Man muss dem Fahrer des Mähdreschers sagen, was hauptsächlich geerntet werden soll. Diese Erfahrung hat Christina de Raad Iseli gemacht, als es um die Ernte ihrer Mischkultur aus Linsen und Geste ging. «Auf den ersten Blick sah man nur das Getreide», schildert sie. Im Fall ihres Kichererbsenfeldes hiess es in diesem Jahr: «Wir möchten Kichererbsen. Hartweizen und Leindotter kommen mit.»
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Rein- oder Mischkultur ist möglich
Seit drei Jahren experimentiert Christina de Raad Iseli mit Kichererbsen in Mischkulturen, davor baute sie Reinsaaten an. «In reinen Beständen kann ich mit dem Striegel gegen Unkraut vorgehen», erklärt die Bio-Landwirtin. «Die Mischung wächst dichter, aber ganz sauber ist das Feld nie.» Dafür werden die Kichererbsenpflanzen etwas höher, wenn sie von Sommergetreide wie Gerste oder Hartweizen umgeben sind. Am meisten Probleme machten ihr sowieso die Disteln, gegen die Handarbeit gefragt ist.
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Bis zu einer Tonne pro Stunde reinigen
Gerade bei Mischkulturen und nicht ganz unkrautfreien Parzellen kommt der Reinigung des Ernteguts eine wichtige Rolle zu. Vor rund 10 Jahren haben Iselis selbst entsprechende Maschinen angeschafft, um unabhängiger zu sein und auch kleine Mengen verarbeiten zu können. So wird je nach Bedarf nach Grösse, Form und/oder Gewicht sortiert, seien es Kichererbsen, Linsen, Getreide, Leinsamen oder andere Körner. Auf der Ferme Iseli in La Sarraz VD gibt es zwei Reinigungsstrassen: «Mit der kleineren schaffen wir rund 100 kg pro Stunde, mit der grösseren liegt in derselben Zeit etwa eine Tonne drin», schildert die Betriebsleiterin. Die Ware kommt direkt vom Mähdrescher zur Reinigung und muss nicht zu einer Getreidesammelstelle gebracht werden.
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Fast alles direkt vermarktet
Die eigene Reinigung ermöglicht es Christina de Raad Iseli, viele verschiedene Kulturen in kleinen Mengen anzubauen. Die Ackerfrüchte werden, genau wie Rind- und Pouletfleisch, in einem grosszügigen Selbstbedienungsladen auf dem Betrieb direktvermarktet. Nur ein Teil des Weizens geht für den Verkauf an die Mühle Chevalier. «Wir arbeiten mit einem Gemüseproduzenten zusammen, dessen Abo-Taschen bei uns abgeholt werden», erklärt die Waadtländerin. Die Kund(innen) nehmen eigentlich immer auch noch z. B. Mehl, Teigwaren, Gebäck, Sirup oder Linsen von der Ferme Iseli mit.
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Mikrotechnologin, Bäuerin, Meisterlandwirtin
Auf den Hof in La Sarraz gekommen ist die frühere Mikrotechnologin mit Masterabschluss vor 20 Jahren. Es handelt sich um den Betrieb der Eltern ihres Mannes Christian, der heute als Informatiker arbeitet. «Weil er auch Landwirt ist, können wir zusammen diskutieren und Entscheiden», betont Christina de Raad Iseli. Nachdem sie jahrelang elektronische Mikrochips gebaut hatte, machte sie zuerst die Bäuerinnen-Ausbildung und lernte dann Meisterlandwirtin. Als ausgebildete Bäuerin liege ihr die Direktvermarktung nahe, die auf ihrem Betrieb auch selbst gebackenes Sauerteigbrot und Biscuits umfasst.
Wenig Mist sparsam einsetzen
Dass auf der Ferme Iseli seit 10 Jahren Kichererbsen angebaut werden, geht auf expliziten Kundenwunsch zurück «Die Leute wollten weniger Fleisch kaufen, fragten aber, ob wir nicht pflanzliche Proteinquellen anbieten könnten», erzählt Christina de Raad Iseli. Ausserdem esse sie selbst sowohl gerne Linsen als auch Kichererbsen und finde den Anbau sinnvoll. In ihrer 10-jährigen Fruchtfolge mit zwei bis drei Jahren Gras stehen die Körnerleguminosen jeweils zwischen zwei Getreidekulturen. Lein und Buchweizen lockern die Abfolge auf, denn bei Kichererbsen soll eine Anbaupause von sechs Jahren eingehalten werden. «Wir verwenden nur den Hofdünger unserer 10 Mutterkühe, der Legehennen, Mastpoulets und Pferde. Nach den Leguminosen müssen wir nicht düngen und können den Mist aufsparen», erläutert die Landwirtin. Meist komme er für Weizen zum Einsatz, der weniger anspruchsvolle Dinkel komme dank der Leguminosen ohne aus.
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Die Ernte schwankt sehr stark
Kichererbsen selbst sind wenig anspruchsvoll, vertragen laut Christina de Raad Iseli aber keine Staunässe. Während der Blüte dürfe es ausserdem nicht zu warm und zu trocken sein, weshalb sie die Kultur möglichst früh im Jahr säe. Etwa Ende März kommt das Saatgut, das Iselis von Otto Hauenstein Samen (OHS) bezieht, mit einer Getreidesähmaschine in den Boden. «Anschliessend wird gewalzt und wir entfernen allfällige Steine, damit sie bei der Ernte nicht zum Problem werden». Geerntet wird Ende Juli, wenn die meisten Hülsen reif sind – die heute verfügbaren Kichererbsen reifen ungleichmässig ab. Ausserdem schwankt der Ertrag stark, wie Iseli schildert: «Manchmal ernten wir etwa so viel, wie wir gesät haben. In guten Jahren gibt es in Reinsaat 1-2 t/ha». Einmal gab es wegen der Pilzkrankheit Anthraknose einen Totalausfall. Ansonsten seien Schädlinge und Krankheiten bisher kein grosses Thema gewesen. «Aber wenn ich sehe, dass der Nachbar Erbsen anbaut, plane ich die Kichererbsen möglichst woanders».
Der Preis ist ein Durchschnitt
Um die Ertragsschwankungen aufzufangen, legt Christina de Raad Iseli einen fixen Durchschnittspreis für ihre Kichererbsen fest. Wieviel es auf den rund 120 Aren zu ernten gibt, lässt sich kaum voraussagen. Doch für die Waadtländerin gehören Kichererbsen zu ihrem Betrieb und werden daher auch jedes Jahr gesät. Die Kultur eignet sich ihrer Meinung nach für Landwirt(innen), die «wirklich an pflanzliche Proteinquellen glauben» und sie in ihre Fruchtfolge einbauen wollen. Fraglos sind Schweizer Kichererbsen um einiges teurer als Importware im Detailhandel. Doch De Raad Iseli hat die Erfahrung gemacht, dass Konsument(innen) nach einheimischen Alternativen suchen und sie kontaktieren. «Wer meine Preise nicht bezahlen will, der versteht und schätzt nicht die Arbeit hinter dem Produkt. So verkaufe ich nicht», sagt sie bestimmt.
Betriebsspiegel Ferme Iseli
LN: 30 ha
Tierbestand: 10 Black-Angus-Mutterkühe mit Muni, 250 Legehennen, 3x 150 Mastpoulets pro Jahr, einige Schafe zur Grünlandpflege, 2 Pferde
Kulturen: Dinkel, Hafer, Gerste, Weizen, Hartweizen, Buchweizen, Leindotter, Leinsamen, Kichererbsen, Linsen
Arbeitskräfte: Christina de Raad Iseli (Betriebsleiterin, 100%), Christian Iseli (aushilfsweise und beratend), 1 Angestellte, bald Tochter (Landwirtin EFZ), 1 oder 2 Lehrlinge Landwirt/in EFZ
Besonderes: Fast vollständige Direktvermarktung, eigene Anlage zur Reinigung verschiedener Mischkulturen
Weitere Informationen: https://ferme-iseli.ch/
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