Auf dem Brief des Kantons zur Bestätigung der neuen Bewirtschafterin steht, Käthi Bäriswyl führe den Betrieb ab jetzt «auf eigene Rechnung und Gefahr». Das findet die Bio-Landwirtin sehr passend für ihre Situation. Wie die Rechnung am Ende aussieht, weiss sie noch nicht, von der «Gefahr» lässt sich Bäriswyl aber nicht beirren. Sie gestaltet ihren Anbau so, wie sie es gelernt hat und wie es ihrer Motivation entspricht – «besonders schön finde ich es, direkt für die menschliche Ernährung zu produzieren».
[IMG 1]
Weniger Dünger dank Leguminosen
Käthi Bäriswyl hat im Januar 2022 den Betrieb von ihrem Vater übernommen und baut den Biohof Fräschels als Ein-Frau-Betrieb auf. Tiere hält sie keine, die Familie hat die Milchwirtschaft schon vor Jahren aufgegeben. Zwar müsse sie Dünger zukaufen, meint Bäriswyl, mit der gezielten Planung von Leguminosen in der Fruchtfolge lässt sich die Menge aber reduzieren. «Vor dem Getreide lege ich eine Leguminose», erklärt die 35-Jährige. Welche, stand noch nicht fest, als sie von einem Berufskollegen die Nummer der Zürcher Firma Fabas erhielt. Sie stellt in Zürich Hummus aus Schweizer Kichererbsen her, der mittlerweile auch im Detailhandel erhältlich ist.
70 Aren Erbsen in Reinkultur
Kichererbsen baut die Freiburgerin keine an, «das wäre mir im Moment auch zu heikel gewesen», bemerkt sie. Ausserdem nimmt Fabas für ihren Hummus nur Voll-Knospe-Ware an und der Biohof Fräschels befindet sich noch in Umstellung. Hingegen kam eine Zusammenarbeit mit Eiweisserbsen zustande, die Käthi Bäriswyl auf 70 Aren anbaute. Schon bei ihrem Vater gelang die Reinkultur gut und auch die Landwirtin ist mit 40 dt/ha Ernte ihrer Sommereiweisserbsen sehr zufrieden. «Allerdings wurde im Vorjahr der Mais gemulcht, in Zukunft werden die Voraussetzungen etwas anders sein», ist sich Bäriswyl bewusst.
[IMG 3]
Betriebsspiegel Biohof Fräschels
Ort: Fräschels FR
LN: 15 ha
Kulturen: 40 Aren Freilandgemüse, 2 ha Kartoffeln, 1 ha Karotten, Weizen, Mais, Eiweisserbsen, Ackerbohnen.
Arbeitskräfte: Betriebsleiterin
Ihre Erbsen wurden in der regionalen Landi gereinigt, trocknen musste man sie in diesem Jahr nicht. In Big-Bag-Säcken kommen sie zur Verarbeitung nach Zürich. «Wir entwickeln ein Verfahren, das die Proteinextraktion aus Erbsen ressourcenschonender und lokaler macht», erläutert Anik Thaler, Mitgründerin von Fabas. Damit sollen Schweizer Landwirt(innen) vom Trend zu mehr pflanzlichen Produkten profitieren können. Laut Thaler basieren diese heute zu einem Grossteil auf Proteinisolat, das in der Schweiz nicht hergestellt wird. «Wir machen nun erste Anbautests in der Schweiz und verwenden zum Beispiel die Erbsen von Käthi Bäriswyl für erste Testläufe.» Die langfristige Vision von Fabas sei es, möglichst viel vom Bedarf an pflanzlichem Protein aus Schweizer Produktion decken zu können.
Nichts gegen nachhaltig produziertes Fleisch
Sie esse selbst keine Fleischersatzprodukte, stellt Käthi Bäriswyl klar. «Ich folge eher dem Prinzip Sonntagsbraten und bevorzuge ein Stück Fleisch aus der Region statt einem stark verarbeiteten Pflanzenschnitzel aus dem Coop.» Sie nehme sich die Zeit zum Kochen, weil ihr die Zubereitung von frischen, unprozessierten Lebensmitteln wichtig geworden sei. Allerdings isst Bäriswyl gerne Hülsenfrüchte und kann verstehen, dass etwas Pfannenfertiges attraktiv sein kann. In jedem Fall macht es die Freiburgerin glücklich zu wissen, dass ihre Eiweisserbsen nicht verfüttert werden. Angesichts ganzer Wagenladungen von Getreide, die im Trog landen, gerät die Landwirtin manchmal ins Grübeln. «Es geht ja auch graslandbasiert», gibt sie zu bedenken, «wenn auch nicht mit derselben Leistung und zu einem höheren Preis».
[IMG 4]
Striegel statt Schule
Käthi Bäriswyl ist die Vielfalt auf ihrem Betrieb wichtig, sowohl bei den Kulturen auf ihren Flächen als auch bei ihren Abnehmern. Neben Eiweisserbsen für Fabas produziert sie Ackerbohnen, Weizen, Mais und auf 40 Aren Freilandgemüse für den Märit. Das direkte Feedback von Kunden, wenn sie den gleichentags geschnittenen Salat verkaufen kann, sei ihr eine grosse Motivation. Auch geniesse sie die Ruhe auf dem Feld beim Jäten – v.a. als Kontrastprogramm zu ihrer Tätigkeit in ihrem ersten Beruf als Lehrerin. 30 Prozent unterrichtet Bäriswyl neben ihrem Hof und übernahm in diesem Frühling oft spontan Vertretungen. Im Zweifelsfall setzte sie aber Prioritäten: «Als ich merkte, dass gerade der richtige Zeitpunkt zum Blindstriegeln wäre, war die Absage klar.»
Besserer Preis als für Futter
An sich sind Eiweisserbsen eine bekannte und – z. B. im Vergleich zu Kichererbsen – nicht allzu schwierige Kultur. Die Freiburgerin misst aber dem Blindstriegeln eine grosse Bedeutung zu: «Ich kontrolliere das Feld jeden Tag, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen». Die Saat mit einer Getreidesämaschine und das Dreschen übernahm der Lohnunternehmer ihres Vertrauens, gewalzt, gestriegelt und von Hand zweimal Unkraut gerupft hat die Landwirtin selbst. Wie gut sich der Anbau abzüglich der Kosten für den Lohnunternehmer rentiert, wird sich mit dem Betriebsabschluss zeigen. «Aber ich habe sicher einen besseren Preis für die Erbsen, als wenn ich sie wie die Ackerbohnen als Futter verkaufen würde», meint Käthi Bäriswyl.
Sie habe Freude an der Kultur und dass die Ernte zu einem Lebensmittel wird. Daher will die Freiburgerin auch nächstes Jahr für Fabas anbauen.
101 Prozent lokal
Auf allen Verpackungen von Fabas informiert ein Hinweis die Kundschaft über das Motto «101 Prozent lokal»: Ein Prozent des Umsatzes der Firma fliesst in eine Ernteversicherung. Damit wird das hohe Anbaurisiko der Kichererbse als für die Schweiz neue Kultur abgefedert, indem bei Ausfällen trotzdem ein gewisser Betrag bezahlt wird. «Die Höhe ist natürlich von unserem Umsatz abhängig und deckt nicht garantiert alle Kosten», führt Anik Thaler aus. Die Ernteversicherung gelte aber für alle Kulturen, die für Fabas angebaut werden.
Das Unternehmen konnte nach der Gründung stark wachsen und sucht aktuell weitere Kichererbsen-Produzenten. «Wenn die Entwicklung unseres Verfahrens für die Proteinextraktion aus Erbsen gut läuft, werden wir auch dafür mehr Landwirte brauchen», ergänzt Thaler. Für eine einfachere und transparentere Anbauplanung hat Fabas ein eigenes Online-Tool entwickelt. Weitere Informationen unter www.fabas.ch
[IMG 5]