Ohne sichtbare Anstrengung läuft Regula Schmid zügig die Weide oberhalb des Hofes hinauf. Trotz des steilen Anstiegs plaudert sie munter über ihre Grauvieh-Kühe. Die Tiere blicken interessiert auf, als verstünden sie, dass über sie geredet wird, weiden aber in Ruhe weiter.
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Lieblingsplatz auf der Wiese
Etwa auf halber Höhe zum Gipfel, etwas unterhalb eines Reservoir-Häuschen, ist das Gelände flacher. Der Nebel hat sich aufgelöst, nur ein Wolkenstreifen hängt wie ein dünner Wattestrang vor dem Piz Beverin. Regula Schmid dreht sich um, blickt auf den Hof hinter, die Weiden, den Berg.
Sie seufzt zufrieden. «Einer meiner Lieblingsplätze», sagt die Bäuerin. «Noch lieber bin ich aber ganz oben, an der Stafel, wo unsere Quellfassung ist. Da hat es ein kleines Stück Wiese, dass wir immer erst Ende Sommer nutzen.»
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Hoch oben, weit hinten
Regula Schmid lebt mit ihrem Mann Ralph und den beiden Kindern Noemi (15) und Fabian (11) in Inner Glas in Kanton Graubünden auf 1819 Meter über Meer. Es ist die oberste und hinterste Siedlung der Gemeinde Tschappina am Heinzenberg, wie die Westseite des Tales zwischen Thusis und Rothenbrunnen heisst.
Zum Betrieb gehören 30 Stück Grauvieh, eine Zweinutzungsrasse. «Ich melke nur hin und wieder eine Mutterkuh für den Eigenbedarf, um ein Tier an den Kontakt zu gewöhnen und selbst nicht aus der Übung zu kommen.
Steckbrief
Name: Regula Schmid
Alter: 44
Beruf: Sportfachfrau
Landwirtschaftliche Nutzfläche: 30 ha
Viehbestand: 30 Stück Grauvieh, Hühner
Zutrauliche Kühe
Der Spaziergang über die Weiden hat zu «Bella» geführt, Regula Schmids Lieblingskuh. Sie krault das Tier am Nacken. «Schön, wenn die Kühe so zahm sind.» Doch alles machen die Tiere nicht mit. «Das Fernseh-Team fragte, ob wir die Kühe anders platzieren können. Doch die haben ihren eigenen Kopf.»
Die «Landfrauenküche» kennt Regula Schmid seit der ersten Ausstrahlung im Jahr 2007, als die Bergünerin Migga Falett den Wettbewerb gewann. Seither habe immer mal wieder jemand aus dem Bündnerland mitgemacht, den sie kenne. Nun ist sie selbst dabei. «Und ich schaue die Sendung jetzt ganz anders an.»
Herzliche Kontakte
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Mit den Mitbewerberinnen haben sich schnell herzliche Kontakte entwickelt. «Man stellt sich im Vorfeld vor, wie die Frauen sind. Dann sieht man sie zu ersten Mal – und sie sind ganz anders.» In der gemeinsamen Chat-Gruppe würden vor allem Fotos ausgetauscht. «Denn wir dürfen ja nicht zu viel voneinander wissen.»
Die Freude am Kochen hatte ihr den Ansporn gegeben, sich bei der Landfrauenküche zu bewerben. Sie habe selbst viele Rezepte aus früheren Staffeln übernommen, erzählt Regula Schmid, und Freunde hätten sie zum Mitmachen motiviert.
«Ich gebe beim Kochen alles, vor allem wenn wir Besuch haben.» Filigran dekorierte Desserts machen ihr besondere Freude. «Mir gefällt es, wenn es schön aussieht.»
Vertrautes Gelände
Die 44-Jährige ist mit drei Geschwistern in Inner Glas aufgewachsen. Sie und ihr Mann haben den Hof ihrer Eltern übernommen, die im Haus nebenan wohnen. Ralph Schmid hatte ursprünglich Metzger und Forstwart gelernt.
«Mein Schwager arbeitet im gleichen Forst-Betrieb, wir wurden damals verkuppelt», sagt Regula Schmid mit einem Schmunzeln zum Kennenlernen. Ralph kam 1999 erstmals «zum Schnuppern» auf dem Hof – und es gefiel ihm. Also entschied er sich, eine weitere Ausbildung zu machen und richtete den Betrieb neu auf Direktvermarktung aus.
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Regula Schmid selbst arbeitete früher zehn Jahre einem Sportfachgeschäft in Bonaduz. Vom Langlauf über Triathlon bis Pilates habe sie in jener Zeit jeden Sport ausprobiert.
Fit durch die Hofarbeit
Heute ersetze ihr der Landwirtschaftsbetrieb das Fitness-Studio: «Beim Zäunen, Tiere zügeln, Heuen ...» Etliche Jahre betreute sie neben Familie und Hof eine Ferienhaussiedlung. «Doch da die Gäste-Wechsel immer am Samstag sind, hatten wir kaum mehr Zeit für die Familie.»
Die Winter hier oben sind lang. Je nach Vegetation können die Tiere erst im Mai oder gar im Juni auf die Weiden. Ab Mitte Oktober sind sie oft schon wieder im Anbindestall. «Aber sie dürfen jeden Tag nach draussen – ausser, wenn es wirklich stürmt.»
Im Stall-Winter werden auch alle Kälber geboren, so dass den Schmid die Arbeit nie ausgeht. «Ralph ist für den Stall zuständig. Doch wir machen Vieles zusammen.» Wie vielen Bauern in der Bergregion, macht dem Paar die zunehmende Präsenz des Wolfes Sorgen. Denn das Thema sei sehr vielschichtig, betreffe auch ihre wirtschaftliche Existenz. «Das vergessen manche Städter im Flachland.»
Fünf Fragen an Regula Schmid
Mein Lieblingsessen als Kind: Die Würfeli-Wähe meiner Mutter, sie besteht aus Teig, Gschwellti, Cervelats und Käse
Das esse ich nicht gerne: Meeresfrüchte wie Muscheln oder Tischenfisch müssen nicht sein
Meine Küchenwunderwaffen: Der Stabmixer und meine Kenwood-Maschine sind praktisch jeden Tag im Einsatz.
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Neues ausprobieren und für Besuch kochen. Ich dekoriere gerne Kuchen mit enem bizzeli Chichi.
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Grosser Frühlingsputz oder putzen nach Plan. Ich putze lieber vorweg, was nötig ist
Kräuterkennerin
Über die Hofarbeit entdeckte Regula Schmid ihr Interesse an Homöopathie und effektiven Mikroorganismen (EM), Flüssig-Mischungen aus verschiedenen Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien, Photosynthesebakterien und Hefen.
Sie probierte EM zuerst bei den Blumen aus, dann für die Kälbergesundheit und begann immer mehr, sich damit auseinander zu setzten. Zudem bildete sie sich in Kräuterkunde weiter und macht Salben, unter anderem aus Arnika, die gleich hinter dem Haus wächst, oder Öl aus Johanniskraut.
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«Hoflädali» im alten Stall
Die Erkundungstour über Weiden, Wohnhaus und Stall endet im «Hoflädali», einen umgebauten Schafstall der Nachbarn. Hier bieten Schmids mit einer anderen Bauern-Familien sowie der Nachbarin, einer Töpferin, ihre Produkte an. Der kleine Laden liegt am «Erlebnisweg Glas Pass», und lockt auch Touristen an.
Regula Schmid fertigt Sirupe und Backwaren für den Hofladen. Kräuter, Salz, Totenbeinli, Nusstorte. Dazu kommen selbst fotografierte Postkarten. Denn auf ihren Wegen über die Weiden entdeckt sie immer wieder Sujets, die sie mit dem Handy festhält. «Ich sehe auch das Kleine.»
Nichts tun ist nicht ihr Ding
Hinsetzen und auch mal nichts machen, das liegt der Bäuerin nicht. Lieber nutzt sie die Musse-Zeit, um mit Handlettering Karten zu kreieren. Oder sie spielt Schwyzerörgeli. «Nur für mich, weil es mir Freude macht.» Das Instrument brachte sie sich selbst bei, heimlich, als Sohn Fabian vor vier Jahren mit dem Spielen begann.
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Vieles in ihrem Leben habe sich einfach so ergeben, ohne fixen Plan, meint Regula Schmid bei Kaffee und Bündner Nusstorte in der hellen Küche. «Ich stehe jeden Morgen gerne auf, für mich fliesst Arbeit und Freizeit ineinander.»
Sie hätte sich früher nie vorstellen können, selbst zu bauern. Doch nun sei sie genau am richtigen Platz. Selbst Arbeiten, die sie als Kind nicht mochte, haben inzwischen ihren Reiz. «Ich habe früher nie gerne gezäunt. Heute finde ich es toll.»
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