Das grosse Fenster ist im Esszimmer des Wohnhauses in Sins AG ein Blickfang: Die Sicht geht auf das gegenüberliegende Stallgebäude in der saftig grünen Landschaft. Und eigentlich ist es kein Fenster, sondern eine Tür: «Da ist noch ein Autounterstand mit Terrasse darauf geplant», bemerkt Daniela Huwiler. Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen, aber der Betrieb «I de Wannä» ist schon längst zu ihrem Zuhause geworden.

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Besonders viel zu organisieren 

«Mütter und Bäuerinnen sind Organisationstalente», findet die Aargauerin. Das sei ihr zuletzt in der Bäuerinnenschule klargeworden, wo sie ihre Abschlussarbeit unter anderem zu ihrer persönlichen Wochengestaltung verfasst hat. Die Landfrau plant nicht nur ihre eigene Zeit und die Tage ihrer zweijährigen Tochter Elena, sondern hilft auch beim Management des Betriebs. Zum Beispiel bei der Frage, wann der Zeitpunkt fürs Heuen ideal wäre – «wann immer möglich nicht am Sonntag, das ist unser Familientag».

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Dossier«SRF bi de Lüt - Landfrauenküche» 2022Donnerstag, 12. Mai 2022 In Huwilers Alltag gibt es viel zu organisieren, denn Elena muss zur Behandlung eines Geburtsgebrechens regelmässig zu verschiedenen Terminen. Ihr fehlt das rechte Wadenbein (Fibulare Hemimelie). «Das ist Elena, sie ist ein tolles Mädchen», stellt Daniela Huwiler ihre Tochter jeweils vor, wenn Fremde zuerst nach deren Bein fragen. Ihre Liebe zu dem Kind ist unbestreitbar und in vielen Belangen ist die Zweijährige einfach genau das: ein Kind, das lebhaft spielt und seine Bedürfnisse hat. So muss für Elena zur gewohnten Zeit das Zmittag und der Znacht bereit sein, «sonst gibt es ein Geschrei», bemerkt ihre Mutter schmunzelnd. Wenn mindestens zwei Mal wöchentlich Termine bei der Physiotherapie oder dem Orthopädietechniker anstehen, kocht sie jeweils am Morgen vor. Die Aargauerin hat hohe Ansprüche an sich und bezeichnet sich selbst als Perfektionistin. Das gilt auch für ihre Alltagsküche, die ausgewogen, frisch und regional sein soll. Ab und zu schafft es ein Salat oder eine Stange Lauch aus dem Garten auf den Tisch, doch das sieht die Landfrau nicht so eng: «Ich bin eine moderne Bäuerin und habe nicht den Anspruch einer kompletten Selbstversorgung aus dem eigenen Garten».

Steckbrief
Name: Daniela Huwiler
Alter: 31 Jahre
Beruf: Gelernte Kauffrau, Bäuerin FA (Prüfungsresultat steht noch aus)
LN: 20 ha
Tierbestand: 30 Milchkühe

Viel in den übernommenen Betrieb investiert

Auch einen Hofladen wollte Daniela Huwiler nicht realisieren, als sie und Patrick 2019 den Betrieb von seinem Vater übernommen haben. Das sei nicht ihr Ding und sie sehe nicht, warum sie sich da breitmachen sollte, wo andere doch bereits mit viel Herzblut bereits direktvermarkten.

Die Hofübernahme innerhalb von nur fünf Monaten war eine Herausforderung. Das Paar investierte viel Zeit, Geld und Arbeit, um «I de Wannä» zu dem vorzeigbaren IP-Suisse-Betreib zu machen, den er heute ist.

Dank Therapeutin aus der Depression 

Die Veränderungen auf dem Hof werden von Spaziergängern positiv wahrgenommen, was der Bäuerin nach all dem grossen persönlichen und finanziellen Einsatz sehr guttut. Die Hofübernahme, die Renovationsarbeiten am Stöckli, die Hochzeit und die Geburt von Elena mit ihrer nicht vorhersehbaren Beeinträchtigung, dazu die Ausbildung zur Bäuerin – all das fiel in den letzten Jahren zusammen. «Es waren strenge und kraftraubende Jahre, vieles kam in dieser Zeit zu kurz», blickt die Aargauerin zurück. Sie war als Mutter eingespannt und konnte die Geburt nicht richtig verarbeiten, schlitterte in eine Depression. Mithilfe einer Psychotherapeutin lernte sie, das Geschehene zu verarbeiten und die Behinderung ihrer Tochter zu akzeptieren.

Mit Hilfe einer To-Do-Liste zum Abstreichen machte die Landfrau ihre Arbeit zuhause auch für sich selbst besser sichtbar. «Ich musste lernen, dass meine Arbeit im Haus auch etwas wert ist».

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Büro als Ausgleich und aus finanziellen Gründen

Heute ist der Sport zu einem Fixpunkt in ihrem Terminkalender geworden: Beim intensiven Langhanteltraining (Bodypump) könne sie angestaute Energie loswerden. Eine gute Organisation mit ihrem Mann ermöglicht es Daniela Huwiler, sich diesen Freiraum zuzugestehen und ausserdem zweimal pro Woche als Kauffrau in einem Büro zu arbeiten. «Da bin ich mit anderen Menschen in Kontakt und werde auf eine andere Art gefordert», erklärt sie. Ausserdem ist die Familie auf das zusätzliche Einkommen angewiesen.

In landwirtschaftlichen Dingen mitreden können

Der Hof ist mittlerweile auf Vordermann gebracht, Huwilers sind ein eingespieltes Team. «Wir ergänzen uns», erklärt die Aargauerin. Sie macht die Buchhaltung, kümmert sich um Haushalt und Umgebung und hilft bei Bedarf im Stall oder beim Heuen. Was Daniela Huwiler nicht übernimmt, ist das Melken. «Das liegt mir einfach nicht», begründet sie. Ausserdem gebe es ebenso Arbeiten im Haus und auf dem Hof, die ihr Mann auch nicht so gerne macht. In landwirtschaftlichen Belangen mitreden zu können, ist der Landfrau allerdings wichtig: Das war der Grund für ihre Ausbildung zur Bäuerin FA. «Ich hinterfrage die Dinge gerne».

5 Fragen an Daniela
Mein Lieblingsessen als Kind: Fenchelwickel (mit Schinken und Käse überbacken)
Das esse ich heute nicht (mehr) gerne: Blut- und Leberwurst, Innereien
Meine Küchenwunderwaffe: Steamer, obwohl ich auch nicht ohne Geschirrspüler leben möchte
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Alles mit etwas Action, z. B. Fleisch anbraten oder Risotto kochen.
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Gemüse schälen oder raffeln, z. B. Rüebli für eine Rüeblitorte.

Gelernt, dass Fehler in Ordnung sind

Es sei, wie sie selbst sagt, «typisch Daniela» gewesen, dass sich die Aargauerin selbst für die «Landfrauenküche» angemeldet hat. «Ich wollte Patrick dann nach der vermeintlichen Absage darüber informieren», meint Daniela Huwiler. Dass sie tatsächlich ausgewählt würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Die Teilnahme gönnte sie sich als Erlebnis für sich selbst nach dieser strengen Zeit. Die Sendung habe ihr gutgetan, resümiert die Aargauerin: «Ich habe mit sechs, mir vorher unbekannten Frauen, eine tolle Zeit verbracht und gelernt, dass auch ich Fehler machen darf. Ich muss nicht immer perfekt sein».

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«Mit gutem Willen, Durchhaltevermögen, einer täglichen Prise Humor und einer Partnerschaft auf Augenhöhe kann man alles erreichen», sagt Daniela Huwiler. Was wir hier aufgebaut haben, ist unser Daheim und wird immer unseres bleiben». Als nächstes möchte die Familie für verbessertes Tierwohl und zusätzliche Kühe den Stall ausbauen. Und wenn alles gut läuft, serviert die Aargauerin in einigen Jahren den Kaffee auf ihrer neuen Terrasse.

[IMG 6]Der grosse Wettbewerb zur «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2022

Mitmachen und tolle Preise gewinnen: Jede Woche stellen wir Ihnen eine Quizfrage zu den diesjährigen Kandidatinnen. Unter allen Einsendungen verlosen wir tolle Preise im Gesamtwert von über 10’000 Franken, unter anderem 15x Kärcher Nass-/Trockensauger WD 5 S V-25/6/22 im Wert von je Fr. 260.–
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