Bei der Direktsaat soll das Saatgut mit möglichst wenig Bodenbewegung abgelegt werden – und zwar so, dass die Kultur danach gut auflaufen kann. Dazu muss die schützende Schicht aus Ernterückständen oder eine Gründüngung überwunden werden, was nicht einfach ist. Das Problem wird auf viele verschiedene Arten angegangen. Im bernischen Witzwil verglich man zehn Maschinen, «weltweit gibt es noch viele mehr», bemerkt Raphael Lauper von der Landag AG. Das Lohnunternehmen hat über 20 Jahre Erfahrung mit der Direktsaat und kennt sich mit den entsprechenden Maschinen aus.
Drei Merkmale einer guten Maschine
Allgemein nennt Raphael Lauper folgende Merkmale, die eine gute Direktsaat-Maschine ausmachen:
- • Exakte Ablage des Saatkorns
- • Guter Bodenschluss nach der Ablage
- • Möglichst wenig Pflanzenreste im Saatschlitz (Hairpinning)
Für ein optimales Auflaufen müsse jedes Korn in derselben Saattiefe abgelegt werden, wofür es einen ausreichend hohen Schardruck braucht. Hairpinning behindert die Keimung des Saatguts und muss daher vermieden werden. Zum Direktsäen nutzt man Scheibenschare mit unterschiedlicher Anzahl Scheiben oder Zinkenscharen, beides gibt es in diversen Ausführungen.
Sechs Schartypen, neu auch schräg
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Mit Undercut bezeichnet man laut Lauper vertikal schräg gestellte Scharen, eine eher neue Entwicklung. Damit werde unter den Boden eingeschnitten, was der Verdichtung im Saatschlitz entgegenwirken soll.
«Die Schar für eine Maschine zur Konservierenden Landwirtschaft, die Landtechnikherstellern anbieten, wurde in vielen Fällen von Landwirten entwickelt», erzählt Raphael Lauper. Die Erfinder hätten das Patent beispielsweise an John Deere verkauft.
Systeme mit Vor- und Nachteilen
Weltweit mit 80 Prozent am häufigsten eingesetzt wird nach Angaben von Raphael Lauper der Zinkensäschar. Dies meistens mit grossem Abstand zwischen den Zinken und grossem Rahmen. «Beim Zinkensäschar gibt es keine Probleme mit Hairpinning, es wird aber viel mehr Erde bewegt. Das fördert den Austritt von Kohlenstoff aus dem Boden», gibt er zu bedenken.
Im Gegensatz dazu bewegen Maschinen mit Scheibenscharen die Erde minimalst, gerade bei viel Reststroh auf dem Feld bestehe aber erhöhte Gefahr für Hairpinning. Das werde beim Kreuzschlitzscheibenschar umgangen, indem das Stroh tief in den Boden gedrückt wird und das Saatgut in der Seitenwand des Saatschlitzes zu liegen kommt.
«Oft hat ein Landwirt die Schar erfunden, die heute in Maschinen verbaut wird.»
Raphael Lauper, Lohnunternehmer bei der Landag AG, über die Erfindung von Scharsystemen.
Teure Technik für gleichmässige Ablagetiefe
Eine gleichmässige Saattiefe ist wichtig, damit die Saat auch gleichmässig aufgeht. Das wiederum ist entscheidend, um Pflanzenschutz und Düngungen präzise auszuführen. Eine einheitliche Ablagetiefe wird durch Unterscheide in den Eigenschaften des Untergrunds erschwert: «Der Boden ist auf keiner Parzelle auf jedem Quadratmeter gleich», erläutert Raphael Lauper. Der Schardruck, der auf der ersten Länge des Felds das Saatgut in der richtigen Tiefe platziert, werde mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb der Fläche bedingt durch unterschiedliche Bodenarten zu variablen Ablagetiefen führen. «Dieses Problem kann mit neuer, kostenintensiver Technik umgangen werden.»
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Wie der Fachmann erläutert, setzt die Landag AG einen Kraftmessbolzen am Tiefenführungsrad des Schars sein. Damit werde die Kraft gemessen, die auf das Rad wirkt. «Pro Reihe sind je ein Sensor, ein Rechner und ein Hydraulikzylinder verbaut. Die Maschine passt damit den Abwärtsdruck automatisch an, um unabhängig von der Bodenart die eingestellte Saattiefe zu erreichen», schildert Raphael Lauper.
Für den Start im Lohn säen lassen
[IMG 4]Für Auswahl ist bei den Direktsaat-Maschinen gesorgt. Verallgemeinern, welcher Typ wo am besten geeignet ist, möchte Raphael Lauper nicht. «Die richtige Maschine für den eigenen Betrieb muss jeder selber finden», so seine Meinung. Das Gerät sollte aber universell auf allen Flächen eingesetzt werden, ergänzt Lauper. Nur bei guter Auslastung rechnet sich die finanzielle Investition.
Für den Start würde der Fachmann empfehlen, einen erfahrenen Lohnunternehmer mit einer guten Maschine die Direktsaat übernehmen zu lassen: «So kann man schauen, ob das System der Konservierenden Landwirtschaft auf den eigenen Betrieb passt oder nicht, ohne zuerst viel investieren zu müssen.» Er sei aber der Ansicht, dass sich eine Direktsaat-Maschine für den Landwirt finanziell nicht rechnet, wenn sie nur auf den eigenen Flächen eingesetzt wird.
Boden-Serie (5)
[IMG 5]Durch ganzflächige, intensive Bodenbearbeitung wird organische Substanz für Bodenorganismen zugänglicher und es kommt mehr Luft ins Gefüge, Humus geht verloren. Der Pflug bietet aber auch viele Vorteile, etwa eine schnellere Mineralisierung, Erwärmung und Abtrocknung des Bodens. In einer Serie informieren wir Sie über den Stand des Wissens zur Konservierenden Landwirtschaft, die auf wendende Bearbeitung verzichtet und daher als bodenschonend gilt. Hier gehts zum Dossier.