichtigen Entscheidungen selber treffen und werde von seinen Eltern jederzeit unterstützt. Damit es keine Konflikte zwischen den Generationen gebe, sei die Kommunikation eine wichtige Voraussetzung. «Zum Glück können wir miteinander reden, und wenn es Probleme gibt, können wir sie auch auf den Tisch bringen», nicken alle einstimmig. Dazu kommt noch, dass die Jungmannschaft von den Eltern räumlich getrennt ist. «Wenn Jessica und ich den Betrieb einmal übernehmen, ziehen die Eltern in die Wohnung, in der wir jetzt sind», so der Plan der Familie.

Einen Betrieb geschaffen

Damit nach der Übergabe die Arbeitsbelastung für sie im Rahmen bleibe, könnten sie jederzeit auf die Hilfe der Eltern und der Schwiegereltern zählen, sagt das junge Paar zuversichtlich. «Wochenendablösungen oder ein paar Tage Ferien im Jahr, auf das hoffen wir auch nach der Betriebsübernahme», so die Jungmannschaft. «Der Milchpreis geht in die richtige Richtung. Die Milch ist weiterhin gesucht und meine Eltern haben uns einen Betrieb geschaffen, der Freude macht und wo ich meine ganze Leidenschaft als Bauer ausüben kann», sagt Simon Tschannen anerkennend.

Betriebsspiegel
Name: Hans-Peter und Therese Tschannen mit Sohn Simon und dessen Freundin Jessica Walther, der Betrieb wird in der Generationengemeinschaft geführt
Ort: Mörigen
Fläche: 25 ha LN / IP-Betrieb
Viehbestand: 48 Kühe, die Nachzucht geht in den Aufzuchtvertrag
Milchproduktion: 400'000 kg Jahresmilchmenge, die Milch geht zur Elsa